Ingolstadt
Über tausend Kaninchen im Klenzepark und am Schwarzen Weg - jetzt wird ihnen auf den Pelz gerückt

Possierliche Plage

22.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:35 Uhr
Kaninchen im Klenze: Nachts bevölkern hunderte Kaninchen die Tillywiese und Beete im Klenzepark. Die Nager haben zuletzt so überhand genommen, dass das Gartenamt jetzt gegen sie vorgehen will. Nötig ist das unter anderem, weil die Tiere in dem Wäldchen, in das sie sich tagsüber zurückziehen (Bild rechts oben) die Rinde von den Bäumen nagen (rechts unten). −Foto: Hauser

Ingolstadt - Niedlich sind sie ja schon.

 

Wer allerdings am Morgen oder gegen Abend durch den Klenzepark spaziert, weiß mitunter gar nicht mehr wie ihm wird vor lauter Niedlichkeit. Wohin man auch blickt, wird gehoppelt und gemümmelt, dass es nur so eine Freude ist. Kaninchen haben den Park und das benachbarte Wäldchen längst übernommen. Vermutlich sind sie über die Bahntrasse vor einiger Zeit aus dem Schwarzen Weg in den Klenzepark gehoppelt, erklärt Ulrich Linder, der Leiter des Gartenamtes. In dem Park an der Münchener Straße seien die Nager "schon seit Jahrzehnten" zahlreich vertreten.

 

Mittlerweile sind die possierlichen Wildtiere schon durch ihre schiere Zahl zu einem Problem geworden. Linder schätzt, dass allein im Klenzepark über 1000 Kaninchen leben. "Sie vermehren sich halt wie die Karnickel", sagt er. Zwar breche die Population auf natürliche Weise immer wieder ein, wenn sich Seuchen unter den Tieren breit machten, seit rund drei Jahren seien die Zahlen allerdings auf einem konstant hohen Niveau. "Unser Mitarbeiter habe beim morgendlichen Gießen im Rosengarten immer wieder bis zu 120 Kaninchen gezählt", berichtet der Amtsleiter. Die für die Pflanzungen zuständigen Kollegen seien manchmal "knapp vor der Depression", weil die Nager sich über Blumenbeete hermachen und etwa nach schmackhaften Zwiebeln graben. Deswegen muss immer wieder nachgepflanzt werden. Auf der Tillywiese ist es stellenweise wegen der Hinterlassenschaften der Tiere nicht mehr gemütlich - vor allem, wenn man barfuß unterwegs ist. Hinzu kommen die zahlreichen Baue, die die Tiere graben. "Wer dort mit einem Fuß reingerät und umknickt, hat sich schnell ein Band gerissen oder gedehnt", so Linder. Im Winter machen sich die Wildkaninchen über die Bäume her und nagen die Rinde ab. Stellenweise sieht es so aus, als hätten Biber zugebissen. Die angenagten Bäume können absterben und so bei Wind zur Gefahr für Spaziergänger werden.

 

Es muss also gehandelt werden. "Die Menschen haben zurecht den Anspruch, dass unsere Parkanlagen für sie gefahrlos nutzbar bleiben", so Linder. Die Kaninchen sollen nicht ausgerottet, ihre Zahl aber deutlich reduziert werden, betont Manuel Meier, der beim Gartenamt unter anderem für den Unterhalt zuständig ist. Dabei soll zunächst ein "natürlicher Gegenspieler" der Kaninchen zum Einsatz kommen: Im Wäldchen im Klenzepark haben die Mitarbeiter des Gartenamts zwei Nistkästen für Waldkauze aufgebaut. "Noch wissen wir nicht, ob sie bezogen sind, aber die Vogelexperten sagen, dass schon Waldkauze im Park gesichtet wurden. "

 

Im Februar oder März ist außerdem eine sogenannte Frettierung geplant, eine Jagdmethode, die schon in der Antike angewandt wurde. Dabei werden Frettchen in die Kaninchenbaue geschickt. Die kleinen Marder werden vorher ordentlich gefüttert, da sie die Karnickel nicht fressen, sondern nur aufscheuchen sollen. Wenn sie aus ihren Bauen fliehen, werden die Kaninchen in Reusen gefangen, in einen Sack verfrachtet und dann "tiergerecht entsorgt", wie es heißt. "Es ist rechtlich nicht möglich, sie umzusiedeln", erklärt Linder. Vier Frettchen sollen im Frühjahr im Klenzepark und im Schwarzen Weg auf Kaninchenjagd gehen.

Denkbar wäre auch eine Bejagung der Kaninchen mit Gewehren. Das freilich könne mitten im Stadtgebiet nur die "Ultima Ratio" sein, sagt Linder. Zunächst einmal werden die tierischen Kollegen zum Einsatz kommen.

DK

Johannes Hauser