Ingolstadt
Tierrechte-Gruppe zeigt Zoo Wasserstern an

Scharfe Kritik an Gehege für Affen - Betreiberverein verweist auf vorliegende Pläne

29.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:37 Uhr
Größter Kritikpunkt der Tierrechte-Organisation im Zoo Wasserstern ist das Haus für die Indischen Hutaffen, die "in einem trostlosen und kahlen Betongehege" leben müssten. Die Anlage wurde 2012 neu gebaut und mit vielen Spendengeldern und städtischer Förderung finanziert. Bei der Einweihung seinerzeit dabei: der damalige Wasserstern-Vorsitzende Werner Ritter (von rechts), der damalige Stadtsprecher Gerd Treffer und Joachim Cordshagen von der Audi AG, die den Neubau maßgeblich förderte. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Nach eigenen Angaben hat die "Initiative Tierrechte Bayern" mit Sitz in Roth den Ingolstädter Zoo Wasserstern beim städtischen Veterinäramt angezeigt. Die Tierrechteorganisation wirft dem von einem Verein getragenen Kleintierzoo vor, einige Tiere nicht artgerecht zu halten. Der Aktivisten berufen sich auf eigene Recherchen bei einem Besuch, von dem inzwischen auch Videos im Internet kursieren.

 

Größter Kritikpunkt ist die Haltung der vier Indischen Hutaffen, die "in einem trostlosen und kahlen Betongehege" lebten, ohne eine einzige Pflanze, wie es in einer Pressemitteilung der Tierrechtler heißt. Die gesetzlich vorgeschriebenen Rückzugsmöglichkeiten würden fehlen. Die Kritiker fordern den Zoobetreiberverein auf, auf die "hochsozialen Tiere auf lange Frist zu verzichten".

Bemängelt wird auch das Gehege der beiden Weißstörche, das laut der Tierrechtsorganisation eine Größe von 1500 Quadratmetern umfassen müsse. Im Wasserstern seien es "höchstens 100".

In dem erwähnten Video ist auch in einem Zusammenschnitt zu sehen, wie ein Nasenbär angeblich Verhaltensauffälligkeiten zeige. "Die Tiere liefen immer wieder gestresst und nervös am Gehege auf und ab", behaupten die Aktivisten.

Auf Anfrage des DONAUKURIER zeigte sich der Zoo Wasserstern verwundert und überrascht über die Anzeige. Am Montagmorgen habe es gleich Kontakt mit der zuständigen Amtstierärztin beim städtischen Veterinäramt gegeben. "Wir sind ständig im Gespräch und ich traue mich zu sagen, wir arbeiten gut zusammen", sagt der Vorsitzende Martin Trappe, der nicht verhehlen will, dass der Betreiberverein einige amtliche Auflagen hat, die abzuarbeiten seien. "So schnell, wie es für uns als kleiner Verein geht."

Zu den Vorwürfen der Aktivisten merkt Trappe an, dass man bei den Nasenbären das in dem Zusammenschnitt angebliche Verhalten noch nie selbst beobachtet habe. Weder die zwei vereinseigenen hauptamtlichen Tierpfleger, noch das städtische Veterinäramt. Die Tiere hätten zwei große Gehege, in denen sie sich frei bewegen könnten. "Das Video entspricht nicht der Wahrheit", sagt Trappe.

Die Weißstörche seien dagegen tatsächlich ein Thema, das Gehege ist zu klein. "Das haben wir aber nicht gewusst. Wir sind noch von der alten Variante ausgegangen." Hier werde eine Lösung gefunden werden müssen. Es läuft wohl darauf hinaus, die Störche abzugeben. "Die haben aber auch Bestandsschutz, das sind schon ältere Tiere."

An der Affenanlage sei man dagegen länger dran, sagt Trappe. Hier hat der Zooverein auch schon gehandelt und konnte, nach langer Suche, letzte Woche die Kapuzineraffen in ein neues Zuhause vermitteln. "Das war eine der amtlichen Auflagen, eine unserer Affenarten abzugeben." So könne jetzt bei den Hutaffen nachgebessert werden, die man nun umquartieren könne, um das eigene Gehege tatsächlich aufzuhübschen.

Das Affengebäude ist eigentlich ein Neubau aus dem Jahr 2012, der mit Spendengeldern und dabei großer Unterstützung durch die Stadt und Audi finanziert wurde. Allerdings änderten sich die gesetzlichen Vorgaben seinerzeit, sodass die Vorschriften bei der Planung schon nicht mehr denen bei der Eröffnung entsprachen, die neue Anlage letztlich also schon "veraltet" war - aber Bestandsschutz genoss und genießt.

"Wir werden den Affen Versteckmöglichkeiten bieten", kündigt Trappe an. Doch rein mit Begrünen sei das nicht getan. "Der natürliche Bewuchs wird schnell zerfetzt, das ist mehr ein Spielzeug", weiß der Vereinsvorsitzende über die Hutaffen. "Das muss schon was Festeres werden." Man sei hier in der Planung.

Am Donnerstag soll laut Trappe ein Termin mit dem Veterinäramt stattfinden, um weitere Gespräche zum Inhalt der Anzeige zu führen.

DK

Christian Rehberger