Stammham
Stammhamer Kleiderkammer schließt

Die meisten Asylbewerber haben die Gemeinde verlassen

18.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:26 Uhr
Am letzten Tag in der Stammhamer Kleiderkammer legt sich Khadien (rechts) noch eine grüne Steppjacke zu. Die drei Geschwister des zwölfjährigen Senegalesen sind auch fündig geworden. −Foto: Gerstmayer

Stammham (DK) Die Kleiderkammer des Freundeskreises Asylsuchende Stammham hat geschlossen. Der Grund: Die meisten Flüchtlinge haben die Gemeinde mittlerweile verlassen.

"Früher war die Kleiderkammer ein Treffpunkt, heute ist kaum mehr was los", erzählt Helmut Reichgeld, Sprecher des Freundeskreises Asylsuchende Stammham. Derzeit leben nur noch zehn Flüchtlinge in der Gemeinde. Die sogenannte Villa, vor einige Zeit noch ein Domizil für Schutzsuchende, sei mittlerweile vom Landkreis Eichstätt an Montagearbeiter vermietet. Statt im Schloss Westerhofen sind die wenigen verbliebenen Asylsuchenden jetzt in Containern untergebracht.

Mangels Publikum schließt die Kleiderkammer deshalb. Am letzten Tag gibt es alles gratis. "Wer braucht noch eine Jacke?", fragt eine Helferin und reicht Khadien eine grüne Steppjacke. Der Zwölfjährige, der für die D-Jugend des SV Stammham auf Torejagd geht, probiert das Teil an - und gibt es dann auch nicht mehr her. Der Senegalese und seine drei Geschwister gehören zu den letzten Kunden. Der vierjährige Fallou wurde in Stammham geboren.

Die Kleiderkammer Stammham öffnete vor sieben Jahren und hatte "tolle Zeiten". Hemden, T-Shirts und Hosen gab es für jeweils einen Euro. Das war nur ein symbolischer Betrag. "Mit dem Geld wurden Kegelabende, Ausflugsfahrten und andere Veranstaltungen finanziert", beichtet Dorle Reichgeld. Viele Stammhamer Bürger gaben ihre aussortierten Sachen der Kleiderkammer, die sie weiterreichten. Auch am letzten Abend sind noch viele Regale gut gefüllt. Was nicht weggeht, kommt zur Caritas oder zur Feuerwehr Stammham.

Die "Verkäuferinnen" Dorle Reichgeld, Maria Werner, Kerstin Biegner, Nina Martinelli und Sibylle Appel blicken auf eine schöne Zeit zurück. Fatima Razai, die aus Afghanistan stammt, hat sie mit Tee und Keksen versorgt. Die Kleiderkammer war ein Ort der Begegnung. Die Betreuerinnen erzählen, gerne hätten sie weitergemacht. Der Umgang mit den Flüchtlingen habe Spaß gemacht. Doch da die Kundschaft fehlt, sei die Schließung die logische Konsequenz. Die anerkannten Asylbewerber seien ausgezogen und hätten Stammham verlassen.

Die elfjährige Jiarra schnappt sich noch schnell eine Bluse, ehe sie geht. Helmut Reichgeld ermuntert sie, noch mehr zu nehmen. Klamotten, die heute einen neuen Besitzer finden, muss er nicht selbst weitergeben.
 

Hans Gerstmayer