Ingolstadt
Mit einem Ticket durch die Region

Ingolstadt und die Nachbarlandkreise bringen Gemeinschaftstarif auf den Weg

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Endstation Geisenfeld: e in Bus der INVG-Linie 16 am Zentralen Omnibusbahnhof Ingolstadt. Ab 1. September 2018 kann man in der Region mit nur einem Ticket Bus und Zug fahren. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Es war eine fast schon epochale Entscheidung: Der Zweckverband für eine Verkehrsgemeinschaft in der Region Ingolstadt hat gestern einen Tarifzonenplan beschlossen. So sollen Ingolstadt und die Kreise Pfaffenhofen, Eichstätt sowie Neuburg ab 1. September 2018 enger zusammenfinden.

Das Ringen um den Regionaltarif führte die Akteure zu einer völlig neuen Wahrnehmung von Raum und Zeit: Sie verhandelten eine halbe Ewigkeit - und kamen keinen Meter weiter. Schon vor über 20 Jahren setzte sich der Ingolstädter Stadtdirektor Fritz Kroll (im Amt bis 1996) für ein gemeinsames Tarifgebiet ein, um den Großraum Ingolstadt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt über den Öffentlichen Personennahverkehr enger zusammenzuführen. Vergeblich. Ein ausgeprägter Unwillen in der Autostadt gegenüber allen öffentlichen Verkehrsmitteln bremste das Projekt ebenfalls. Doch 2014 begannen namhafte Politiker plötzlich, das Verfahren deutlich zu beschleunigen. Nach langen Vorarbeiten und bitteren Rückschlägen brachte der Zweckverband für eine Verkehrsgemeinschaft den Regionaltarif jetzt tatsächlich auf den Weg. Er soll zum 1. September 2018 eingeführt werden.

Die Abstimmung in der gestrigen Verbandssitzung war eine reine Formsache - allerdings eine für die Region Ingolstadt zweifellos epochale; dass sie ein Votum für den Gemeinschaftstarif noch erleben würden, hätten viele der in Ehren ergrauten Bus- und Zugförderer von einst wohl nicht mehr gedacht.

Es gab keine Diskussion oder Einwände. Strahlend hoben der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU), der Eichstätter Landrat Anton Knapp (CSU), der Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, Roá ?land Weigert (FW), der stellvertretende Landrat von Pfaffenhofen, Anton Westner (CSU), sowie alle Zweckverbandsräte bei der Abstimmung über den Tarifzonenplan die Hand. "Das ist ein wichtiger Moment, weil er dokumentiert, dass die Region einen einheitlichen Fahrschein haben will", betonte der Geschäftsführer der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG), Robert Frank, mit erkennbarem historischen Bewusstsein. Auch die mit dem Regionaltarif verbundene "Harmonisierung der Fahrplansortimente" sei ein großer Fortschritt.

OB Lösel schätzt an dem Gemeinschaftsprojekt auch, dass "attraktive Angebote wie Job- und Ferientickets in Zukunft regionsweit verkauft werden". Erik Meder vom Planungsbüro Gevas freut sich sehr über den Beschluss: "Damit steht der Tarifplan in seinen Grundzügen fest. Das ist wichtig, weil er die Basis für alles Weitere ist." Nach Gesprächen quer durch das Tarifgebiet habe man noch kleine Änderungen beim Zuschnitt der Zonen vorgenommen. "So wurde Königsmoos mehr Richtung Neuburg verschoben", um die Fahrt über eine Zonengrenze zu vermeiden. Die Tarife reichen von Stufe 1 bis 20. Darüber hinaus, "würde es unübersichtlich werden", erklärte Meder, deshalb habe man davon abgesehen. Ein wesentliches Ziel sei die "Abrundung des Tariftableaus" gewesen. Kurzzonen (für maximal vier Stationen) werde es künftig nur in Ingolstadt geben. Denn fahre man jenseits der Großstadt mit dem Bus (und erst recht mit einem Nahverkehrszug) vier Stationen weit, sei man "schnell in einem anderen Landkreis", argumentierte der Verkehrsplaner. Da sei der Preis für eine Kurzzone freilich nicht möglich. Die "Integration der Stadtbusse in den Mittelzentren" (also Eichstätt, Neuburg, Schrobenhausen und Pfaffenhofen) in die Tarifeinheit sei ebenfalls angestrebt.

Demnächst soll eine übersichtliche "grafische Aufbereitung" des Tarifzonenplans für die Region (mit vielen bunten Ringen und Sektoren) vorgelegt werden. Und ein Preisblatt. So kann jeder Fahrgast gut erkennen, wie viel zum Beispiel eine Zugfahrt von Neuburg nach Ingolstadt und dann mit dem Bus weiter nach Manching kostet - schon bald mit einem einzigen Fahrschein wohlgemerkt. Wer hätte das gedacht.