Ingolstadt
Theaterzelt würde 12 Millionen Euro kosten

Kulturreferat legt Schätzung vor und sagt „Einschränkungen in der Qualität“ voraus

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:19 Uhr

Inszenierungen im Provisorium: Theaterzelt in Düsseldorf im Jahr 2016. Das große Schauspielhaus der Stadt war wegen der Sanierung jahrelang geschlossen. Ein ähnliches Szenario, könnte auch auf Ingolstadt zukommen: ein Theaterzelt im Klenzepark. Foto: Weigel/dpa

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Für viele kulturinteressierte Ingolstädterinnen und Ingolstädter ist es ein unerfreuliches Szenario – das jetzt Formen annimmt: Falls der Bürgerentscheid über das neue Kleine Haus des Stadttheaters am 24. Juli das Projekt zum Scheitern bringt, soll für die Zeit der mehrjährigen Sanierung des Stadttheaters ein Zelt aufgestellt werden. Auf der Tilly-Wiese im Klenzepark. Für ca. 12 Millionen Euro.

Das will, wie berichtet, OB Christian Scharpf dem Stadtrat vorschlagen. Das Theaterzelt sei „Plan B“. Das kleine Theater an der Schutterstraße – bis vor Kurzem von der Stadt noch offiziell Kammerspiele genannt –, sei dann gestorben. Das Kulturreferat hat eine detaillierte Kostenschätzung für ein Theaterzelt erstellt, mit der sich am Mittwoch, 18. Mai, der Kulturausschuss beschäftigt.

Scharpf fände es „sehr schade“, wenn es so weit käme. Die Bürgerinnen und Bürger hätten am 24. Juli die Wahl: Zwischen einem Zelt-Provisorium, das sehr teuer wäre und keinen Mehrwert für die Stadt bringe. Und einem attraktiven kleinen Theater, das die Stadt 19 Millionen Euro kosten würde (die Fördermittel des Freistaats abgezogen). Es diene als Ersatzspielstätte und bliebe dann der Stadt als neues Kleines Haus des Theaters erhalten. Das bestehende in der alten Aula der Berufsschule am Brückenkopf „vegetiert vor sich hin“, so der OB. Es sei in keinem guten Zustand. Die grundlegende Sanierung des Stadttheaters müsse jetzt endlich durchgezogen werden. Scharpf erinnerte daran, dass die Planungen hierfür 2009 gestoppt wurden. Eine Ersatzspielstätte sei unumgänglich. Zur Not eben im Zelt. „Die Alternative kann ja auch nicht sein, dass wir vier Jahre lang nicht mehr ins Theater gehen.“ Undenkbar. Er nannte ein weiteres Argument für das neue Kleine Haus: Als das Stadttheater 1966 eingeweiht wurde, hatte Ingolstadt 70000 Einwohner. Heute sind es fast 140000, also doppelt so viele.

Im neuen Kleinen Haus – darauf weisen dessen Befürworter oft hin – soll nicht nur Theater gespielt werden. Es öffne sich mit vielfältigen Angeboten der Gesellschaft: Musik, Lesungen, Matineés, Schülerbälle, Diskussionsrunden, Kunstausstellungen und ähnliches.

In der Kostenschätzung für ein Theaterzelt führt das Kulturreferat aus: „Bei der Miete des Zeltes wird von einem fünfjährigen Zeitraum ausgegangen. Die eingerechnete Herrichtung des Geländes und der Infrastruktur ist unabhängig von der Dauer der Nutzung. Nicht berücksichtigt sind die Kosten für den laufenden Betrieb vor allem für die Energie, die ein solches Zelt benötigt, das nicht gedämmt werden kann. Um einen ganzjährigen Spielbetrieb durchzuführen, entstanden in vergleichbaren Städten pro Jahr Energiekosten von mehreren Hunderttausend Euro. Auch im Sommer ist die Aufheizung des Zeltes ein kaum lösbares Problem.“

Dazu kämen Einschränkungen in der Qualität, „da jedes Geräusch von außen die Aufführung stört“, so die Verwaltung. „Insbesondere Regen, Gewitter und Verkehrsgeräusche führen dazu, dass Theater nur schwer durchgeführt werden kann. Konzerte aus dem klassischen Musikbereich sind in einem Zelt grundsätzlich akustisch nicht möglich“. Ferner: „Die Kosten eines Theaterzeltes sind nicht zuschussfähig.

Zu diesen Kosten käme dann noch die dringend notwendige Sanierung des Kleinen Hauses am Brückenkopf dazu.“

Am 24. Juli entscheiden die Bürgerinnen und Bürger. Sollte das Theaterprojekt scheitern, muss der Stadtrat beschließen, wie es dann weitergeht.

DK