Ingolstadt
Tore für die Willkommenskultur

Flüchtlinge und Einheimische trugen auf dem Trainingsgelände des FCI ein Fußballturnier aus

09.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:40 Uhr
Packende Spielszenen: Die Mannschaft MC 2 mit Flüchtlingen aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Marie-Curie-Straße bewies gegenüber ihren Gegnern Stärke. "Wir trainieren in der Gemeinschaftsunterkunft. Viele von uns können deshalb ganz gut spielen", sagt Spielmacher Suleyman aus Nigeria. Am Schluss freuten sich alle über den Turniersieg. −Foto: Fotos: Brandl

Ingolstadt (DK") Ein Fußballteam mit Flüchtlingen aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Marie-Curie-Straße hat das dritte Willkommens-Turnier auf dem Trainingsgelände des FC gewonnen. Beteiligt haben sich dieses Jahr zehn Mannschaften, darunter Teams von Schulen, Sozialeinrichtungen und Hobbyfußballern aus Ingolstadt und der Umgebung. Sechs Teams setzten sich aus Spielern mit Flüchtlingshintergrund zusammen. Ausrichter war SchanzenGeber, die Sozialinitiative des FCI.

Das Finale endete mit einem klaren Ergebnis: Die Flüchtlingsmannschaft bezwang das Team aus Schülern des Gymnasiums Schrobenhausen - zugleich Partnerschule der Aktion - mit 4:0. Zwar freuten sich die jungen Männer um ihren Spielmacher Suleyman aus Nigeria über den Erfolg, klar erschien für die Asylbewerber aber auch, dass das gemeinsame Spiel auf dem grünen Rasen an diesem Sonntag für sie die Hauptsache war. "Fußball ist wie Leben", brachte es einer von ihnen auf den Punkt.

Unter ihnen befinden sich einige Männer aus Nigeria. Ihr Team hätten sie auch bei der Fußball-WM angefeuert, wo Nigeria bereits in der Vorrunde gescheitert war. "Mein Wunschtraum wäre ein Finale zwischen Deutschland und Nigeria gewesen", sagt Emmanuel. Er weiß aber auch: "In Deutschland sind die Möglichkeiten, Fußball zu spielen, einfach besser." Warum das Team heute so stark gewesen sei? "Wir trainieren in der Gemeinschaftsunterkunft. Viele von uns können deshalb ganz gut spielen", sagt Suleymann. Auf dem dortigen Trainingsplatz muss jedoch improvisiert werden. "Die Tore bestehen aus einfachen Holzstäben", sagt Amanda Schindler, ehrenamtliche Betreuerin. Sie findet, das Turnier sei ein "super Angebot". Insgesamt hätten sich zwei Teams aus der Unterkunft beteiligt. Die zweite Mannschaft holte den dritten Platz.

Mitgespielt hat auch Ramazan aus Afghanistan. Der 23-Jährige lief für das gemischte Team vom Konradviertel auf, das den vierten Platz belegte. "Sport bedeutet mir viel. Ich habe auch schon beim Ingolstädter Triathlon mitgemacht", sagte er im Gespräch mit dem DK. In der Gruppe sportlich aktiv zu sein findet der Berufsschüler gut. Sein Tipp für das Finale der Fußball-WM? "Frankreich gegen England, und Frankreich gewinnt", sagt er.

"Mir gefällt das Turnier gut. Es hat einfach viel Spaß gemacht", erzählt Wasik (20) aus dem Iran, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt und ansonsten beim TSV Nord gegen den Ball tritt. "Leider waren wir heute etwas schwächer als die anderen, aber das Wichtigste ist, dass wir Sport gemacht haben."

Dass das Turnier im Laufe der Jahre an Qualität gewonnen hat, bestätigt Georg Pegelhoff, Turnierkoordinator und Jugendleiter beim MTV Ingolstadt. "Man merkt, dass einige Teams schon öfter beim Willkommens-Turnier mitgemacht haben", sagt er. Gut findet er auch, dass ein Team der Lebenshilfe Ingolstadt angetreten ist. Es setzte sich aus Spielern mit körperlichen und geistigen Handicaps zusammen.

Für die Sieger gab es zum Schluss eine Ehrung. Unter anderem durften sie sich über einen Gutschein für das Spiel der Schanzer gegen den FC Erzgebirge Aue freuen. Eröffnet wurde das Turnier von Wolfgang Scheuer, Sozialreferent der Stadt Ingolstadt. "Willkommen im Fußball" ist ein Programm der Deutschen Kinder-und Jugendstiftung, gefördert durch die DFL-Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Es setzt auf Willkommens-Bündnisse, bestehend aus der Kooperation eines Klubs der Bundesliga oder Zweiten Bundesliga mit lokalen Bildungsträgern, bürgerschaftlichen Initiativen und Amateurvereinen. Das bundesweite Programm ermöglicht jungen Geflüchteten den Zugang zum Sport.

Michael Brandl