Kösching
Von der Bibel inspiriert

Hobbyköche bereiteten in Kösching ein Menü in Anlehnung an "Essen und Trinken in biblischer Zeit" zu

19.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:00 Uhr
Abendmahl: Nach getaner Arbeit konnten die Hobbyköche das von ihnen selbst gekochte Menü genießen. −Foto: Schmidl

Kösching (DK) "Die Bibel beginnt mit einem Essen." Pfarrer Christoph Schürmann überrascht bei seinem Vortrag zum Thema "Essen und Trinken in biblischer Zeit" kurzfristig die Anwesenden. Aber klar: Da war doch der Biss in den verbotenen Apfel - mit all seinen Folgen. Doch Schürmann sagt (selbst wenn man über verschiedene andere Bibelstellen weiterdenkt bis zum letzten Abendmahl) ebenso: "Die Bibel ist kein Kochbuch." Sie sei aber Inspiration für Küche und Geist. Und er trat zwei Wochen nach dem Vortrag auch den (geschmackvollen) Beweis dafür an.

In der Küche des neuen evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrums in Kösching herrscht fast schon hektische Betriebsamkeit. Es wird geschnitten, geschält, gewürzt, gebraten, geölt, getestet - und viel gelacht. Gut ein Dutzend mehr oder weniger bibelfester, aber auf jeden Fall kochwilliger Teilnehmer - darunter die Köschinger Bürgermeisterin Andrea Ernhofer und ihr Lentinger Amtskollege Christian Tauer - hat sich dort eingefunden, um das kiloweise herangeschaffte Obst und Gemüse sowie die Berge an Fleisch und Fisch zu verarbeiten.

Es fällt auf, dass von den sieben wichtigsten Pflanzen des Heiligen Landes in biblischer Zeit, von denen Schürmann in seinem Vortrag erzählt hatte - Oliven, Datteln, Granatapfel, Feigen, Weintrauben sowie Weizen und Gerste - und die es abgesehen von den beiden Getreidesorten zwei Wochen zuvor als geschmackliche Einstimmung gegeben hatte, diesmal nur Oliven als kleiner Snack zwischendurch und zur Verkürzung der Wartezeit auf das fertige Menü bereit stehen. Und Brot, aber auch nicht in Form eines Fladenbrots, wie es damals vermutlich der Fall war, sondern als Baguette.

Aber ohne Brot geht es ohnehin in der Bibel nicht. "Gib uns unser tägliches Brot" zitiert Schürmann die Vaterunser-Bitte und fügt an, dies sei seit jeher mehr als lediglich die Bitte um Brot, es gehe stets um die ganze Ernte. Ohne Wein (und Wasser) ging und geht es aber auch nicht, "denn der Wein erfreut die Lebenden" (Pred 10,19), auch wenn die Bibel vor der Trunkenheit warnt: "Berauscht euch nicht mit Wein - das ist zügellos" (Eph 5,18). Und während der Wein damals einfach sicherer als Wasser war, ist er heute oft ein idealer Speisenbegleiter. So auch mit der koschere Wein aus Israel, der an diesem Abend kredenzt wird und der natürlich rot ist, denn "das Blut der Trauben trankst du gegoren" (Dtn 32,14).

Nicht nur beim Wein, auch bei der Zusammenstellung des Menüs hat Schürmann - zumindest weitgehend, denn Reis und Kartoffeln als Beilagen gab es damals noch nicht im Heiligen Land - auf Authentizität geachtet. Und natürlich auf die entsprechenden Bibelstellen:

"Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und Esau aß und trank" (1 Mose 25,34). Als erster Gang durfte eine Suppe nicht fehlen, aber nicht irgendeine, sondern "Jakobs Linsensuppe". In diesem Fall angereichert mit Hühnerfleisch, aber vor allem mit viel Gemüse, das die Mitglieder der "Suppengruppe" beim Schnippeln ganz schön beanspruchte. "Wo ist ein freies Schneidbrett?" war die wichtigste Frage.

"Der Vater sprach: Bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden: er war verloren und ist gefunden worden" (Lk 15,23-24). Am "Kalb des verlorenen Sohnes" versuchte sich - im Übrigen ebenso erfolgreich wie alle anderen - eine weitere Gruppe von Hobbyköchen. Zwiebeln glasig dünsten, Fleisch anbraten, würzen. Gleichzeitig den Fond zubereiten und erhitzen. Aber aufpassen: "Kalb kocht!" hallt ein Ruf durch den Vorraum. Bürgermeisterin Ernhofer muss herbeieilen und sich auch als Kochmeisterin beweisen.

"Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot" (Joh 21,9). Als Alternative zum Kalb gab es als weiteren Hauptgang "gegrillten Petrusfisch". Doch vor den Genuss hatte der Herr auch hier die Arbeit gestellt. "Da ging einer aufs Feld, um Kräuter zu sammeln" (2 Kön 4,39). Das war zwar nicht nötig, denn die hatte Pfarrer Schürmann schon in einem Geschäft "gesammelt". Aber geputzt und gehackt mussten sie für "Peters Kräutersauce" schon noch werden, ehe der Fisch - nachdem er zuvor kräftig mit Olivenöl eingerieben worden war - damit bestreut wurde.

"Susanna war eine der Jüngerinnen Jesu" (Lk 8,3), "Zimt eine der Waren, die Kaufleute zur Zeit Jesu führten" (Offb 18,13). Mit Rotwein nicht nur als Getränk, sondern auch als Zutat befasste sich schließlich die vierte Gruppe, die "Susannas Zimtbirnen" als Dessert zubereitete. Hier entfaltete sich noch einmal der Duft zahlreicher Gewürze von Zimt über Muskatnuss, Kümmel und Nelken bis hin zu Zitronen- und Orangenschalen.

Das gesamte Menü war jedenfalls - und da durfte sich ja jeder Teilnehmer selbst ein bisschen auf die Schulter klopfen - sehr schmackhaft. Und außerdem ein gutes Beispiel für die von Schürmann angesprochene gesunde Kräuter- und Gewürzküche des Heiligen Landes, dem "Land, wo Milch und Honig fließen".

Und ebenso der Wein, der nach Aussage eines Teilnehmers an diesem Abend "salzig" schmeckte. Nach Meer. Oder vielleicht nach mehr?