Ingolstadt
"Wahnsinnig gute Erfahrung"

Apian-Gymnasium: 14 Schüler und drei Lehrer fahren mit dem Mountainbike über die Alpen

10.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:45 Uhr
Manchmal mussten die Schüler bei der Alpenüberquerung ihre Räder schieben. −Foto: Lisa Süsser

Schüler und Lehrer des Apian-Gymnasiums absolvierten einen Alpencross. Mitte September fuhren sie mit dem Mountainbike in fünf Tagen über die Alpen an den Gardasee.


Ingolstadt - Bei jedem Tritt schmatzt der Schuh. Vollgesogen mit Wasser. Von oben prasselt der Regen weiter herab. Und von unten spritzt das Wasser von den Stollenreifen in Fontänen hoch. Ein Wetter, bei dem man nicht einmal einen Hund vor die Türe jagen würde. Geschweige denn Radfahren. Doch es ist der letzte Tag. Die finalen Kilometer. Der Gardasee ist nah. Das große Ziel. Endlich.

In fünf Tagen legten die 14 Schülerinnen und Schüler des Apian-Gymnasiums rund 340 Kilometer und 4150 Höhenmeter zurück. Vom 12. bis 17. September ging es von Ehrwald in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen an den Gardasee. "Es war der erste Alpencross, der am Apian-Gymnasium durchgeführt wurde", sagt Lehrerin Lisa Süsser. Der Alpencross war Teil des Projektseminars, das fester Bestandteil der gymnasialen Oberstufe ist. Bei dem sogenannten P-Seminar sollen die Schüler Erfahrung in den Bereichen Methoden-, Sozial-, Selbst- und Fachkompetenz sammeln. Dazu wählen sie ein Projekt aus den Bereichen wie beispielsweise Kunst, Chemie, Mathematik und eben Sport aus. "Martin Rocholl und ich überlegten, etwas in Bezug auf Radsport anzubieten", erzählt Süsser, die selbst privat leidenschaftlich gerne Mountainbike und Rennrad fährt. "Das Format Alpencross in einem P-Seminar gibt es an anderen Schulen öfter. Wir haben gesagt, wir würden dies gerne auch im Apian durchführen." Die Resonanz sei so groß gewesen, dass sogar doppelt so viele Schüler am Seminar hätten teilnehmen wollen.

Das Ziel war allerdings nicht nur die Bewegung und der Sport. "Die elfte und zwölfte Jahrgangsstufen sollen in diesem P-Seminar so viel wie möglich selbstständig arbeiten. Die Lehrer sind nur unterstützend und begleitend dabei", sagt Süsser. "Wir haben mit dem Schuljahrstart im September 2020 mit den Vorbereitungen angefangen", erzählt der Schüler Johannes Wildmoser. Dafür wurden fünf unterschiedliche Teams zu Beginn gegründet. Das Team Media kümmerte sich um Bilder, Videos und Texte. Das Team Ausrüstung und Technik erstellte Handouts und Erklärvideos zur Fahrtechnik und zeigte technische Kniffs am Rad. Das Team Sponsoring suchte Unternehmen, die die Aktion mit Utensilien, wie Werkzeug, Trinkflaschen und Rucksäcke unterstützten. Das Team Routenplanung und Unterkünfte suchte nach passenden Hotels, Berghütten und Almen für ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis und plante die Tour über die Alpen. Das Team Training sorgte für die richtige Vorbereitung auf den fünftägigen Alpencross. So gab es beispielsweise im Vorfeld gemeinsame Testausfahrten zum Reisberg und im österreichischen Gmunden.

"Im Vorfeld war es teilweise herausfordernd, weil die Schüler es nicht gewohnt sind selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen", sagt Süsser. "Während der Fahrt war es ein Erfolg und eine wahnsinnig gute Erfahrung." Bis zu 80 Kilometer legten die 14 Schüler mit den drei begleitenden Lehrern zurück. "Für mich war der vierte Tag das prägendste Ereignis", erzählt Johannes Wildmoser. "Das war die härteste Tour und ich dachte: ,Heute komme ich nicht mehr an.'" So gibt er ehrlich zu, dass er alleine nicht mehr weitergefahren wäre. "Aber zusammen haben wir es durchgezogen", sagt er stolz. Das war auch für Lisa Süsser ein emotionaler Moment, der ihr im Kopf blieb: "Die Gesichter am Abend waren stolz, die vielen Höhenmeter geschafft zu haben. Es war eine Kombination aus Erschöpfung und Freude." Da konnte dann selbst der letzte Tag mit fünf Stunden Dauerregen nichts mehr antun. Das Ziel war nah. Das setzte letzte Kräfte frei. Und wurde am Ende mit einem Sprung in den Gardasee und einem Eis in Riva del Garda zu belohnt.

"Wir sind alle heil angekommen. Es gab keine größeren Unfälle. Das hat uns als Gruppe zusammengeschweißt", sagt Wildmoser. Und dieses Gefühl sollen Apian-Gymnasiasten künftig in jedem Schuljahr aufs Neue genießen können. "Es wird deshalb in die Tradition des Apian übergehen", sagt Süsser. "In diesem Schuljahr haben wir es erneut angeboten." Denn die herrliche Landschaft, das Teamgefühl, das Miteinander, Verantwortung übernehmen und das stolze Gefühl, den Gardasee erreicht zu haben, sollen die Schüler nun jedes Jahr aufs Neue erleben.

P-SERMINAR ALPENCROSS

Seit fünf Jahren können Schüler des Ingolstädter Katharinengymnasiums das P-Seminar "Alpencross" wählen. "Die Grundkonzeption ist ähnlich geblieben. Wir haben dieses allerdings in Details weiterentwickelt", sagt Studiendirektor Robert Schneider. Seine Erfahrungen, die er seit der ersten Alpenüberquerung im Jahr 2016 gesammelt hätte, habe er deshalb auch an Lisa Süsser und Martin Rocholl vom Apian Gymnasium (siehe langer Text) weitergegeben.

Bewährt habe sich in der Vorbereitung die Aufteilung der Schüler in verschiedene Gruppen, wie Technik und Routenplanung. Ergänzt wird das P-Seminar durch Motivationsvorträge von Hubert Schwarz ("Power of Mind"), Friedrich Kühne (Profislackliner) und Sebastian Mahr (Profitriathlet). Das P-Seminar Alpencross wird von den Schülern am Katharinengymnasium gut angekommen. So hätten im vergangenen Schuljahr 30 Schüler daran teilgenommen - allerdings war dies eine Ausnahme. "Das waren zu viele", sagt Schneider. Eine so große Anzahl an Schülern würde zu viel Aufwand im Vorfeld und am Alpencross selbst bedeuten. Ab sofort würden es wieder maximal 16 Schüler und idealerweise vier Lehrer sein. "Durch die vier Lehrer können wir die Gruppe im Laufe des Tages teilen", sagt Schneider. Dann würden zwei Lehrer jeweils eine Gruppe betreuen. Das sei aufgrund der unterschiedlichen Fitnessstände der Schüler, bei Müdigkeit, Pannen oder leichten Stürzen sinnvoll. "Dadurch verliert man weniger Zeit und ist flexibler", sagt Schneider. Bei einer Teilung der Gruppe, könne ein Teil weiterfahren, einige Trails oder Anstiege mehr einbauen, die andere Gruppe fährt die entspanntere Basisroute bis zur Unterkunft.

tis

Timo Schoch