Ingolstadt
Im Christbaumrausch

Keine leichte Wahl im Nadeldickicht - Ingolstädter besorgen ihre Tannen

16.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Den passenden Christbaum hatte Niklas Markel (links) schnell gefunden. Die Verkäufer Fredi Wiedmann (von links) und Roland Brand verpacken die Bäume. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Um die Weihnachtszeit wird er der neue Mitbewohner im Wohnzimmer - ob nur für ein paar Tage oder doch gleich einige Wochen: der Christbaum. Und die Suche nach dem perfekten Kandidaten ist gar nicht mal so leicht.

Mit dem Handschuh fährt die blonde Frau durch die dunkelgrünen Zweige. Dann begutachtet sie eingängig die Nadeln. Ihr Atem ist in der eisigen Luft zu sehen. Ein kleines rotes Fähnchen steckt oben an der Baumspitze, "Original Nordmanntanne" ist darauf zu lesen.

Ein kleines Mädchen mit langen Zöpfen stürmt durch das Dickicht der Bäume. Anstatt in der Erde stecken sie aber auf langen Holzscheiten. Die Suche nach dem perfekten Christbaum scheint das Mädchen noch wenig zu interessieren.

Bei den Erwachsenen hingegen ist die Christbaumsuche eine etwas ernstere Angelegenheit. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss einfach stimmen", sagt Friederike Stöckel. Dunkelgrün und schlank muss der Baum sein, außerdem schön und gerade gewachsen. "Ich würde mal sagen, Männer entscheiden sich da etwas schneller", meint Stöckel und lacht.

Seit 25 Jahren verkauft Gartenbau Hecht aus Karlshuld schon die Christbäume, unter anderem an der Salierstraße. "Das Geschäft ist erst an diesem Wochenende so richtig angelaufen", meint Verkäufer Fredi Wiedmann. Davor hätten sie vor allem große Bäume an Firmen verkauft. Die Bäume sind mit zwei Labels ausgezeichnet: Die sogenannten Premium-Bäume sind angekaufte, kommen teils aus dem Ausland, und Standard steht für heimische Tannen. Sie sind auch günstiger - bei ihnen kommen nämlich keine Transportkosten hinzu. "Die meisten Kunden wollen Nordmanntannen, Blautannen und auch oft nur einzelne Tannenzweige." Die Wünsche seien ganz unterschiedlich. "Die einen möchten ihren Baum füllig, andere nicht so voll, damit sie noch echte Kerzen anbringen können", meint Verkäufer Roland Brand.

Mit Schwung wuchten beide Männer den Baum durch den Verpackungstrichter, eine lange metallene Röhre. Das grobmaschige Netz spannt sich um den Baum wie eine zweite Haut. Mittlerweile nur noch halb so dick wie er vorher war. "Wie teuer ist der Baum jetzt?" erkundigt sich ein Mann. Seine Nase ist vor Kälte schon rot angelaufen. 45 Euro. Er schluckt. "Ich glaube, ich suche nochmal weiter", meint er und huscht zu den günstigeren und kleineren Tannen, sein Kopf ragt zwischen den Zweigen hervor.

Die Suche nach dem perfekten Baum für das Wohnzimmer führt weiter durch die Stadt, auf einem Parkplatz an der Münchener Straße sind die Nadelbäume schon von weitem zu erkennnen. "Ich gehe jedes Jahr ohne meine Frau hierher", erzählt Niklas Markel und streicht über die Nadeln. Mit dem Rad ist er heute hier, darauf legt Markel dann seine Errungenschaft ab und schiebt sie nach Hause. "Ich wohne hier nämlich gleich ums Eck." Dieses Jahr darf es mal ein kleinerer Baum sein. Wegen eines geplanten Skiurlaubs seien er und seine Familie eh nicht so lange zu Hause

Das ein oder andere Schnäppchen wurde am Wochenende auch gemacht. "Natürlich handeln wir auch immer beim Christbaum. Das ist ja quasi Pflicht", meint ein junger Vater im Gehen verschmitzt und nimmt seinen Sohn an der Hand. Gemeinsam laufen sie über die Straße - mit dem erstandenen Christbaum.

Anna Hausmann