Friedrichshofen
Vom Minikreisel bis zur Rennstrecke

Bei der Bürgerversammlung in Friedrichshofen drehte sich vieles um Fragen zum Verkehr

08.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:54 Uhr
Zu schnelles Fahren in Westpark-Nähe ist ein Dauerthema - vor allem im Sommer. Bei bei der Friedrichshofener Bürgerversammlung wurde mehr Polizeipräsenz gefordert. Auf Schautafeln (Foto unten) konnten sich die Bürger über verschiedene Themen informieren. −Foto: Eberl/Brandl

Friedrichshofen (DK) Der Stadtteil Friedrichshofen mit Hollerstauden wächst enorm, wie viele andere Gebiete in Ingolstadt auch. Die Nähe zu Audi und zum Klinikum machen ihn für dort Beschäftigte als Wohnort besonders attraktiv. Andere, die schon länger in dem Ortsteil leben, müssen sich auf Veränderungen einstellen.

Dass dies auch Grund zur Sorge mit sich bringt, liegt auf der Hand. Meistens haben sie zu tun mit der befürchteten Verkehrszunahme. Immerhin drei Neubaugebiete weist der Bezirk mit dem Samhof, Friedrichshofen-West und Am Dachsberg derzeit aus. Dazu und zu weiteren Themen informierten die jeweils zuständigen Stadtreferenten und Oberbürgermeister Christian Lösel jetzt auf der Bürgerversammlung. Viele neue Erkenntnisse gab es allerdings nicht. Und auch die Bürger nahmen sich vor dem Mikrofon mit allzu bohrenden Fragen zurück.

Vor allem die Zukunft der Krumenauerstraße ist in den Diskussionen, die sich auch schon länger durch den Bezirksausschuss (BZA) ziehen, immer wieder Thema. Sie verläuft östlich des Klinikums und damit am geplanten Baugebiet Samhof vorbei, wo Raum für etwa 600 Bewohner entsteht. Jetzt, nachdem die Ausbaubeiträge für Anwohner vom Landtag gekippt worden seien, gebe es neue Überlegungen zum Umbau der Straße, sagte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Die Planung werde nochmals aufgelegt, einem Minikreisel, wie er zuletzt angedacht war, stehe sie jedoch skeptisch gegenüber. Hoffnung machte die Referentin dahingehend, dass die Straße durchgehend zur Tempo-30-Zone erklärt werden könnte. Sie informierte weiter über den vierstreifigen Ausbau der B13 durch den Freistaat zwischen der Gabel und Friedrichshofen. Hier sei eine höhenfreie Anbindung an die Kriegsstraße vorgesehen, wobei die Lage der Kriegsstraße noch offen sei. Auch die Anbindung der Ochsenmühlstraße solle in die Straßenplanungen um Friedrichshofen mit einbezogen werden.

In der anschließenden Fragerunde drehte sich vieles um altbekannte Themen: zu schnell fahrende Busse im Bereich der Steigerwaldstraße, die Straße Am Westpark, die in Sommernächten berüchtigt dafür ist, als Rennstrecke zweckentfremdet zu werden, oder der Busverkehr in der Jurastraße, der das Neubaugebiet im Westen versorgt, der aber angeblich jede zweite Fahrt - so schilderte es eine Anwohnerin - leer absolviert und somit eine aus ihrer Sicht unnötige Belastung für die Anlieger darstellt. Die zuständigen Verantwortlichen versprachen, sich jede Situation noch einmal genau anzuschauen. Eine verstärkte Verkehrsüberwachung, überall dort, wo zu schnell gefahren werde, sei jedoch aufgrund der personellen Lage schwierig, hieß es seitens der Polizei. Man gebe aber sein Bestes. Zudem solle geklärt werden, wo weitere stationäre Blitzer eingesetzt werden können, so Lösel.

Im nachfolgenden Bürgerdialog hatten die Besucher Gelegenheit, sich an Schautafeln zu den Themen Bau- und Schulentwicklung sowie zur Landesgartenschau noch einmal mit Fragen an die zuständigen Referenten zu wenden. Ein älteres Ehepaar, Anlieger der Sacherstraße, fühlte sich nur "oberflächlich" informiert. Sie hätten Angst vor dem Verkehr, wenn das Neubaugebiet Samhof einmal da ist. "Wie sollen die Leute aus dem Baugebiet herauskommen", fragte die Frau. Ein junges Paar, das sich Wohneigentum zulegen möchte, informierte sich über die geplanten Kaufpreise, schreckte vor den Kosten aber erst einmal zurück. "Wir werden uns wohl Richtung Neuburg orientieren", sagten sie.

Begehrter Gesprächspartner war auch Franz Bäumler, Verkehrsexperte der Polizeiinspektion. Er nahm noch einmal ausführlich Stellung zu den Geschwindigkeitsübertretungen Am Westpark und berichtete bereits zuvor, dass Messungen in der Hans-Stuck-Straße im vergangenen Jahr 145 Anzeigen und etliche Verwarnungen nach sich gezogen hatten. Einer Anwohnerin in der Altenhofstraße wird schon jetzt bange vor dem Sommer, wenn die Tuningszene womöglich wieder auf die Piste geht. "Die fahren auch durchs Wohngebiet, aber vielleicht werden die schlauer, wenn sie selbst mal Kinder haben", sagte sie und wünschte sich mehr Polizeipräsenz.

Michael Brandl