Ingolstadt
"Die Manchinger müssen Federn lassen"

Unsernherrner wollen die B13-Ortsumgehung südlicher

23.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:08 Uhr
In grünem Bogen außenrum: Als große Ostumfahrung will das Staatliche Bauamt die Unsernherrner Ortsumgehung weiterplanen. Der vorliegende Plan ist ein erster Entwurf. Die Behörde stößt dabei prinzipiell auf viel Wohlwollen bei den Unsernherrnern. Bei der Sonderbürgerversammlung mit der Vorstellung dieser Variante wurde aber schnell klar, dass die Trasse im Süden des Stadtteils noch deutlich von der Bebauung und der Sandrach weggerückt werden soll. Die Bahntrasse könnte an der alten B16-Unterführung gequert werden. Auf Ablehnung stieß die Dimension, in der das Amt nach ersten Überlegungen die Südosttangente (von Rothenturm kommend) anbinden will. −Foto: Staatliches Bauamt

Unsernherrn - Osten, Westen oder nah an der Bahn vorbei? Was wäre in der Abwägung die beste Variante für die sehnlichst erwartete Unsernherrner Ortsumgehung? In großem Bogen im Osten um den vom Verkehr massiv geplagten Stadtteil herum will das Staatliche Bauamt die B13-Trasse anlegen. So sieht - wie berichtet - das Ergebnis der Voruntersuchungen aus. Wie genau die Route dann verlaufen wird, das ist alles andere als Gewiss.

Bei der Bürgerversammlung kam die Ostumgehung bei der großen Mehrheit der Besucher am besten an. Eine Westumgehung direkt zwischen Unsernherrn und Unterbrunnenreuth mag sich mancher Nachbar aus dem Südosten (beziehungsweise Rothenturm) wünschen. Doch diese Variante prüfte das Staatliche Bauamt letztlich nur, um sie geprüft zu haben. In der Bewertung des Amtes fiel sie trotz der geringsten Kosten (rund 20 Millionen Euro) der vier Vergleichsvarianten selbst durch, da sie die mit Abstand geringste Verkehrsentlastung bringen würde. Die Situation an der Graffiti-Unterführung blieb unverändert. "Die Variante kann keiner ernsthaft wollen", sagte auch OB Christian Lösel bei der Sonderbürgerversammlung. Sie würde den Grüngürtel um die Stadt komplett zerschneiden. "Und die bestehenden Siedlungen im Westen würden durch den Lärm beeinträchtigt", sagt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle.


Dennoch: Augenscheinlich sei die Westumgehung die Vorzugsvariante, schloss etwa Südost-Bezirksausschussmitglied Hans Brenner, der ansonsten mehr Autos auf dem Stadtweg in Kothau befürchtet. Er argumentierte vehement für eine Donauquerung weit im Westen, um den Verkehr weiträumig zu leiten. Allerdings dürfte es in Ingolstadt auf der B13 kaum Durchgangsverkehr geben, sondern fast ausschließlich Verkehr mit einem Ziel in der Stadt. Alle wollen rein oder auf der schnellsten Trasse wieder raus. Der Leitende Baudirektor Stephan Blauth sah deshalb durch eine Ostumgehung auch keine Verschiebung der Verkehrsströme in die Stadtviertel. Im Gegenteil: Man baue ja, um die Leute auf der Bundesstraße zu leiten. Und wer neuere Ortsumgehungen auf Bundesstraßen (ein Beispiel sei hier Mühlhausen im Landkreis Neumarkt) gesehen hat, der kann davon ausgehen, dass Unsernherrn eine gewaltige Trasse bevorsteht, die ein Abfahren auf einen Schleichweg gar nicht in den Sinn kommen lässt. Dafür spricht auch die geplante Summe für das Bauwerk, die Planungsabteilungschef Markus Witzgall nannte. Man rechne nach jetzigem Stand mit 83,1 Millionen Euro für die Ostumgehung.

Diese immense Summe resultiere aus zwei Brücken über die Sandrach sowie einem (nach eben ersten Planungen) 370 Meter langen Tunnel bei der Freien Turnerschaft unter der Bahnlinie hindurch und zwei Unterführungen unter der Regensburger Bahntrasse und südlich von Unsernherrn noch einmal unter der Bahnstrecke nach München. "Wir haben nicht umsonst ein Planungsbüro aus Österreich beauftragt. Die sind führend im Tunnelbau", erklärte Amtsleiter Blauth.

Kritik von den Bürgern schlug den Behördenvertretern bei zwei Aspekten entgegen: Einmal sei die Anschlussstelle für die Südosttangente (vom Gewerbegebiet Manchinger Straße kommend) zu gewaltig. "Der Flächenverbrauch ist viel zu groß", sagte ein Bürger. Dem stimmte OB Lösel zu. Ein höhenfreier Anschluss sei nötig, da der Verkehr vom und zum IN-Campus ("Der explodiert!") zunehmen werde. Es reiche aber ein Hochkreisel. "Das Kriterium der Umweltverträglichkeit muss viel besser werden", so der Rathauschef. Amtsleiter Blauth signalisierte Gesprächsbereitschaft und wiederholte seinen Hinweis, dies sei ein allererster Entwurf.

Als zweite und mehrfach gehörte Anregung kam von den Unsernherrnern, die Trasse müsse wesentlich weiter südlich verlaufen - weiter weg von der Sandrach ("unser Naherholungsgebiet") und der Bebauung am Sandrachweg. Ein Bürger übergab eine Grobskizze, wonach die alte B16-Unterführung zur Querung der Bahnstrecke genutzt werden sollte. Die Ortsumgehung müsse viel mehr auf Landkreisflur laufen. "Die Manchinger und der Landkreis Pfaffenhofen müssen Federn lassen", betonte eine Bürgerin unter Applaus. Schließe komme der meiste Verkehr, der sich durch Unsernherrn quetsche, genau von dort. "Sonst hätten wir das Problem gar nicht."

Amtsleiter Blauth versicherte: "Wir berücksichtigen keine Landkreisgrenzen!" Nur die beste Trasse zähle letztlich. Er nehme die Anregungen alle mit - auch in die Runden mit der Marktgemeinde Manching.

Bis im nächsten Planungsschritt ein detaillierter Vorentwurf der Trasse vorliegt, dauert es übrigens drei bis vier Jahre. Mit dem Planstellungsverfahren und danach einer Bauzeit in ähnlichen Dimensionen ist ein Jahrzehnt schnell rum. Das Thema wird Unsernherrn also noch lange beschäftigen.

DK