Ingolstadt
Verwaltung vertagt das Finale

"Weiterer Klärungsbedarf": Über Circus Krone soll erst in einigen Wochen diskutiert werden

06.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:26 Uhr
Neben den bekanntenLöwen, Elefanten und Pferden reisen beim Circus Krone auch Seelöwen mit. Der Zirkus möchte ab 2019 für mindestens fünf Jahre über Weihnachten in Ingolstadt gastieren. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der Rahmen wäre perfekt gewesen.

Im Foyer des Großen Sitzungssaals ziert aktuell ein genauso großes wie buntes Gemälde des verstorbenen Ingolstädter Künstlers René Chacón die Wand. Ein wilder Jaguar nimmt die eintretenden Stadträte und Zuhörer in den Blick. Stimmungsvoller hätten die Mitglieder des Ausschusses für Veranstaltungen nicht begrüßt werden können zu der gestrigen Versammlung, die in einigen Kreisen mit Spannung erwartet wurde. Doch als Bürgermeister Sepp Mißlbeck als Sitzungsleiter pünktlich um 17.30 Uhr kam, war längst klar, dass das Aufregerthema nicht auf der Tagesordnung stehen würde. Über den "Circus Krone - Weihnachtszirkus" in Ingolstadt hätten die Stadträte vom Kulturamt informiert werden sollen und entsprechend intensiv darüber diskutiert. Doch bereits am Nachmittag kam aus dem Rathaus das Signal, dass die Verwaltung das Finale, wie der große Abschluss einer Zirkusvorstellung, genannt wird, gerne vertagen möchte. Die Sitzungsvorlage wurde kurzerhand zurückgezogen. Es gäbe verwaltungsintern noch "weiteren Klärungsbedarf" sagte Bürgermeister Mißlbeck. Mehr gebe es dazu an diesem Tag auch nicht zu sagen. "Sie werden auch keine weiteren Informationen bekommen", so Mißlbeck auf die explizite Nachfrage von Stadtrat Christian Höbusch (Grüne) nach dem Grund für die Warteschleife. Mißlbeck kündigte nur noch an: Das Thema werde in einem der nächsten Sitzungsdurchläufe in einigen Wochen auf alle Fälle wieder kommen.

Dann dürfte bei unveränderten Rahmenbedingungen nicht weniger intensiv diskutiert werden, als es gestern zu erwarten gewesen wäre. Denn immerhin handelt es sich bei dem Ausschuss um das Gremium, das im vergangenen Herbst aufhorchen ließ, als es mit 7:6-Stimmen gegen die regierende CSU/FW-Rathauskoalition einen Beschluss durchsetzte: Es dürften in Ingolstadt keine städtischen Flächen mehr für Gastspiele von Zirkussen mit Wildtieren verpachtet werden.

Der rechtlich durchaus umstrittene Beschluss, der einem Wildtierverbot gleichkam, war dann in der Stadtratssitzung im vergangenen Februar aufgrund von Bedenken des Rechtsreferates nicht mehr zu halten. Übrig blieb aber der Satz, der mehrheitlich mitgetragen wurde: Die Verwaltung solle alles rechtlich Mögliche ausschöpfen, um Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren zu vermeiden.

Der weltbekannte Circus Krone, zu dessen Aushängeschildern die Tiernummern (unter anderem Löwen, Elefanten, Pferde, Seelöwen) gehören, möchte sich ab Dezember 2019 für mindestens fünf Jahre in Ingolstadt auf dem Volksfestplatz ansiedeln und über den Jahreswechsel einen Weihnachtszirkus präsentieren. Das würde dem vom Stadtrat benannten Ziel folglich zuwiderlaufen, das muss selbst das Kulturamt in seiner (gestern nun zurückgezogenen) Sitzungsvorlage eingestehen. Nun gibt es also noch einmal Abstimmungsbedarf.

Wie berichtet, hatten sich im Vorfeld bereits bundesweit organisierte Tieraktivisten wie Peta gemeldet und an die Stadträte appelliert, den Vertrag mit Krone nicht zu schließen. Ebenso hatte der Lacey Fund - die Stiftung des Krone-Löwendompteurs Martin Lacey jr. - für das Gastspiel geworben und den guten Umgang der Zirkusleute mit den Tieren betont.

Zu sehen waren allerdings gestern im Umfeld der Sitzung weder Gegner noch Unterstützer. Nur der Jaguar an der Wand nahm alle in den Blick.

Christian Rehberger