Ingolstadt
So feiert Mexiko

Am Samstagabend gab es ein interkulturelles Treffen im Café Tagtraum

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
Gute Laune und mexikanisches Ambiente am Stand von Rebeca (rechts), die auf der mexikanischen Posada mit ihren beiden Freundinnen Gorditas und Tlacoyos verkauft, mexikanische Spezialitäten aus gefülltem und gebackenem Maisteig, die mit Salat, Käse, saurer Sahn und verschiedenen Salsas serviert werden. −Foto: Gülich

Ingolstadt (DK) Weihnachtliches Mexiko in Ingolstadt: Am Samstagabend feierten viele Mexikaner gemeinsam mit ihren deutschen Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen im Café Tagtraum am Paradeplatz eine mexikanische Posada: Den alten Brauch, der auf Marias und Josefs Herbergssuche zurückgeht, begingen sie stilecht mit bunter Original-Dekoration, Musik, mexikanischen Gerichten, den traditionellen Sprechgesängen und zwei großen, mit Süßigkeiten gefüllten Piñatas.

"Man kommt durch die Tagtraum Tür und es fühlt sich an, als wäre man, schwupps, mitten in Mexiko! Die Musik, die Dekoration, die Essensdüfte - ich kann es kaum glauben!" Lidia Soto strahlt, schlendert mit ihrer elfjährigen Tochter Emily durch's Gedränge, kauft sich als erstes ein Tlacoyo, eine mexikanische Spezialität aus Maisteig, gefüllt mit Bohnen und serviert mit Salat, saurer Sahne, Käse und Salsa. Sie schließt beim Reinbeißen die Augen und lächelt. Es schmeckt wie zu Hause!

Dem kalten deutschen Grau entkommen, auch mitten im langen deutschen Winter ein bisschen näher am sonnigen, bunten Mexiko sein: das ist das Hauptanliegen Carmen Téllez, die zusammen mit ihren Freundinnen Ivonne Ramos und Edith Nieves die Posada veranstaltet. "Mexikanische und deutsche Weihnachtsbräuche sind höchst unterschiedlich", erzählt die Grafikdesignerin. Deshalb habe sie - dieses Jahr schon zum zweiten Mal - einen Abend organisieren wollen, an dem sich Mexikaner ein bisschen zuhause fühlen und ihren deutschen Freunden eine alte Tradition zeigen können. "Posadas werden in Mexiko traditionell ab dem 16. Dezember bis Heiligabend gefeiert, sie erinnern an den Weg von Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem und die Herbergssuche dort in der Erwartung der Geburt des Jesuskindes. Posada heißt auf Deutsch Herberge", erklärt Carmen.

Viele der in Ingolstadt lebenden Mexikaner haben kulinarische Köstlichkeiten ihres Heimatlandes mit so wohlklingenden Namen wie Pambazos, Pozole, Molotes, Churros, Conchas oder Gorditas vorbereitet, die sie an kleinen Ständen verkaufen. Auf keinen Fall fehlen darf später der wechselnde Sprechgesang zwischen Maria und Josef draußen vor der Tür und Gastwirt und Gästen drinnen, die das Paar erst abweisen, schließlich aber doch hereinlassen. Die Kontraste zwischen drinnen und draußen sind in der Tat groß: Auf dem Paradeplatz deutscher Lichterglanz bei fünf Grad mit Eisbahn, Weihnachtsmusik, Glühwein und ab und zu ein paar Regentropfen, im Tagtraum warmes, buntes, lautes, ausgelassenes Mexiko. Zum Schluss findet beides zusammen, als draußen vor der Türe zwei Piñatas aufgehängt werden, mit Süßigkeiten gefüllte Pappmaschee-Sterne, auf die die Gäste nacheinander mit einem Stock schlagen, bis die Füllung herausfällt. "Das Alter ist egal, da machen alle mit, da werden wir alle wieder zum Kind", sagt Lidia Soto und freut sich, als ihre Tochter Emily die Kinderpiñata zerschmettert und die Süßigkeiten herabregnen. Dann gibt es Fiesta bis spät in die Nacht. Wie es sich gehört im mexikanischen Advent.

Anne Gülich