Ingolstadt
"Solche Vorbilder braucht die IG Metall"

Jubilarehrung bei der Gewerkschaft: Bayerischer DGB-Vorsitzender lobt die vielen langjährigen Mitglieder

20.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:04 Uhr
Dicht besetzt war der Festsaal des Stadttheaters bei der Jubilarehrung der IG Metall Ingolstadt. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Lob kam von ganz oben.

"Solche Vorbilder wie ihr braucht die IG Metall, denn junge Kolleginnen und Kollegen werden sich an euren Persönlichkeiten und eurem Engagement ein Beispiel nehmen", sagte der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena, bei der traditionellen Jubilarehrung der IG Metall Ingolstadt am Samstag im Stadttheater. Und die Geehrten gaben die Anerkennung zurück: "Wenn wir die IG Metall nicht hätten, wären viele Audi-Beschäftigte wegen der Absatz- und Dieselkrise entlassen worden", meinte Manfred Fuß am Rande der Feier.

Der 80-jährige Ingolstädter, der bereits seit 60 Jahren Mitglied bei der Gewerkschaft ist, wurde ebenso ausgezeichnet wie rund 700 weitere langjährige Jubilare aus der ganzen Region. Zuvor hatte auch der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall-Geschäftsstelle Ingolstadt, Bernhard Stiedl, die Jubilare gerühmt: "Ihr seid das, was diese IG Metall ausmacht", betonte er unter großem Applaus.

Viel Beifall erhielt auch der Festredner. Matthias Jena dankte den Frauen und Männern dafür, dass sie der IG Metall seit 25, 40, 50, 60, 65 und sogar 70 Jahren die Treue halten. Jena bekräftigte: "Ihr betrachtet eure Gewerkschaft nicht nur als eine Art Versicherung gegen die Risiken im Arbeitsleben - denn ihr seid auch geblieben, als ihr diesen Risiken gar nicht mehr ausgesetzt wart. " Die IG Metall sei durch das Engagement der Jubilare zu einer starken Interessensvertretung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geworden.

Der oberste Gewerkschafter im Freistaat erwähnte natürlich die Erfolge der Arbeitnehmervertretungen in den vergangenen Jahrzehnten: sechs Wochen Urlaub im Jahr, höhere Einkommen, Verbesserungen im Arbeitsschutz oder eine Arbeitszeitverkürzung von 48 auf 35 Stunden. Und Jena rief in den gut gefüllten Festsaal des Stadttheaters: "Wir sind die politische Kraft , auf die sich die Arbeitnehmer verlassen können! "

Auch blickte der DGB-Chef im Freistaat nach vorne. "Wichtige Aufgaben liegen noch vor uns. Zum Beispiel muss die große Zahl unbezahlter Überstunden eingegrenzt werden. " So hätten die Beschäftigten in Bayern im vorigen Jahr mehr als 139 Millionen unbezahlte Überstunden angehäuft. Dadurch seien ihnen etwa vier Milliarden Euro Lohn entgangen. Außerdem kritisierte Matthias Jena, dass in Bayern "nur noch 53 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb mit Tarifvertrag arbeiten". Das sei der niedrigste Wert aller westlichen Bundesländer.

Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, wies auf die große Zahl an Jubilaren hin; heuer sind es genau 1771. Mehr als die Hälfte davon war zur Feier am Samstagnachmittag gekommen. Unter die Besucher mischten sich auch sechs Männer, die der Gewerkschaft bereits seit 70 Jahren die Treue halten. Dies sind: Sepp Landwieser, Michael Rippstain, Josef Kornprobst, Oswald Scholz, Willi Maier und Hans Meinecke.

Sie und die anderen Gäste verfolgten aufmerksam die Ausführungen von Bernhard Stiedl. "Es gab Zeiten, in denen es modern war, Gewerkschaftsmitglied zu sein, Es gab aber auch Zeiten, in denen die IG Metall unter heftigem Beschuss der Arbeitgeber, der Medien oder der Politik standen. " In all den Jahren von Höhen und Tiefen seien die Jubilare der IG Metall treu geblieben, unterstrich der Chef von mehr als 50000 Metaller in der Region.

Die traditionelle Jubilarehrung moderierte die neue Zweite Bevollmächtigte der IG Metall, Tamara Hübner; (die 35-jährige Aschaffenburgerin war übrigens erst einen Tag vor der Feier nach Ingolstadt umgezogen). Für gute Unterhaltung bei dem großen Fest sorgten die Musiker "Knedl und Kraut".

Karlheinz Heimisch