Gaimersheim
Heißer Tee und Beratung im Wärmebus

Integra-Geschäftsführer will Obdachlosen schnelle und unbürokratische Hilfe anbieten

13.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Bei der Schlüsselübergabe für den Mercedes-Kleinbus in Weichering (von links): Eugenia Knauer, Integra-Bereichsleiterin für Betreutes Wohnen, Integra-Geschäftsführer Dieter Moosheimer, Busspender Winfried Fischer, Integra-Geschäftsführerin Marianne Schlamp und Antje Peitzsch, Integra-Bereichsleiterin für Therapeutische Wohngemeinschaften. −Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) Eigentlich war es eine spontane und völlig unausgegorene Idee von Dieter Moosheimer. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Integra Soziale Dienste GmbH aus Gaimersheim rief quasi über Nacht aus einer (schlechten) Laune heraus zu einer Spendenaktion auf, um Geld für einen Wärmebus zu sammeln, mit dem Obdachlosen aus der ganzen Region nicht nur eine Art Wärmestube mit kostenlosem Kaffee oder Tee zur Verfügung gestellt werden soll, sondern in dem sie auch zu den verschiedensten Dingen Beratung bekommen sollen. Doch dann kam die Sache genauso schnell, wie die Idee geboren wurde, ins Rollen...

Nicht einmal Moosheimers engste Mitarbeiter wussten von der Aktion, die er über Nacht lanciert hatte - als Folge seines Ärgers über Bekannte, die immer nur darüber redeten, dass man etwas machen müsse, aber nichts taten, wie er sagt. Moosheimer tat es und hatte auch gleich eine grobe Rechnung aufgemacht. 9999 Euro werde es wohl brauchen, um mit dem Wärmebus den ersten Winter zu überstehen. 3000 bis 5000 Euro davon plante er für den Kauf des Busses ein, den Rest für Versicherung, Benzin, aber auch für Lebensmitttel, Decken oder Schlafsäcke, die an den "Haltestellen" des Busses ausgegeben werden sollen.

Doch Moosheimers Rechnung hatte nicht lange Gültigkeit. Nicht nur, dass schon drei Tage nach dem Start der Aktion 2000 Euro eingegangen waren. Nein, den Posten "Geld für den Buskauf" konnte er ebenfalls nach ein paar Tagen streichen. Denn in Winfried Fischer und seiner Frau Andrea Appel-Fischer vom Weicheringer Fotostudio "Photographie Andrea" hatte Moosheimer Spender eines Mercedes-Busses gefunden. 19 Jahre ist das Gefährt alt, steht aber da wie neu, wohl weil es auch erst gut 100000 Kilometer auf dem Buckel (und eine frische TÜV-Plakette) hat. "Ein Traum", befand Moosheimer bei der Übergabe des Fahrzeugs, während sich die beiden Weicheringer bescheiden gaben: "Wir brauchen den Bus eh kaum." Und Appel-Fischer fügte an, es sei ohnehin viel wichtiger, "im Herzen reich" zu sein.

So wie sie denken offenbar nicht wenige, denn zusätzlich zu der Busspende ging auch der Kontostand für das gemeinnützige Projekt rasant in die Höhe. Zuletzt war er bereits deutlich über den erhofften 9999 Euro. Eine "Welle der Hilfsbereitschaft", von der sie selbst überrascht gewesen sei, so Geschäftsführerin Marianne Schlamp, rollte auf Integra zu. Doch Integra hört deshalb nicht auf, weiterhin Spenden für dieses "Herzensprojekt" zu sammeln.

Denn natürlich muss der Bus noch etwas ausgebaut und an die speziellen Bedürfnisse angepasst werden. Und ein Transportanhänger würde auch ins Konzept passen. Zudem kommt der nächste Winter bestimmt. Und davor der nächste Sommer. Denn der Bus soll selbstverständlich auch in den warmen Monaten genutzt werden. Und wenn die Nachfrage groß genug ist - die Zahl der Obdachlosen in der Region ist es auf alle Fälle -, muss es durchaus nicht bei dem einen Bus bleiben, könnte es irgendwann für jeden Landkreis in der Region einen geben.

Moosheimer hat zwar die Obdachlosen als wichtigste Zielgruppe des Wärmebusses ins Auge gefasst, weil ihnen seiner Meinung nach die Möglichkeiten fehlen und sie "wirklich in Not leben" sowie einen ständigen Überlebenskampf führen. Aber es soll eigentlich kein Ausschlusskriterium geben, sondern die Sache "ganz niederschwellig" angegangen werden. "Mehr als Suppe und warmer Tee" lautet die Devise, denn es sollen auch Kleidung, Decken oder Schlafsäcke ausgegeben werden. Ganz wichtig sei einfach "schnelle und unbürokratische Hilfe", damit die Obdachlosen wieder "vom Rand mehr in die Mitte" gebracht werden.

Auch einen Masterplan hat Moosheimer dafür nicht entwickelt, das System solle an den Leuten, die kommen, orientiert werden. Verbindungen aufzubauen mit dem Integra-Netzwerk im Hintergrund sowie die Sozialberatung der Busnutzer hält er allerdings für sehr wichtige Aufgaben des Wärmebusses. Ansonsten gelte es, ein Gespür zu entwickeln für das, was wichtig sei. Ganz nach dem Motto "Zuhören, um zu verstehen, nicht um gleich zu antworten".