Ingolstadt
Neues Gesicht fürs Bahnhofsumfeld

Überlegungen zu Hochhaus und Ladenzeile stoßen überwiegend auf positive Resonanz - Verkehr könnte Probleme bereiten

31.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:16 Uhr
Der Hauptbahnhof und sein Umfeld könnten in den kommenden Jahren ihr Gesicht verändern. Der Bahnhofsbau, über dessen Dach hinweg hier fotografiert wurde, und der Südrand der Bahnhofstraße (hinten, mit Postbau) stehen im Zentrum von Planspielen, die nun konkreter werden. −Foto: Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Pläne für eine städtebauliche Aufwertung des Bahnhofsumfeldes in der Südstadt sind jetzt im Stadtrat überwiegend positiv aufgenommen worden. Die Bürgervertretung nahm das entsprechende Konzept von Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, das Anfang Juli bereits im Stadtentwicklungsausschuss behandelt worden war (DK berichtete), bei nur wenigen Gegenstimmen zur Kenntnis. Bedenken wurden aber zur erwartbaren zusätzlichen Verkehrsbelastung rund um den Hauptbahnhof laut.

Ein zugehöriger Antrag von Organisationsreferent Christian Siebendritt, bei Realisierung neuer Räume der Stadtverwaltung in einem eventuellen künftigen Bahnhofs-Tower ("fünftes Rathaus") auch gleich eine Bürgerservicestelle im Erdgeschoss dieses Neubaus einzurichten, passierte den Stadtrat sogar einstimmig. Damit verdichten sich die Zeichen, dass eine solche weitere Dependance der Stadtverwaltung wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit am Hauptbahnhof entstehen dürfte. Eine solche Zweigstelle des Bürgeramtes, wie es ja bereits im Neuen Rathaus betrieben wird, solle dann "als zentrale Anlaufstelle im Süden der Stadt fungieren", heißt es in dem Papier.

Wie schon berichtet, sind ein neues Bahnhofsgebäude mit zweigeschossigem Sockel und aufgesetztem, bis zu 60 Meter hohem Büroturm und eine neue Geschäftsbebauung auf der Südseite der Bahnhofstraße (anstelle des jetzigen Postbaus) zentrale Punkte der Strukturüberlegungen, die bei den Stadtplanern angestellt worden sind. Hinter den Projekten, für die jeweils Bebauungspläne aufzustellen sind, stehen zwei unterschiedliche Investoren. In die Gesamtbetrachtung einbezogen wurde auch ein Bauvorhaben der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) an der Ecke Münchener Straße/Prinz-Leopold-Straße, das neben Schulungsräumen für berufliche Ausbildung auch 57 Wohnungen vorsieht. Dieser Bau würde nach bisheriger Planung eine eigene Tiefgarage erhalten, spielt also bei der Betrachtung künftiger Verkehrsströme am Bahnhof nur eine untergeordnete Rolle.

Genau diese wahrscheinliche Zunahme des Individualverkehrs durch neue Geschäfte an der Bahnhofstraße ist es allerdings, die einigen Stadträten Kopfzerbrechen bereitet. Sollte in einem Neubau entlang der Bahnhofszufahrt tatsächlich - wie vom Investor gewünscht - ein Supermarkt mit 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen, wäre neuer Parksuchverkehr zwangsläufig. Der Stadtrat hat eine von der Verwaltung in ihrem Antrag vorsorglich eingebaute Sicherung, wonach großflächige Handelseinrichtungen "ausgeschlossen" werden sollten, wieder streichen lassen, will hier also erst mal nichts verbauen.

FW-Stadtrat Hans Stachel warnte ebenso wie Joachim Genosko (CSU) angesichts des absehbaren stärkeren Verkehrs im Nadelöhr Bahnhof-/Elisabethstraße vor erheblichen Problemen und forderte ein Verkehrsgutachten. Das soll auch tatsächlich kommen - im Rahmen der Bauleitverfahren, die nach der überwiegend positiven Resonanz im Stadtrat jetzt für die beiden Projekte eingeleitet werden können.

BGI-Fraktionschef Christian Lange sprach sich klar gegen großflächigen Lebensmittelhandel am Hauptbahnhof aus, weil es solche Angebote nahebei in der Südstadt bereits mehrfach gebe. SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann ermunterte die Bürgervertreter hingegen, mutige Entscheidungen zu treffen. Er sehe zwar auch Verkehrsprobleme voraus, die sich allerdings lösen ließen. Es böte sich jetzt endlich die Chance, so der Sozialdemokrat, einen großstädtischen Bahnhof zu bekommen. Dass auf dem Platz davor ein bunter Mix aus Fußgängernutzung, Pkw-Verkehr und öffentlichem Nahverkehr entstehen solle ("shared space"), sei ebenfalls zu begrüßen. Schuhmann: "Wenn nicht dort, wo dann?"
 

Bernd Heimerl