stadtgeflüster
Von Heiligen und ihren Höhlen

14.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:52 Uhr

(hl) Ausgerechnet an einem katholischen Feiertag über hochverehrte Mitchristen zu schwadronieren, ist vielleicht etwas gewagt - aber was macht man nicht alles, um diese Rubrik zu füllen.

Um es also unverhüllt und gerade heraus zu formulieren: Was machen eigentlich die drei elenden Heiligen von Etting? Also jetzt nicht der Bürgermeister Wittmann, der Jürgen Hammer vom Bezirksausschuss und der Helmut Kuntscher von der örtlichen KAB - über die lesen Sie ja immer wieder mal was in der Zeitung. Nein, wir meinen diese wirklich Elenden von Anno dunnemals, die da in diesen Höhlen gehaust haben (sollen).

In Höhlen gehaust? Ja, das haben die Ettinger mehrheitlich doch noch bis vor Kurzem, werden böse Zungen jetzt vielleicht behaupten, und wer sich noch an die ungeteerten Straßen erinnert, die es dort (und in anderen Ingolstädter Außendörfern) noch bis in die 60er-Jahre gegeben hat, der mag jetzt ein wenig schmunzeln. Aber Höhlen? Nein, das wäre jetzt doch eine etwas übertriebene Behauptung, und inzwischen, das wissen wir doch alle, residiert ja bald die Hälfte der Bürger im hohen Norden der Stadt in villenähnlichen Bauten im Toskana-Stil mit Garagen und Carports für zwei bis drei nagelneue Audis, also ganz und gar nicht armselig. Aber das nur am Rande.

Also: Über die drei elenden Heiligen von Etting ist im DK-Lokalteil zuletzt im Herbst 2011 berichtet worden, wenn sich unser Archivleiter nicht grob verblättert hat. Wir haben diesen wirklichen Schatz lokaler Religionsgeschichte also zuletzt doch etwas vernachlässigt. Deshalb zur Erklärung für alle Ettinger Neubürger: Die angeblich aus England stammenden Christenmenschen Archus, Herenneus und Quartanus, womöglich ein Vater mit zwei Söhnen, sollen sich irgendwann vor bald 1200 Jahren vor schlimmer Verfolgung nach Mitteleuropa gerettet haben und dann nach einer Stärkung beim Dönerimbiss an der St-Michael-Straße in drei Höhlen im heutigen Ettinger Ortskern Quartier bezogen haben. Oder so ähnlich.

Dort lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende, und eine Souterrainwohnung gegenüber vom Kirchturm an der Kipfenberger Straße, mehr ein Stollen und in der Regel natürlich gut verschlossen, wird noch heute als einstige Adresse eines dieser lieben früheren Mitbürger ausgewiesen, die übrigens nur "elend" genannt werden, weil dieses Wort im Althochdeutschen so viel wie "fremd" bedeutete.

Gerade eben wird an dieser Ecke die Straße aufgerissen. Gut möglich, dass man da noch etwas findet vom damaligen Inventar aus so einer Heiligenwohnung, einen alten Fernsehsessel vielleicht oder Reste der Toilettenschüssel. Wer weiß. Gold wert wäre ja so ein Türschild mit Inschrift ("Quartanus - bitte lange klingeln, höre etwas schlecht"). Wir werden diese Sache im Auge behalten und gegebenenfalls ausführlich berichten. Abermals sieben Jahre ohne eine Zeile über die elenden Heiligen - das wollen wir doch nicht hoffen!