Ingolstadt
Warten auf den Kodiak

Industry Day der Nato-Stelle MILENG zeigt auch das, was die Bundeswehr noch nicht hat - Kommandowechsel am Vorabend

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
Beim Objekt der Begierde: MdB Reinhard Brandl mit dem scheidenden MILENG-Kommandeur Oberst Niels Janeke, Brigadegeneral Lutz Niemann und dem neuen MILENG-Chef Oberst Thorsten Ludwig (v. l.) vor dem Pionierpanzer Kodiak, der von der Firma Rheinmetall angeboten wird. −Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Es ist wahrscheinlich Europas größte Fachmesse für Pionierausrüstung - und sie findet stets im Herbst hinterm Kasernenzaun an der Manchinger Straße statt. Diesmal wurde der Industry Day der kleinen Ingolstädter Nato-Stelle MILENG COE auch mit einem Kommandowechsel verbunden.

Was die Miba für die regionalen Häuslebauer, Heimwerker und Hausfrauen ist, das ist den Nato-Militärs und solchen befreundeter Nationen, zumindest wenn sie sich zur Pioniertruppe zählen, der Industry Day in der Kaserne "Auf der Schanz". Seit dort vor bald zehn Jahren das Nato-Zentrum zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Pionierkräfte Einzug gehalten hat, werden Teile der Ingolstädter Bundeswehrniederlassung gegen Jahresende stets für einen Tag zum Ausstellungsgelände.

Im großen Sporttrakt der Kaserne mit angeschlossener Aula und auf dem Exerzierplatz davor zeigen vorwiegend Rüstungsunternehmen, was längst auf dem Wunschzettel der Kampfunterstützungstruppen steht oder bald stehen könnte. Für etliche Hersteller ein Pflichttermin.

Quasi als Aufgalopp zur Messe an diesem Mittwoch fand am Dienstagabend ein Kommandowechsel bei MILENG COE statt. Das Military Engineering Centre of Excellence, wie die Nato-Einrichtung voll umfänglich heißt, steht beständig unter deutscher Führung. Nach Norbert Scholz und Otto Radlmeier war ab 2013 Oberst Niels Janeke der dritte Befehlshaber der inzwischen von 17 Nato-Staaten getragenen Einrichtung, die die Annäherung bei Ausbildung und Ausrüstung der jeweiligen Pioniertruppen zum Ziel hat. Janeke hat nun eine herausfordernde neue Verwendung vor sich: Er soll im kommenden Jahr als Nato-Attaché nach Moskau wechseln.

Der Oberst dankte in seiner Abschiedsrede vor allem seinem international besetzten Stab, der neben der Bühne in der Kasernen-Aula angetreten war. Er bezeichnete seinen Ingolstädter Posten wegen der großen Unabhängigkeit und der Gestaltungsmöglichkeiten als "best job ever", also als den schönsten Abschnitt in seiner bisherigen Laufbahn.

Brigadegeneral Lutz Niemann, Chef des hiesigen Ausbildungszentrums Pioniere der Bundeswehr und zugleich der gesamten deutschen Pioniertruppe, nahm anschließend als ranghöchster Offizier am Standort (Nato-Vorgesetzter der Dienststelle ist er nicht) den Kommandowechsel auf Thorsten Ludwig vor. Der Oberst ist seit 1983 bei der Bundeswehr, ist wie Janeke "gelernter Pionier" und hat bereits diverse Führungspositionen innerhalb der deutschen Streitkräfte durchlaufen.

Die eigentliche Messe - diesmal eröffnet vom örtlichen Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl - war dann gestern allein dem (durchaus internationalen) militärischen Fachpublikum vorbehalten. Gezeigt wurde an 66 Firmenständen von der Wasseraufbereitung über die robotisierte Kampfmittelbeseitigung bis zum kettengetriebenen Großgerät vieles, was im Aufgabenspektrum der Kampfunterstützungstruppe hilfreich oder gar unentbehrlich ist. Allerdings ist längst nicht alles, was der militärischen Führung sinnvoll erscheint, auch bereits bewilligt oder gar eingeführt: Auf den Pionierpanzer Kodiak, der vom Rüstungskonzern Rheinmetall präsentiert wurde, wartet die deutsche Pioniertruppe seit Jahren vergeblich. Ob General Niemann die von ihm befürworteten ca. 50 Spezialpanzer noch in seiner Dienstzeit zu Gesicht bekommt, steht in den Sternen.

Bernd Heimerl