Wettstetten
Seniorenzentrum in Wettstetten: Gemeinderat behandelt Stellungnahmen

Bedenken wegen Wasserableitung und Verkehr

02.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:06 Uhr
Wo heute noch Feld und Wiese das Bild bestimmen, soll demnächst auf vier Stockwerken ein Seniorenzentrum mit 96 Pflegeplätzen und 89 barrierefreien Appartements entstehen. −Foto: Gülich

Wettstetten - Während der ersten anderthalb Stunden der jüngsten Sitzung des Wettstettener Gemeinderats stellte Ursula Jocham vom Planungsbüro Jocham + Kellhuber (Iggensbach/Altötting) die zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Im Hummelfeld" für das Seniorenzentrum eingegangenen Stellungnahmen vor.

Neben den Rückmeldungen der Träger öffentlicher Belange gab es auch zwei Einwendungen von Privatpersonen.

Das Landratsamt Eichstätt hatte weder Bedenken hinsichtlich des Natur- noch bezüglich des Emissionsschutzes. Der bisher noch fehlende Entwurf der Ausgleichsflächen-Planung für beide Bereiche (Seniorenzentrum und Gemeindegrundstück) liegt nun vor. Die Ausgleichsfläche für den Grundstücksteil des Seniorenzentrums befindet sich in Lenting, die für den Gemeindeteil an der Stammhamer Straße in Wettstetten. Eine Halbtrockenrasenfläche soll so aufgewertet werden, dass sie 2134 Quadratmeter Ausgleichsfläche ergibt (für das aktuelle Projekt benötigt werden nur knapp 1300 Quadratmeter).

Auch das Wasserwirtschaftsamt hatte keine Einwendungen, die Abwasserbeseitigungsgruppe Ingolstadt Nord nur marginale Anmerkungen. "Das ist sehr erfreulich, weil wir das Thema Wasser ja umfänglich abgearbeitet und uns intensiv damit auseinandergesetzt haben", hielt die Planerin fest. Vor allem die Ableitung des Niederschlagswassers war auch einer der Hauptpunkte in den privaten Einwänden. Jocham erläuterte, dass zur Wasserableitung Rigolen (Regenwasserspeicher) geplant seien, die das Wasser auffangen, eine gewisse Zeit zurückhalten und es kontrolliert wieder abgeben, um so eine Schädigung Dritter zu verhindern. Diese seien für die vom Wasserwirtschaftsamt vorgegebenen Regenmengen ausgelegt; gegen Ereignisse, wie sie jüngst in Rheinland-Pfalz aufgetreten sind, sei man dagegen nie gefeit. Auf Nachfragen aus der BWG-Fraktion, ob man das Risiko für die Anwohner nicht noch weiter minimieren könne, wies Bürgermeister Gerd Risch (FW) darauf hin, dass man, wenn man "mehr Gefahrenabwehr" wolle, die Kanäle entsprechend ertüchtigen müsse - und das beträfe aus Gleichbehandlungsgründen dann alle Bebauungspläne.

Die weiteren privaten Einwände betrafen den Verkehr vor allem an der Rackertshofener Straße und die Lärmemissionen durch das Seniorenzentrum, zu beiden Themen werden aktuell Gutachten erstellt. Jocham sieht im normalen Betriebsverkehr des Seniorenzentrums kein Problem für die Rackertshofener Straße: "Da wird rauskommen, dass sie das kann. " Bürgermeister Gerd Risch wies darauf hin, dass der schwere Anlieferverkehr während der Bauphase über einen als Baustraße ausgewiesenen Feldweg Richtung Echenzell geleitet werden soll und dieser die Rackertshofener Straße deshalb nur halb belaste. Von der von der Regionalbus Augsburg GmbH (RBA) geforderten Buswendeschleife (und damit von einer Erweiterung des Streckennetzes) im Bereich des Seniorenzentrums müsse abgesehen werden, da keine geeigneten Flächen vorhanden seien und die Rackertshofener Straße wegen ihrer Enge für Linienbusverkehr nicht geeignet sei, so Risch.

Weitere Einwände betrafen den Themenkomplex Ortsgestaltung und Ortsentwicklung, zum Beispiel wurde die Größe, Höhe und Kubatur des Baus als nicht ins Ortsbild passend kritisiert und die Frage erhoben, ob es ein Konzept gebe, damit sich die jetzige Planung nicht negativ auf die südlich gelegene eventuelle Erweiterungsfläche des Ortes auswirke. Das Wichtigste sei, die Erschließung sicherzustellen, was durch die an der östlichen Grundstücksgrenze des Seniorenzentrums geplante neue Straße geschehe, erklärte Planerin Jocham. Da es ansonsten noch keine weiteren Planungsgedanken für die südlich gelegene Fläche gebe, könne das Seniorenzentrum auch keine negativen Auswirkungen haben. Die Höhenwahrnehmung reduziere sich durch die Topographie; der auf dem Gemeindegrundstück zwischen "Feuergalgen" und Seniorenzentrum angedachte vierte Kindergarten könne einen guten Übergang zur angrenzenden Bebauung darstellen. Es sei insgesamt nicht zu befürchten, dass der Bebauungsplan das Ortsbild negativ präge. Dass die städtebauliche Verträglichkeit gegeben sei, sehe man auch an der Akzeptanz der Träger öffentlicher Belange. Jocham betonte, dass die Planung des Seniorenzentrums außerdem genau dem Ziel des Landesentwicklungsplans des Landes Bayern entspreche, möglichst flächensparend zu bauen.

"Alle Hinweise und Einwände werden bei der weiteren Planung und in der Bauausführung berücksichtigt, notwendige Änderungen sind in den Entwurf eingegangen", fasste die Stadtplanerin abschließend zusammen. Sowohl die Abwägungen als auch die Billigung des Planes wurden mit 15:6 Stimmen vom Rat beschlossen, dagegen stimmten bei beiden Abstimmungen die sechs Mitglieder der BWG-Fraktion.

DK

Anne Gülich