Ingolstadt
"Sonderrolle" wegen Audi-Dieselskandal? Mietpreise in Ingolstadt gehen deutlich zurück

Aktuelle Auswertung

16.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Der Blick vom Pfeifturm Richtung Münster. Die Straße links ist die Dollstraße. −Foto: Uwe Ziegler

Ingolstadt - In Ingolstadt gehen die Mietpreise für Immobilien deutlich zurück. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Immobilienverbands Deutschland hervor, die am Dienstag vorgestellt wurde. Ingolstadt nimmt dabei bayernweit eine Sonderrolle ein - die Analysten sehen die Ursache im Dieselskandal von Audi.

Jahrelang nahmen die Preise auf der Schanz zu, wie etwa aus den Auswertungen der Jahre 2015 bis 2018 hervorgeht. Nun "stellten sich seit der Dieselkrise und der damit einhergehenden wachsenden Verunsicherung um den Arbeitsplatz sinkende Preise ein", wie aus der aktuellen Mitteilung hervorgeht. Explizit ist in der Mitteilung die "Arbeitsplatzsituation beim Automobilkonzern Audi" genannt. Noch stärker als die Kaufpreise sind laut der Auswertung die Neuvertragsmieten gesunken: bei Bestandswohnungen -8,4 %, bei Neubauwohnungen -8,0 % und bei Altbauwohnungen -6,3 %. 

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So ist die Mietpreis-Lage in Bayern

Bayernweit sieht die Situation anders aus. In der Untersuchung, die kurz vor dem Ausbruch der Pandemie durchgeführt wurde, fiel die Aufwärtstendenz bei Häusern zur Miete deutlicher aus als bei den Wohnungsmieten. Während sich die Mieten für neugebaute und gebrauchte Reihenmittelhäuser und Doppelhaushälften zwischen +2,2 Prozent und +2,5 Prozent im Halbjahresvergleich verteuerten, legten die Mieten für Altbau-, Bestands- und Neubauwohnungen zwischen +1,1 Prozent und +1,5 Prozent zu. Alle Angaben beziehen sich der Mitteilung zufolge auf "Objekte mit gutem Wohnwert". Grundsätzlich schwächten sich die Mietzuwächse gegenüber den letzten Jahren aber ab, heißt es weiter.

„Auffällig ist, dass die Mietzunahmen in Universitäts- und Großstädten, aber auch allmählich in den Mittelstädten den Zenit erreicht zu haben scheinen. Nur in Augsburg, Regensburg und Aschaffenburg wurden teilweise noch vergleichsweise hohe Mietanstiege registriert“, so Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. Als Ausnahme wird explizit Ingolstadt genannt. 

München: Neue Rekordwerte bei Mieten

Die Mieten in München bewegen sich bekanntermaßen seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau und erreichten laut der Auswertung Anfang Frühjahr 2020 erneut Rekordwerte. Im Bereich der Mietwohnungen lag die Verteuerung im Halbjahresvergleich (Herbst 2019 – Anfang Frühjahr 2020) für Altbau- und Bestandswohnungen bei jeweils +0,6 Prozent und für Neubauwohnungen bei +2,1 Prozent. Für Doppelhaushälften mussten Mieter +1,5 Prozent beziehungsweise +1,6 Prozent (Bestand- beziehungsweise Neubauobjekte) mehr zahlen als vor einem halben Jahr. Die Mieten für Reihenmittelhäusern legten etwas stärker zu: Bestandsobjekte zogen um +2,7 Prozent und Neubauobjekte um +2,0 Prozent zu. 

In Nürnberg steigen zwar die Wohnungsmieten, allerdings eher verhalten, so die Autoren. In Relation dazu fallen die Anstiege bei den Kaufpreisen stärker aus. Die Anspannung des Mietwohnungsmarktes in Augsburg habe sich in den letzten Jahren intensiviert. Nach wie vor bestehe ein sehr starker "Nachfrageüberhang" bei Wohnungen. 

So wirkt sich Corona auf den Mietmarkt aus

„Nach dem derzeitigen Stand, auch infolge der Corona-Pandemie, ist nicht mit nennenswerten Rückgängen bei den Wohnungsmieten zu rechnen“, so Kippes über den bayernweiten Wohnungsmarkt. „In den Ballungszentren dürfte es - soweit überhaupt - bei Neuvermietungen nur zu marginalen Entlastungen speziell im Bereich des sehr guten Wohnwertes beziehungsweise zu einer Dämpfung der schon fast üblichen Mietpreissteigerungstendenzen kommen. Diese Dämpfungseffekte resultieren insbesondere aus einem verringerten Zuzugsdruck, stagnierenden Realeinkommen und der Angst vor Kurzarbeit bzw. Arbeitslosigkeit.“