Ingolstadt
Urlaub auf Rädern

Auf dem Wohnmobilstellplatz beim Hallenbad machen Ferienreisende aus verschiedenen Ländern Halt

04.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:04 Uhr
Nicht nur im Sommer Anlaufstation für Wohnmobil-Reisende: Der Abstellplatz am Hallenbad wird das ganze Jahr über ordentlich genutzt. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Noch ist es still auf dem Stellplatz für Wohnmobile beim Hallenbadparkplatz am westlichen Altstadtrand.

Rund zehn Campingfahrzeuge sind am Samstagvormittag hier abgestellt. Die Kennzeichen verraten die Herkunft der Besitzer: Spanier, Schweden, Holländer und Österreicher sind darunter, einige Deutsche freilich auch. Viele von ihnen sind auf der Durchreise, andere bleiben zwei oder drei Tage.

Gegen Halb zehn regt sich Leben in der weißlackierten Wagenburg. Eine Tür öffnet sich. Es folgt ein prüfender Blick nach draußen: Noch regnet es nicht. Da heißt es, die Gunst der Stunde zu nutzen für ein gemütliches Frühstück im Freien. Gartenstühle und -tische werden nach draußen gebracht und aufgeklappt, Geschirr klappert irgendwo zwischen Kojen und Fahrerhaus, Männer brechen mit dem Fahrrad auf, um beim Bäcker frische Semmeln zu holen, während die Frauen Kaffee zubereiten.

Andere erledigen zunächst das, was vermutlich zu den weniger geliebten Pflichten eines Wohnmobilbesitzers gehört, aber keinen Aufschub duldet. Sie tragen Kunststoffboxen, die offenbar dringend einer Leerung bedürfen, zu der dafür vorgesehenen Stelle, an der sich ihr Inhalt in die Ingolstädter Kanalisation ergießt. Im Camperjargon fällt das unter den Fachbegriff Entsorgung. Doch zurück zu den angenehmeren Seiten des Urlaubs auf Rädern und zu Roman und Ulrike Stückler aus Spielberg. Die Österreicher haben ihre Enkelkinder Mira und Ajun mit an Bord. Das Ehepaar hat sie für den Ausflug bei den Eltern in Taufkirchen abgeholt, nachdem es zuvor in Niederösterreich unterwegs war. "Uns gefällt es hier sehr gut. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten, und auf dem Platz ist alles da: Wasser, Strom, Entsorgung", sagen sie.

Am Nachmittag soll es ins Zentrum gehen - vielleicht zum Stadturlaub auf dem Rathausplatz, wenn das Wetter mitspielt. "Wir sind auch schon mit den Rädern ums Münster gefahren", sagt Roman. Die Eheleute reisen seit zehn Jahren mit dem Wohnmobil. "Wir sind zwar gerne daheim, aber genau so gerne schauen wir uns die Welt an", so die beiden.

Auch Jürgen Greiwe legt einen Halt in der Schanz ein. Der aus Castrop-Rauxel stammende Mann kennt Ingolstadt besser, als zunächst vermutet. "Ich habe zehn Jahre hier gewohnt", erzählt er. Gearbeitet habe er damals für ein Unternehmen in Münchsmünster, der Liebe wegen sei er dann in Ingolstadt geblieben. Später ist er nach Bamberg gezogen. "Ich bin drei oder vier Mal im Jahr hier und besuche alte Freunde", erzählt er. "Der Stellplatz liegt stadtnah, und man ist gleich an der Donau", sagt Jürgen. "Im Sommer ist es hier aber ziemlich voll, deshalb sollte man ihn vergrößern", findet er. Zwischen den weißen Wohnmobilen steht ein alter beigefarbener Mercedes-Transporter. Das umgebaute Fahrzeug bietet gerade so Platz für zwei Personen. Den Komfort eines Caravan sucht man freilich vergebens. Wessel van Eeden und seiner Freundin Lisa van der Windt dürfte das egal sein. Die beiden jungen Holländer aus Delft befinden sich auf einem Roadtrip, wie sie erzählen: "Slowenien, Österreich, Tschechien und jetzt Deutschland. " Am Donnerstag seien sie angekommen, anschließend sei es ins Freibad zum Duschen gegangen, danach zum Laufen und Fahrradfahren an den Baggersee.

Der Stopp in Ingolstadt sei eine spontane Idee gewesen, sagt Wessel. Er habe eine Kollegin getroffen, die auch gerade auf Reisen sei. Was ihnen hier gefällt? "Es ist ein guter Platz, es gibt schöne Parks, und das Essen und das Bier in der Stadt sind günstig", so die beiden. Der Stellplatz liege ideal, alles sei schnell erreichbar. "Nur leider gibt es keine Dusche", ergänzt Wessel.

Reinhard (selbst gebürtiger Oberpfälzer) und Renate aus Remscheid bereisen Bayern seit Jahren. "Unser Ziel war der Chiemsee", sagen sie. Doch die schlechten Prognosen der Wetter-App ließen sie zunächst in Ingolstadt verweilen.

Die Stadt kennen sie von früheren Aufenthalten. "Wir waren schon im Polizeimuseum, beim Fest zum reinen Bier und gehen in den Westpark zum Einkaufen", erzählen sie. Früher durfte es im Urlaub auch Mallorca und Teneriffa sein. Was am Reisen mit dem Wohnmobil so toll ist? Renate seufzt: "Campen ist Freiheit. "

Michael Brandl