Ingolstadt
Stimmen für billiges Busfahren

Politischer Nachwuchs will Bürgerbegehren für 365-Euro-Ticket auf den Weg bringen

28.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:41 Uhr
Wollen ein Bürgerbegehren für günstiges Busfahren, das umgerechnet einen Euro pro Tag kosten soll, auf den Weg bringen: Christian Pauling (v. l.), Malik Diao und Marina Müller. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Junge Ingolstädter aus verschiedenen alternativen politischen Lagern und Gruppierungen haben sich zusammengetan, um das Klima sozialverträglich zu retten.

Dazu wollen sie jetzt in Ingolstadt ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen. Ziel: Ein Busticket für ein ganzes Jahr, das 365 Euro kostet. Das hieße, Busfahren für alle für nur einen Euro am Tag. Schüler, Auszubildende, Studierende und Bedürftige sollten den ÖPNV sogar ganz umsonst nutzen dürfen, ginge es nach den Initiatoren.

In den vergangenen Jahren seien die Ticketpreise bei der INVG stetig gestiegen, argumentieren sie. Fast alle Politiker setzten sich zwar für ein 365-Euro-Ticket ein, real passiere jedoch fast nichts. Stattdessen würden Projekte für den Individualverkehr oft Vorrang genießen. "Wir wollen damit etwas durchsetzen, was nicht von parlamentarischen Mehrheiten abhängt, sondern die Bürger interessiert. Wir sind es als junge Leute leid, dass alles immer auf die lange Bank geschoben wird", sagt Christian Pauling, Sprecher der Gruppe und OB-Kandidat der Linken in Ingolstadt. Demnach wolle man mit Maßnahmen für eine umweltgerechte und soziale Verkehrspolitik nicht warten, bis das Klima gekippt sei. Das Ticket solle ein erster Schritt dahin sein. "Umweltbewusstes Handeln muss bezahlbar bleiben", so Pauling. Auch über die Finanzierung hat sich die Initiative Gedanken gemacht. Sie schlägt etwa eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung, Mittelumschichtung vom Straßenbau hin zum ÖPNV und eine leichte Anhebung der Gewerbesteuer vor.

Nun geht es für die Gruppe darum, fünf Prozent der wahlberechtigten Bürger in Ingolstadt für das Vorhaben zu gewinnen, um das Bürgerbegehen beantragen zu können. "Das sind etwa 5000 Unterschriften", rechnet Pauling vor. Die Infoblätter, die auch für die Unterstützerunterschriften verwendet werden, können Interessierte auf der Internetseite www. 365invg. de per E-Mail beantragen, ausfüllen und an einer der Sammelstellen abgeben, darunter im Büro der Linken, Am Bachl 16, Ingolstadt, im Büro der Grünen in der Taschenturmstraße oder im Café Tagtraum am Paradeplatz.

Auch in anderen bayerischen Regionen gibt es übrigens konkrete bürgerliche Initiativen für ein 365-Euro-Ticket. Speziell für Schüler, Studenten und Azubis soll es der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) einführen. Eine entsprechende Petition auf der Plattform change. org hat der Freisinger Tobias Kuch gestartet und gestern mehr als 10700 Unterschriften an Münchens OB Dieter Reiter übergeben, der sich laut einem Bericht zuversichtlich gezeigt habe, dass die MVV-Gesellschafterversammlung den Weg dafür frei macht. Auch Landräten im Münchner Speckgürtel wurden oder werden Unterschriften überreicht.

Michael Brandl