Ingolstadt
Countdown für Linksabbieger

Verkehrsversuch in der Westlichen Ringstraße: Ampelschaltung zum Probierlweg deutlich verlängert

27.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
Wie viele Sekunden bis zur Grünphase? Eine digitale Anzeige zeigt den Autofahrern auf der Ringstraße, im Probierlweg und hinter der Steinmauer an, wie lange sie warten müssen. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Seit gestern Vormittag läuft der Verkehrsversuch in der Westlichen Ringstraße auf Höhe des Probierlwegs (DK berichtete). An der Ampelanlage müssen sich Linksabbieger, die von der Glacisbrücke kommend in den Probierlweg wollen und Autofahrer, die aus diesem auf die Westliche Ringstraße abbiegen wollen, auf 180 Sekunden Wartezeit einstellen.

Das Abbiegen von der Westlichen Ringstraße in den Problierlweg ist immer wieder Anlass für Staus und Ärger. Der Knotenpunkt mitten in der Lärmschutzmauer, an der entlang es Richtung Süden bekanntlich nur einspurig geht, bremst den ohnehin zähfließenden Verkehr weiter aus. Von dem radikalen Plan, den Problierlweg als Sackgasse zu sperren, hat sich die Verwaltung nach einer Anliegerversammlung verabschiedet (DK berichtete). Stattdessen soll eine spezielle Ampelschaltung den Verkehrsfluss auf dem Ring verbessern und zugleich die vermeintliche Abkürzung durch den Probierlweg für den Schleichverkehr unattraktiv machen. Die extra lange Rotphase von 180 Sekunden - normalerweise dauert sie nur halb so lange - gilt von Montag bis Freitag von 6.30 Uhr bis 9 Uhr und von 14.30 bis 19 Uhr. Sie wird Autofahrern mittels roter LED-Ziffern oberhalb der Signalanlage als Countdown angezeigt, der die Sekunden bis zum Eintreten der Grünphase herunterzählt. Der Verkehr auf der Westlichen Ringstraße erhält gleichzeitig eine längere Grünphase.

Für Verkehrsteilnehmer, die den Probierlweg als Abkürzung benutzen, ist dies gewissermaßen mit der Empfehlung verbunden, auf der Hauptroute zu bleiben. Mit der Maßnahme soll laut Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation der Verkehrsfluss in der Westlichen Ringstraße "deutlich verbessert" werden. Diese gilt vor allem im Früh- und Feierabendverkehr als eines der berüchtigtsten Nadelöhre der Stadt.

"Der Start verlief reibungslos", sagte Johannes Wegmann, Leiter der zuständigen Behörde, gestern auf Anfrage des DONAUKURIER. Demnach habe es - zumindest bis jetzt - keine Anrufe oder Nachfragen bei der Behörde gegeben.

Im Zuge des Versuchs soll auch beobachtet werden, ob sich der Verkehr womöglich auf Nebenstrecken wie die Antoniusschwaige oder den Brodmühlweg verlagert. Entsprechend würden weitere Signalanlagen dahingehend umgestellt werden. Außerdem werde die Verkehrszählung wiederholt, die als Grundlage für den Versuch diente. Im Vorfeld der Maßnahme gab es immer wieder Beschwerden von Anwohnern im Viertel wegen des zunehmenden Durchgangsverkehrs. Um dem entgegenzuwirken, wurde im Probierlweg bereits testweise das versetzte Parken eingeführt. Die Strecke galt demnach bisher vor allem bei Pendlern als beliebte Abkürzung, um etwa von Richtung Neuburg kommend ohne Wartezeiten an den Ampeln in die Stadt zu gelangen.

Eine Anwohnerin, die gestern Nachmittag die längere Wartezeit beim Linksabbiegen erstmals über sich ergehen lassen durfte, empfindet den Test schon jetzt als wirkungslos. "Die fahren alle nach wie vor durchs Viertel, und wir müssen jetzt länger warten. Das ist eine Zumutung", äußerte sie ihren Unmut spontan durchs heruntergelassene Autofenster. "Man hätte die Westliche Ringstraße von Anfang an in beide Richtungen zweispurig machen müssen", lautet ihr Vorschlag.

"Ingolstadt wächst immer weiter, der Verkehr von Nord nach Süd und umgekehrt nimmt zu", sagt ein Anwohner, der die Situation am Nachmittag einfach nur beobachtet. Er befürwortet eine dritte Donaubrücke und einen optimierten ÖPNV. Eine ältere Frau aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wiederum wartet beim Rechtsabbiegen aus dem Probierlweg geduldig die 180 Sekunden ab. Das stört sie offenbar wenig. "Ich fahre hier öfter durch. Man hat auch vorher schon lange warten müssen", sagt sie. Der Verkehrsversuch soll laut Amt je nach Ergebnis bis zu sechs Monate dauern.

Bei der jüngsten Verkehrszählung im Januar wurden auf dem Probierlweg knapp 1900 Autos täglich (in beiden Richtungen zusammen) dokumentiert. An den Anliegerstraßen hinter der Lärmschutzwand waren es 190 beziehungsweise 110 Fahrzeuge am Tag, die an der Einmündung unterwegs waren. Auch die Ampeln für die hinter der Steinmauer ausfahrenden Anwohner zeigen jetzt noch einmal länger Rot. Wie lange es genau bis Grün dauert, verrät den Wartenden ebenfalls jeweils eine digitale Anzeige in einem Countdown.
 

Michael Brandl