Ingolstadt
Sinfonien der etwas anderen Art

Am kommenden Samstag findet ein Akkordeonorchester statt - Ein Besuch bei der letzten Probe

15.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:55 Uhr
Bereit für den Auftritt: Bis zu anderthalb Jahre lang hat die Konzertleiterin Inge Schindler (Mitte, blaue Jacke) mit ihren Schülern geübt. −Foto: Leurs

Ingolstadt (DK) Ein Orchester der etwas anderen Art wird den Ingolstädtern am kommenden Samstag, 21. April, geboten. 20 Akkordeonspielerinnen und -spieler treten dann in kleiner und großer Besetzung im Festsaal des Stadttheaters auf.

Die Töne sind erst ganz leise, fast wie ein Flüstern. Mit zarten Klängen beginnen die 20 Akkordeonspieler das Eröffnungsstück "Communion" des niederländischen Komponisten Jacob de Haan. Später werden die Töne lauter, hallend, kräftig, eindringlich. Mit einem Mal scheinen nicht 20, sondern 100 Akkordeons in verschiedenen Stimmen zu spielen. Es ist die letzte Probe im Keller von Inge Schindler im Ingolstädter Süden.

Die 20 Akkordeonspielerinnen und -spieler haben anderthalb Jahre lang geübt, um sich auf das Konzert vorzubereiten. Jede Woche zweieinhalb Stunden. Ehrenamtlich. Für eine Aufführung, die nur alle zwei Jahre im Stadttheater zu hören ist. "Wir haben schon Vivaldi, Rossini und Smetana gespielt", sagt Inge Schindler, die Leiterin des Konzerts. Sie selbst spielt das Akkordeon seit ihrem elften Lebensjahr. Über vier Jahrzehnte ist sie als Musiklehrerin tätig, in den ersten Jahren an einer privaten Musikschule in Ingolstadt, dann freiberuflich.

Heuer spielt das Ensemble neben mehreren Werken des Komponisten Jacob de Haan auch "Die Uhr" von Carl Loewe und die berühmten französischen Chansons "J'attendrai" und "Non, je ne regrette rien".

Seit 34 Jahren gibt es das Akkordeonorchester in Ingolstadt mittlerweile. Die Musiker spielten bereits in Wolfratshausen, in der Kurfürstlichen Reitschule in Ingolstadt und sogar auf einem Benefiz-Open-Air-Konzert in Grimaud in Südfrankreich. 1994, zum zehnten Jubiläum, dann das erste Mal im Festsaal des Stadttheaters. Zusätzlich komplettierten immer wieder andere Instrumente die Konzerte, wie 2002 Zwetomir Velkov und Georgi Kobulaschwili an der Oboe und Beate Fürbacher an der Harfe.

In diesem Jahr hat Inge Schindler die Sängerin Karin Law Robinson-Riedl für das Konzert gewinnen können. Zusammen mit Bettina Kolmannsberger, die Robinson-Riedl auf dem Akkordeon begleitet, wird sie die französischen Chansons zum Besten geben. Kolmannsberger selbst gehört bereits seit den Anfängen zum Akkordeonorchester dazu. Die Musiker sind verschiedenen Alters. "Sie sind 10 bis 69 Jahre alt", sagt Schindler. Der Jüngste ist Simon Rusch. Durch den Schützenverein ist er auf das Balginstrument aufmerksam geworden. "Als ich es dort gehört habe, hat mir das sehr gefallen", sagt er. Da habe er sich entschlossen, Unterricht bei Inge Schindler zu nehmen. Dreieinhalb Jahre spielt er es jetzt und ist bei dem Konzert das zweite Mal dabei.

Der elfjährige Leopold Demmelmeier ist durch ein Konzert in der Franziskanerkirche auf den Geschmack gekommen. Und der 14-jährige Joschua Blümelhuber, der seit sechs Jahren das Instrument spielt, fing erst in einer anderen Musikschule an, bis sie dort keinen Akkordeonunterricht mehr anboten und er von da an bei Inge Schindler weiterübte.

Neben jungen Talenten sind aber auch ehemalige Schülerinnen Schindlers mit vertreten, die teilweise Jahrzehnte pausiert haben. Wie etwa Christina Bergmaier. "Man ist schnell wieder drin", sagt sie. "Das ist in etwa wie Fahrrad fahren. Man verlernt es nicht."

Bei manchen steigt nach und nach die Nervosität, doch viele sind dabei, die nicht das erste Mal auftreten. "Wichtig ist für uns die Freude an der Musik", sagt Inge Schindler. "Die Zuschauer sollen für anderthalb Stunden ihren Alltag vergessen und einfach das Konzert genießen können."

Das Akkordeonkonzert beginnt im Festsaal des Stadttheaters am Samstag, 21. April, um 19.30 Uhr. Karten gibt es in der DK-Geschäftsstelle, Mauthstraße 9, oder unter Telefon (0841) 9666800 und bei Inge Schindler unter Telefon (0841) 64400.

Thomas Leurs