Ingolstadt
Walter Schobers Solospiel

Am Freitag findet an der Technischen Hochschule die Präsidentenwahl statt - Gegenkandidatin zieht zurück

25.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:36 Uhr
Walter Schober ist Präsident der Technischen Hochschule Ingolstadt. −Foto: Hammer, THI

Ingolstadt (DK) Die Technische Hochschule (THI) beschäftigt sich mit Autonomem Fahren und Künstlicher Intelligenz. Aber vor Kommunikationspannen ist auch ein derart Richtung Zukunft gewandtes Haus nicht gefeit, wie sich am Montag zeigte

Am Nachmittag verschickte die THI eine Pressemitteilung zur Wahl des Präsidenten an diesem Freitag, mit Zeitplan und den Kurzviten der beiden Kandidaten. Es war das erste Mal, dass überhaupt mitgeteilt wurde, wer dieses Mal,  neben dem eigentlich gesetzten Amtsinhaber Walter Schober, antritt. Nur war diese Information bei der Verbreitung der Mitteilung schon überholt – was da allerdings noch keiner an der THI wusste. Erst zwei Stunden nach der ersten Pressemitteilung folgte die Korrektur.

Denn  die durchaus renommierte Bewerberin Susanne Lengyel, die derzeit Vizepräsidentin  für Studium und Lehre an der Hochschule Hamm-Lippstadt und unter anderem Präsidentin des Verbandes Deutscher Industrie-Designer ist, hatte sich erst sehr kurzfristig dazu entschieden, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Den DK, der eigentlich von ihr etwas über ihre Motivation zur Bewerbung erfahren wollte,  erreichte die Nachricht so vor der Hochschule. „Aus privaten Gründen“ habe sie zurückgezogen, teilte Lengyel im Telefonat mit. Übers Wochenende sei die Entscheidung in ihr gereift. „Schneller ging es bei mir nicht.“ 
Mehr wollte die gebürtige Freiburgerin über die Gründe für den Rückzug nicht sagen, wohl aber über ihre Motivation, die ursprünglich zu ihrer Bewerbung geführt hatte: Sie habe einen privaten Bezug zu Ingolstadt, dazu sei ihr natürlich bekannt gewesen, welch herausragende Stellung die THI sich in den vergangenen Jahre erarbeitet habe. „Es wäre eine interessante Herausforderung gewesen“, sagte sie. Jetzt bleibe ihr nur noch, „dem Verfahren alles Gute“ zu wünschen. 

Für den amtierenden Präsidenten Walter Schober erhöht der Rückzug seine ohnehin guten Chancen, wiedergewählt zu werden, noch einmal erheblich. Schließlich gibt es nun keinen Gegenkandidaten mehr. Doch wie er gegenüber dem DK betonte, habe er sich auf seine Bewerbung konzentriert. Er sei in dem Verfahren ohnehin außen vor gewesen, bei dem Kanzler und Wahlleiter Christian Müller federführend ist. Weder habe er gewusst, wer außer ihm zur Wahl steht, noch, wie der Ausschreibungstext lautete. 
Momentan arbeite er noch an der Präsentation für Freitag, sagte Schober. Da kann er natürlich einiges erzählen: Seit er 2012 Präsident wurde, hat sich die Zahl der Studenten von 3700 auf 6000 erhöht, das Forschungsvolumen von vier auf 16 Millionen Euro. Dazu hat die THI in diesem Jahr den Hochschulentwicklungsplan verabschiedet, mit dem Ziel, in Ingolstadt und Neuburg die 10 000-Studenten-Marke zu erreichen. Fünf neue Studiengänge sind geplant, es stehen  Professorenberufungen an – und dann gibt es noch einige Bauprojekte:  Schober nannte den Campus in Neuburg, für den vielleicht schon Anfang 2020 der Architektenwettbewerb starten kann, das digitale Gründerzentrum und den KI-Knotenpunkt Mobilität.  „Wir haben das die letzten vier Jahre alles initiiert. Jetzt wäre es natürlich reizvoll, das auch umzusetzen“, sagte Schober, der als Vorstand des Verbundes aller bayerischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften auch übers Lokale hinaus einiges angestoßen hat.
 
Überzeugen muss Schober den Hochschulrat der THI. In dem Gremium, das den Präsidenten wählt, sitzen zehn interne und zehn externe Mitglieder mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft (siehe den  Infokasten). Vorsitzender des Hochschulrates ist Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel.  
Die Wahl am kommenden Freitag kann öffentlich verfolgt werden:  Von 17.15  bis  18 Uhr findet eine Sitzung des Hochschulrats statt, während der sich Schober im Raum E003 (Großer Hörsaal) vorstellen wird. Im Anschluss tagt  der Hochschulrat nicht öffentlich, dabei wird Schober noch einmal befragt. Gegen 18.50 Uhr findet dann die öffentliche Wahl statt – vermutlich mit der Wiederwahl des Präsidenten der THI. 
Schon zwei Mal zuvor hatte sich Walter Schober zur Wahl gestellt, beide Male mit Gegenkandidaten und mit gutem Ausgang für ihn. 2011 war der damalige Dekan der Wirtschaftswissenschaften angetreten, um den langjährigen Präsidenten Gunter Schweiger zu beerben und hatte sich deutlich gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt.  2015 war er im Amt bestätigt worden, damals hatte er sich einstimmig gegen Volker Gollnick durchgesetzt. Gollnick war damals (und ist es heute noch) Leiter des Instituts für Lufttransportsysteme beim Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt und der Technischen Universität Hamburg-Harburg. 

ZUR PERSON

Walter Schober ist seit 2012 Präsident der Technische Hochschule und hat damit auch den rasanten Aufstieg der Einrichtung aus nächster Nähe begleitet.  Schober hat in den 80er-Jahren an der Ludwig-Maximilian-Universität Betriebswirtschaftslehre und Wirtschafts- und Sozialpädagogik studiert. Seit 1994 ist er in verschiedenen Funktionen an der THI beziehungsweise FH, wie sie noch vor wenigen Jahren hieß, tätig. Unter anderem war er Vizepräsident und Dekan der Wirtschaftswissenschaften. 

DER HOCHSCHULRAT

Vorsitzender:  OB Christian Lösel; Stellvertreter:     Jörg Bienert, THI-Professor, Lehrgebiet Akustik und Technische Mechanik. Externe Mitglieder:     Elke Christian, Geschäftsführerin IHK-Regionalstelle Ingolstadt, Markus Fichtner,  Unternehmer; Wendelin Göbel, Audi-Personalvorstand;     Wolfgang Herrmann, ehemaliger Präsident TU München;  Ludwig Schlosser, Gründer VIB Vermögen;     Martin Schübel, Airbus Helicopters  Managing Director;     Simone Tucci-Diekmann, DK-Verlegerin;     Martin Wild, Chief Innovation Officer MediaMarkt-Saturn; Andreas Tiete, Geschäftsführer Klinikum. Interne Mitglieder: die Professoren Michael Jünger (Business Consulting und Management);  Siegfried Huber (Elektrotechnik, Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik);       Andreas Riener (Human Interface, Virtual Reality); Jörn Schlingensiepen (Ingenieurinformatik, CAD / CAE);     Christian Stummeyer (Wirtschaftsinformatik, Digital Commerce);     ferner Doris Schneider (Leiterin Hochschulbibliothek); Stefan Neumeier (Carissma);     Studentenvertreter Vikoriya Syedyenkova und  Dennis Regman.

 

Thorsten Stark