Warum in die Ferne schweifen?

Edeka schließt: Unsernherrner Bürgerinitiative will auch in Zukunft die Versorgung im Dorf gesichert wissen

14.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:45 Uhr
Einsatz vor dem Supermarkt: Thomas Schneider (oben rechts), Sabine Brücklmeier und Kurt Neumeier setzen sich dafür ein, dass die Nahversorgung in Unsernherrn gesichert bleibt. Der Edeka an der Münchener Straße schließt am Samstag, 17. Oktober. Mit ihren Mitstreitern in einer neu formierten Bürgerinitiative sammeln sie Unterschriften im Dorf und darüber hinaus. Auch in den Läden liegen Listen aus. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Sie wollen ihren Supermarkt nicht kampflos aufgeben. Eine Gruppe Unsernherrner hat sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, die sich dafür einsetzt, dass die "Nahversorgung" auch in Zukunft im Dorf gesichert ist. Wie berichtet, schließt der Edeka-Markt an der Münchener Straße am Samstag 17. Oktober.

 

Beim Pressetermin mit dem DONAUKURIER betonen Sabine Brücklmeier, Kurt Neumeier und Thomas Schneider, ihre Kritik richte sich nicht gegen die Familie, der das Grundstück gehört und die sich offenbar mit dem Handelsunternehmen nicht auf eine Verlängerung des Pachtvertrages und eine Sanierung des Supermarkts einigen konnte. "Die Familie hat legitime Interessen, die wir natürlich respektieren", so Neumeier. Wichtig sei, dass Unsernherrner auch künftig ein großes Geschäft in der Nähe haben. Ob an der Stelle des jetzigen Supermarktes oder woanders, sei da nicht entscheidend.

Wie ausgemacht, trat am Mittwoch beim Pressegespräch Theresa Strunk in die Runde, die gerade aus dem Supermarkt kam. Auch sie bedauert seine Schließung. Sie komme regelmäßig von Unterbrunnenreuth mit dem Rad oder zu Fuß zum Einkaufen hierher. Die anderen, modernen Märkte in der Umgebung seien ihr "zu groß", sagt sie. "Hier kenne ich auch alle Angestellten. " Deswegen hat sie hat bereits auf einer der Unterschriftenlisten unterschrieben, die die Initiative noch bis nächste Woche sammelt, berichtet Strunk. "Wir gehen Klinkenputzen und auch in den Geschäften liegen die Listen aus", so Schneider. Die Leute, die ihnen bei der Bitte um eine Unterschrift eine Absage erteilt hätten, können sie an einer Hand abzählen, berichten die drei. Bisher seien schon rund 400 Unterschriften zusammengekommen. Die ausgefüllten Listen sollen an Oberbürgermeister Christian Scharpf übergeben werden, denn die Unsernherrner sehen die Politik am Zug. Ihnen geht es darum, dass das Areal, auf dem der Edeka seit 20 Jahren steht, weiter als Fläche für Einzelhandel ausgewiesen bleibt und nicht etwa für Wohnbebauung freigegeben wird.

Der kleine Supermarkt sei wichtig für den dörflichen Charakter, den man sich in Unsernherrn erhalten habe, sagt Brücklmeier. "Hier laufen die Kinder her, um sich von ihrem Taschengeld ein Eis zu kaufen", berichtet sie. Das gehe gefahrlos. "Aber ich möchte einen Sechsjährigen eigentlich nicht alleine entlang der Münchener Straße zum Kaufland schicken. " Freilich fahren auch manche Unsernherrner für den Wochenendeinkauf in die großen Supermärkte in der Peripherie, aber es gehe eben auch um die täglichen, kleinen Besorgungen, die Poststelle im Markt, die Lotto-Annahmestelle. "Das ist das, was wir unter Nahversorgung verstehen", erklärt Brücklmeier. Betroffen seien vor allem Ältere, die nicht mehr so mobil seien. "Und der Bus ist recht teuer", findet sie.

Am Samstag, wenn der letzte Tag des Edeka gekommen ist, will die Bürgerinitiative wieder vor dem Markt Präsenz zeigen. "Wir sind ab 8 Uhr da", kündigt Schneider an. Man wolle mit den Kunden und gerne auch mit Entscheidungsträgern ins Gespräch kommen. Wer sich in der Bürgerinitiative engagieren will, ist ebenfalls eingeladen, zu kommen. Die Gruppe ist auch per E-Mail unter buergerinitiative-unsernherrn@web. de zu erreichen. 

Johannes Hauser