Gaimersheim
Sozialer Wohnungsbau und Gewerbe

Marktgemeinderat Gaimersheim diskutiert über aktuellen Planungsstand für Xaver-Ernst-Siedlung

25.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:32 Uhr
Der Vorplatz des Marktmuseums wird nach einstimmigem Beschluss des Marktgemeinderats als "Trauungsraum" gewidmet. −Foto: Schmidl

Gaimersheim - Die Vorstellung der Entwurfsplanung für die Xaver-Ernst-Siedlung stand im Mittelpunkt der Sitzung des Marktgemeinderats Gaimersheim am Mittwochabend, die diesmal im Rathaussaal stattfand.

Edgar Burkart vom Büro WipflerPlan erläuterte dem Gremium die Möglichkeiten, die sich auf dem Areal westlich der Ziegeleistraße zwischen Bahnlinie und Römerstraße ergeben, wo die Gemeinde vor allem Wohnungen im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus errichten will.

Weil es sich um eine Wiedernutzung von Flächen handle, sei ein sogenanntes beschleunigtes Verfahren möglich und lediglich eine Relevanz-, aber keine Umweltprüfung nötig, so Burkart. Das 3,7 Hektar große Areal sei im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen. Ziel sei, es im Bebauungsplan als "urbanes Gebiet" zu deklarieren, denn dann sei die Mischungsnutzung zwischen Wohnen und Gewerbe nicht festgelegt. Als besondere Herausforderung nannte Burkart den Bahnlärm, der an der im Süden vorbeiführenden Bahnlinie entstehe.

Das WipflerPlan-Konzept sieht eine Erschließung des Gebiets durch eine Schleife von und zur Römerstraße vor. Insgesamt sollen mehrere Quartiere entstehen. Im Zentralbereich ist eine Wohnbebauung in zwei Zeilen angedacht, die durch eine in West-Ost-Richtung verlaufende Wegeachse getrennt sind. Im Süden soll die Wohnbebauung nicht nur durch den dort entstehenden Bauhof der Gemeinde, sondern zwischen Wohnbebauung und Bauhof auch durch Lärmschutzwände von der Bahnlinie getrennt werden. Das ganze Quartier könne barrierefrei erschlossen werden, so Burkart.

Die Gebäude sollen dreigeschossig gebaut werden, wobei die oberen beiden Etagen ausschließlich der Wohnraumnutzung vorbehalten werden sollen. So entstehe im südlichen Teil rund 8000 Quadratmeter, im nördlichen etwa 7500 Quadratmeter Wohnfläche.

In einer im Westen zum Festplatz hin vorgesehenen Riegelbebauung soll Wohnbebauung dagegen ausgeschlossen sein. Am östlichen Ende des Areals sind Flächen für den Einzelhandel (mit jeweils unter 800 Quadratmetern) und für Gastronomie angedacht.

Bürgermeisterin Andrea Mickel (SPD) ergänzte nach Burkarts Ausführungen, dass die Marktgemeinde in der Xaver-Ernst-Siedlung "auf Industriebrache Wohnbebauung schaffen" wolle. Um auch dem Sozialen Wohnungsbau gerecht werden zu können, sei eine dreigeschossige Bebauung nötig, weil sonst der entsprechende Quadratmeterpreis nicht erreicht werden könne. Es werde aber "schönes Wohnen zum günstigen Preis" angestrebt. Auch der Lärmschutz ist Mickel zufolge unumgänglich. Die Gemeinde hoffe zudem in der südöstlichen Ecke des Areals auf die Ansiedlung eines Drogeriemarkts. Überlegt werde zudem eine Versorgung des Gebiets mit Fernwärme.

In der anschließenden Aussprache wollte Anita Bergmeister (CSU) wissen, ob alle Wohnungen gemäß Sozialem Wohnungsbau entstehen würden. Laut Mickel ist dies "im südlichen Teil geplant, aber nicht sicher". Monika Klement (Grüne) befürchtete, dass zu viel Fläche versiegelt werden würde. Monika Raml (FW) fragte nach medizinischer Versorgung in dem Quartier, worauf Burkart antwortete, dass dies in urbanen Gebieten ausdrücklich gefordert sei.

Zweiter Bürgermeister Christoph Würflein (CSU) meinte, dass auch über den Gewerbebauten zwei Geschosse gebaut werden sollten. Auf eigenen Flächen habe man das "im Griff", so Mickel dazu. Burkart sagte dazu, die Geschossigkeit sei verbindlich festzulegen. Klaus Meier (SPD) rief nach Handwerk in der westlichen Riegelbebauung. Stephanie Nagelschneider (Grüne) fragte wegen der Klimaerwärmung nach der Belüftung zwischen den Quartieren, was laut Anton Schiebel (CSU) wegen der Riegelbebauung im Westen schwierig ist. Burkart verwies diesbezüglich aber auf eine "für das Kleinklima sehr wirkungsvolle Dachbegrünung".

Schließlich einigte man sich im Gremium darauf, die weiteren Diskussionen über dieses Thema im Bauausschuss zu führen.

In einer weiteren Planungsangelegenheit wurde dagegen schon ein Satzungsbeschluss gefällt. Es ging um den Bebauungsplan Nr. 36 Ä I "Kleine Heide Ost" mit dem Planbereich am Carl-Benz-Ring an der Grenze zum Gebiet der Stadt Ingolstadt. Durch das Änderungsverfahren wird die planungsrechtliche Voraussetzung für die Erweiterung von zwei Gewerbebetrieben geschaffen. Außerdem hält sich die Marktgemeinde laut Rathauschefin Mickel durch die Freihaltung einer Straßentrasse eine weitere Möglichkeit offen, aus dem Gewerbegebiet nach Ingolstadt zu kommen.

Während die Fraktionen von CSU, SPD und FW mit der Änderung keine Probleme hatten, taten sich die Grünen laut Monika Klement "mit der Zustimmung schwer", weil ihrer Meinung nach "zu wenig Begrünung" vorhanden sei. Allerdings sah sie wegen des fortgeschrittenen Stadiums des Verfahrens auch keine Änderungsmöglichkeit mehr. Der Beschluss wurde schließlich mit 22:3 Stimmen (gegen die drei Stimmen der Grünen) getroffen.

Neben weiteren Themen befasste sich der Marktgemeinderat auch mit standesamtlichen Themen. So wurde die Verwaltungsfachangestellte Michaela Bergmeister einstimmig zur Standesbeamtin des Standesamts Gaimersheim bestellt. Außerdem wird der Vorplatz des Marktmuseums am Andreas-Staudacher-Platz bis zum südlich daran angrenzenden Nachbargrundstück einstimmig ab 1. Juli als Freifläche für Trauungen gewidmet. Laut Mickel ist dies eine Möglichkeit, in Corona-Zeiten auch größere Hochzeitsgesellschaften als sonst möglich wären, zuzulassen. Die Fläche werde allerdings nicht bestuhlt und wer angesichts etwaiger Passanten Probleme mit Datenschutz habe, der müsse ja nicht ins Freie. "Wer will, der macht es", verwies Mickel auf diese neue Option. Weiterer Bericht aus der Sitzung folgt.

DK

Norbert Schmidl