Ingolstadt
Waffengleichheit verweigert

Jagertee nur auf dem Christkindlmarkt: Wirte des "Viktus" beklagen Benachteiligung

07.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr
Feuerzangenbowle ist eine hochprozentige Spezialität und gehört auf dem Christkindlmarkt wie selbstverständlich zum typischen Angebot. Ein paar Meter weiter, auf dem Viktualienmarkt, sind stark alkoholhaltige Heißgetränke in diesem Winter nicht erlaubt. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die einen dürfen - die anderen nicht. Die Betreiber etlicher Stände auf dem Viktualienmarkt sehen sich wegen des für sie geltenden Ausschankverbots für härtere Drinks gegenüber den Wirten auf dem Christkindlmarkt benachteiligt. Die zuständige IFG bleibt jedoch hart.

Die Mauthstraße ist die Ingolstädter Prohibitionsgrenze: Auf der einen Seite liegt der Theatervorplatz mit dem Christkindlmarkt - da darf (meistens zur Anreicherung von Jagertee, Punsch oder Feuerzangenbowle) auch Schnaps ausgeschenkt werden. Und auf der anderen Seite müssen sich die Budenbettreiber des "Viktus" mit dem Verkauf von Bier, Wein und bestenfalls Glühwein begnügen, weil ihnen im Sommer vom Marktbetreiber IFG eine restriktive Satzungsregelung zum Alkoholausschank übergestülpt worden ist.

Mit dem Verbot von Hochprozentigem sollen probeweise für zunächst mal ein Jahr alkoholbedingte Auswüchse in der Budenstadt eingedämmt werden (DK berichtete mehrfach über die Randale im vergangenen Frühjahr und über die Gegenmaßnahmen). Jetzt, da nebenan die Wangen mancher Besucher vom Punsch oder Grog glühen und die eigenen Stände durch den direkt benachbarten Weihnachtsmarkt vier Wochen lang heftige Konkurrenz haben, ist bei etlichen Budenbettreibern am Viktualienmarkt Verärgerung über die Ungleichbehandlung entbrannt. Man fordert Waffengleichheit.

"Seit wir keinen Schnaps mehr verkaufen dürfen, habe ich bereits fünf Stammtische verloren", klagt eine Bedienstete. Ganz brave Leute seien das, die niemals randaliert, nur ab und zu mal einen "gehoben" hätten. Die seien jetzt abgewandert - vielleicht sogar auf Dauer. Natürlich werde, seit es kälter geworden ist, auch an ihrem Stand mal nach einem Jagertee gefragt, sagt die Frau. Erfolglos - "die schicke ich alle weiter". Ihr Daumen deutet hinüber zum Christkindlmarkt.

Auch anderes Standpersonal vom Viktualienmarkt äußert sich in diese Richtung. Bereits vor Beginn der Adventszeit, als sich abzeichnete, dass die Nachfrage nach alkoholhaltigen Heißgetränken steigen würde, hatte "Viktus"-Urgestein Heinz Brunner einen Bittbrief an Oberbürgermeister Christian Lösel geschrieben. Tenor: Man möge doch zumindest in der Vorweihnachtszeit in Sachen Jagertee eine Ausnahmeregelung für die angestammten Wirte des Marktes treffen. Doch die gibt es nicht.

Der OB ließ das Schreiben offenbar an die zuständige städtische Tochtergesellschaft IFG weiterleiten, denn Ende November erhielt Brunner einen Antwortbrief von IFG-Chef Norbert Forster. Der zitierte nochmals kurz und knapp aus der im vergangenen Sommer geänderten Gemeinschaftsordnung für den Viktualienmarkt und resümierte: "Der Verkauf von Jagertee kann wegen des hochprozentigen Alkohol- bzw. Branntweingehalts nicht gestattet werden."

Brunners Ehefrau Karin, die ihren erkrankten Mann derzeit am Stand vertritt, ist enttäuscht: Erst mauere die Stadt den Markt ein - sie deutet auf die dicht gestellten Weihnachtsbuden an der Mauthstraße -, und dann bleibe man auch noch bei den Ausschankregeln derart hartleibig. Fair findet sie das nicht.

Auch ein Gast an einer benachbarten Bude meint, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werde. Das sei vielleicht sogar Absicht, da solle wohl der Christkindlmarkt ordentlich gepusht werden, macht er sich seinen Reim auf die Geschichte. Ein anderer Kunde beteuert, dass er noch nie Eskalationen durch Stammgäste des Marktes erlebt habe. Probleme mit Stänkerern gebe es immer nur am Rand zur Schutterstraße hin, wo sich an den Stufen seiner Wahrnehmung nach auch viele Flüchtlinge treffen. Die brächten sich doch ihren Schnaps aus den Supermärkten mit.

Wirte des Christkindlmarktes glauben indes nicht, dass sie den Händlern auf dem Viktualienmarkt das Geschäft vermiesen. "Das ist doch hier ein ganz anderes Publikum", stellt Standbetreiber Robert Eckl fest. Und Kollege Egon Menzel betont, dass bei ihm nur ganz selten Jagertee geordert werde. Vom Schnapsverkauf, sagt er, werde er ganz gewiss nicht reich.