Ingolstadt
Banges Warten auf Ermittlungsergebnisse

Zum Karlskroner Tötungsdelikt gibt die Staatsanwaltschaft vorerst keine Auskünfte - Familie des Opfers umquartiert

23.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:41 Uhr
Der Einsatz in Karlskron. −Foto: Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt/Karlskron (DK) Auch vier Tage nach dem blutigen Tötungsdelikt von Karlskron scheint sich noch kein Ermittlungserfolg eingestellt zu haben. Die Ingolstädter Staatsanwaltschaft, die sich Auskünfte über den Fall des durch eine Stichverletzung ums Leben gekommenen 18-jährigen Bulgaren vorbehält, zeigte sich am Montag auf DK-Anfrage - offenbar aus ermittlungstaktischen Gründen - noch immer zugeknöpft.

Dass die Polizei weiterhin in alle Richtungen ermittelt, ist der einzige Umstand, der offiziell eingeräumt wird - im Zusammenhang mit ungeklärten Kapitalverbrechen ohne eindeutige Spurenlage aber letztlich eine Binsenweisheit. Das Verbrechen hat die Menschen im kleinen Karlskron (rund 5000 Einwohner) schockiert und ist dort nach wie vor Tagesgespräch. Dass viele Bürger zunächst besorgt waren, der oder die Täter könnten sich noch im Ort oder in der Nähe aufhalten und dass deshalb womöglich eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestünde, ist menschlich verständlich. Es besteht in diesem Fall aber wohl kein konkreter Anlass für eine solche Annahme.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der getötete junge Mann vom Täter willkürlich ausgesucht und praktisch nur zufällig zum Opfer wurde, dürfte eher gering sein. Viele Tötungsdelikte, so die allgemeine Erfahrung von Polizei und Justiz, haben einen wie auch immer gearteten Beziehungscharakter. Täter und Opfer kennen sich also oft zumindest flüchtig oder sogar sehr gut. Nicht von ungefähr klopfen die Ermittler deshalb zunächst einmal das unmittelbare Umfeld eines Opfers und seinen Bekanntenkreis ab.

Dass dies auch im Karlskroner Fall so sein dürfte, darf angenommen werden. Weil Polizei und Staatsanwaltschaft bislang aber - sicher aus vernünftigen Gründen - keinerlei Angaben zu Verdachtsmomenten und zur Spurenauswertung machen wollen, sind in der Öffentlichkeit natürlich Spekulationen Tür und Tor geöffnet.

Denn im Ort ist weithin bekannt, dass der getötete 18-Jährige eben nicht aus einem gutbürgerlichen, behüteten Umfeld stammt, sondern als ältester Sohn einer obdachlosen Familie eher am Rande der Gesellschaft leben musste. Nach DK-Informationen war er in der Vergangenheit auch mal mit einer kleineren Verfehlung aufgefallen - die Justiz hatte ihm deshalb einige Stunden Sozialdienst auferlegt, die er auf dem Gemeindefriedhof abgeleistet hatte.

Die Gemeinde Karlskron hatte der obdachlosen Familie als Unterkunft auf einem kommunalen Grundstück einen Wohncontainer nahe der Kirche bereitgestellt. Ganz in der Nähe dieser Notunterkunft war der 18-jährige Schüler, der noch zwei minderjährige Brüder hat, am späten Donnerstagabend blutüberströmt aufgefunden worden. Wie berichtet, war er zwar noch von einem Notarzt reanimiert worden, wenig später dann aber im Krankenhaus gestorben. Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Küchenmesser, war bereits in der Nacht zum Samstag von der Polizei in einem Grünstreifen gefunden worden.

Der Wohncontainer ist von der Polizei - offenbar aus Gründen routinemäßiger Spurensicherung - bis auf weiteres gesperrt, die Familie zumindest vorübergehend nach Neuburg umquartiert worden. Wie Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf dem DK auf Anfrage sagte, haben Gemeinde und Landratsamt in einer gemeinsamen Aktion dafür gesorgt, dass die bulgarische Familie in diesen schweren Stunden erst einmal Unterstützung durch das Jugendamt und einen Jugendhilfeverein erfährt.

Was die zunächst vor allem von Eltern aus dem Ort geäußerten allgemeinen Sicherheitsbedenken angeht, so nimmt die Gemeinde diese laut Kumpf zum Anlass, das Sicherheitskonzept für ihre Schule nochmals zu erläutern - auch wenn kein Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt zu erkennen ist.

Bernd Heimerl