Ingolstadt
Unterstützung auf nationaler Ebene erbeten

Technologischer Wandel in der Region: OB und Gewerkschafter schreiben an Kanzlerin Merkel

14.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:37 Uhr

Ingolstadt (DK) Der strukturelle Wandel in der Automobilindustrie und Herausforderungen durch neue Mobilitätsformen werden den Industriestandort Ingolstadt stark berühren - und könnten sich eher über kurz als über lang unmittelbar auf die Beschäftigungssituation vieler hiesiger Betriebe auswirken.

Vor diesem Hintergrund haben OB Christian Lösel, der Erste Bevollmächtigte der Ingolstädter IG Metall, Bernhard Stiedl, und die Betriebsratsvorsitzenden von Audi und Airbus in Manching, Peter Mosch und Thomas Pretzl, jetzt einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben und darin unterstützende Maßnahmen durch die Bundesregierung erbeten.

Konkret sind es die in der Metallergewerkschaft geborene Idee eines Transformations-Kurzarbeitergeldes und die staatliche Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Urban Air Mobility (Nutzung des nahen Luftraums für Personenbeförderung und Dienstleistungen), für die die Unterzeichner des Papiers von der Berliner Regierungschefin Aufmerksamkeit und wohlwollende Unterstützung erhoffen. Der Raum Ingolstadt, so heißt es in dem Schreiben, sei "derzeit noch eine gesunde Wirtschaftsregion mit guter Arbeit und guten Zukunftsperspektiven", man wolle sich aber für die genannten Themen einsetzen, "damit dies auch so bleibt".

Die Sorge, dass die (zumindest teilweise) Umstellung der Automobilwirtschaft auf Elektrofahrzeuge bei Audi und seinen Zulieferern Arbeitsplätze kosten wird, ist seit Monaten bei den Verantwortlichen der IG Metall greifbar. Wie wiederholt berichtet, kämpfen Betriebsrat und indirekt auch die Gewerkschaft beim Ingolstädter Autohersteller um neue Zusagen für Beschäftigungssicherung und zur innerbetrieblichen Qualifizierung.

Um den Autokonzernen und ihren Zulieferern die Weiterbildung von Mitarbeitern, die vom Wandel direkt betroffen sind, innerhalb bestehender Arbeitsverhältnisse schmackhaft zu machen, plädiert die IGM für das besagte Transformations-Kurzarbeitergeld, das adäquat zum bestehenden Kurzarbeitergeld gezahlt werden müsste, für das es aber bislang keine gesetzliche Handhabe gibt. Hier erhofft sich die Gewerkschaft Initiativen der Bundespolitik. Mit dem Brief an die Kanzlerin, der zur Kenntnis auch an die Bundesminister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Bildung gegangen ist, stellen sich die Unterzeichner allesamt hinter diesen Vorschlag.

Im zweiten Teil des Briefes werden die besondere Eignung von Ingolstadt und Manching für die Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte im Luftraum und die bisherigen Anstrengungen dazu herausgestellt. Man benötige grundsätzlich, so heißt es, "staatliche Förderung für transformations- und klimarelevante Technologien", speziell aber auch für die Forschungsprojekte auf dem Sektor der Urban Air Mobility, für die sich der Wissenschaftsstandort Ingolstadt und die Potenziale der Luftfahrtbranche mit der staatlichen WTD 61 und dem Airbus-Werk am Manchinger Flugplatz geradezu anböten.

Vision der Stadt und der Unterzeichner von Gewerkschaftsseite ist demnach ein "europäisches Zentrum" für die neuen Formen der Luftraumnutzung "in Ingolstadt und Manching". Generell, so heißt es in dem Schreiben, erhoffe man sich mit Unterstützung der Kanzlerin, die hiesigen "guten Bedingungen für Unternehmen und Beschäftigte zu erhalten und auszubauen". In einer globalisierten Welt benötige man hierfür aber auch "mehr denn je die Unterstützung auf nationaler Ebene".