Ingolstadt
Baustelleritis

Lange Staus nach der halbseitigen Sperre der Haunwöhrer Straße - Stadt kündigt Verbesserungen an

23.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:05 Uhr
Stau und kein Ende: Seit die Haunwöhrer Straße halbseitig gesperrt ist, herrscht in Ingolstadt Verkehrschaos - auch am Freitagabend auf der Westlichen Ringstraße (Foto oben, rechts die Abzweigung zur Neuburger Straße). Eine Einbahnstraße ist derzeit auch die Straße Am Stadtweg (Foto unten links). Seit Donnerstag dürfen die Autos von der Glacisbrücke aus nicht mehr in die Haunwöhrer Straße abbiegen, obwohl bis Freitag nur ein abgeriegelter Bagger zu sehen war. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Fahrt durch Ingolstadt wird zunehmend zum Geduldsspiel. Baustelle hier, Baustelle dort. Knapp 200 Straßenbaustellen sind derzeit auf der Homepage der Stadt Ingolstadt verzeichnet. In den letzten Tagen sind die Autofahrer besonders genervt: Seit 22. November ist - wieder einmal - die Haunwöhrer Straße gesperrt. Halbseitig. Genau wie der Stadtweg und diverse andere Straßen. Die Folge: Lange Staus in der Münchener Straße und auf der Westlichen Ringstraße. Viele fragen sich: Geht das nicht anders?

Die Geschichten, die man in diesen Tagen von Autofahrern hört, die vom Südwesten zur Arbeit Richtung Audi oder Klinikum und abends nach Hause wollen, klingen nicht schön: Stau auf der Münchener Straße bis zum Brückenkopf wird vom Donnerstagabend berichtet. Mittags soll sich der Stau sogar von der Münchener Straße über die Westliche Ringstraße bis zur Neuburger Straße gezogen haben. Ein Autofahrer erzählt, er habe vom Klinikum bis zum Hauptbahnhof eine volle Stunde gebraucht. Die Strecke ist 6,5 Kilometer lang. Der Routenplaner im Internet habe fast durchgehend rote (Stau)Linien angezeigt.

Grund für die zusätzlichen Verkehrsbehinderungen ist die in Ingolstadt grassierende Baustelleritis: Haunwöhrer Straße, zwischen Südlicher Ringstraße und Apianstraße, halbseitig gesperrt. Die Stadtwerke verlegen hier neue Stromleitungen. Voraussichtliche Dauer: fünf Wochen. Seit Donnerstag ist deshalb ab der Glacisbrücke gesperrt - auch, wenn bislang nur ein abgestellter Bagger, ein paar Absperrbaken und ein Dixie-Klo zu sehen sind. Die Umleitung stadtauswärts geht über die Münchener Straße. Die nehmen derzeit allerdings auch viele Autofahrer, die sonst über die Asamstraße in die Stadt fahren. Denn in der Straße Am Stadtweg werden Stromkabel für den IN-Campus verlegt. Ausgeschildert ist die Umleitung Richtung Manchinger Straße, doch viele fahren lieber über die Münchener Straße. Und auf dieser wartet auf Höhe der früheren Reiserklinik eine halbseitige Sperre - ebenfalls wegen Verlegung von Stromkabeln.

Weitere Sperren gibt es unter anderem in der Martin-Hemm-Straße (Kanalarbeiten, Vollsperre noch bis 30. November) in der Regensburger Straße (Kran-/Containeraufstellung, Baumateriallager, halbseitig bis 28. Februar 2019) und in der Richard-Wagner-Straße (Randsteinabsenkung für die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, halbseitig bis 21. Dezember). Gestern kündigten die Stadtwerke noch eine halbseitige Sperrung der Karlskroner Straße in Zuchering an (zwischen der Weicheringer und der Seehofer Straße). Sie wird voraussichtlich zehn Tage dauern. Der Anlass ist derselbe wie bei vielen anderen halbseitigen Sperren: Verlegung neuer Stromleitungen.

Die hier genannten sind nur eine kleine Auswahl der derzeit knapp 200 auf der möglicherweise nicht ganz aktuellen Internet-Seite der Stadt verzeichneten Baustellen auf Ingolstadts Straßen. Für Stadtsprecher Michael Klarner ist die Baustelleritis eine Nebenwirkung des Wachstums der Stadt. "Wir haben eine rege Bautätigkeit, und wenn ein neues Baugebiet entsteht, brauchen wir Strom, Gas und Wasser." Und auch bei bestehenden Gebieten seien die Netze oft nicht leistungsfähig genug und müssten aufgebohrt werden. "Das geschieht, um dem Wunsch der Bevölkerung nach einer funktionierenden Infrastruktur in der Stadt Rechnung zu tragen." Viele Sperren seien ferner dem Glasfaserausbau geschuldet, auch dies ein dringender Wunsch der Bevölkerung. Soweit möglich würden Stadtwerke, Kommunalbetriebe und Tiefbauamt ihre Baustellen in der Jahresplanung abstimmen. Klarner: "Was planbar ist, wird geplant." Deshalb habe man auch mit der Sperrung der Haunwöhrer Straße gewartet, bis die Sperre in der Münchener Straße im Bereich der Tankstelle beendet ist. Doch es gebe bei solchen Arbeiten eben viele Unwägbarkeiten. Ein Wasserrohrbruch, wie unlängst an der Esplanade, lasse sich eben nicht planen. Erfahrungsgemäß bereiteten die ersten Tage nach einer Sperrung, also bis sich die Autofahrer daran gewöhnt haben, die meisten Probleme.

Über die Staus geklagt wird dieser Tage viel. Auch in dem kleinen Laden "nah & gut" an der Haunwöhrer Straße. "Warum schon wieder", fragt sich die Verkäuferin. "Schimpfen hilft nicht viel", meint Walter Haas aus Haunwöhr. Elisabeth Hanisch aus Hundszell schimpft trotzdem: "Gefühlt wird alle drei Wochen was anderes gemacht. Die reißen heute auf und morgen wieder." Offenbar habe die Stadt zu viel Geld. Eine 93-jährige Frau aus Haunwöhr, die selbst natürlich nicht mehr am Steuer sitzt, fasst zusammen: "Ein bissl mehr Überlegen würde nicht schaden."

Am Freitag haben sich Vertreter von Stadt und Stadtwerken an der Haunwöhrer Straße getroffen, um zu überlegen, wie man den Verkehr besser führen kann. Bereits im Herbst hat sich laut Stadtsprecher Klarner Oberbürgermeister Christian Lösel in Sachen Baustellen eingeschaltet. Er habe Stadtdirektor Hans Meier den Auftrag erteilt, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Ziel: Eine Verbesserung der Koordination und Abstimmung der Straßenbaustellen.

Ruth Stückle