Schwankender Übergang und kaputte Zäune

10.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:41 Uhr

Ausverkauft: 11 400 Zuschauer wollten in das Stadion. An den Kontrollen mussten sie längere Wartezeit in Kauf nehmen. Auch konnten nicht alle in die Blöcke, für die sie Karten gekauft hatten. - Fotos: Rehberger

Ingolstadt (DK) Lehrreiche 90 Minuten und mehr: Das Pokalspiel zeigte vielen in Ingolstadt, dass es in der neuen Liga intensiver zugeht, als noch voriges Jahr – und damit ist nicht der Sport gemeint. Anwohner, Fans, Verein und Polizei erlebten rund um das ausverkaufte Stadion, dass es noch einiges zu verbessern gibt.

Der dumpfe Knall riss alle hoch. Direkt vor dem Zaun der Hamburger Fans ging wenige Sekunden nach Spielende ein Knallkörper hoch. Geworfen aus dem Block der rund 1000 Gäste, von denen sich einige in den Minuten zuvor bereits unrühmlich verhalten hatten. Nach und nach verbogen die Gewaltbereiten unter ihnen mit viel Einsatz vier Zaunteile, beleidigten Ordner und Polizisten. Eine Beamtin erlitt durch den Kanonenschlag ein Knalltrauma, einer der Ordner blutete im Gesicht.

"Ganz gut gegangen"

Zuvor hatte es auch im Stehplatzblock nebenan etwas Ärger unter Ingolstädter Zuschauern gegeben: Nach einem Handgemenge zogen Ordner einen Mann aus dem Block. Szenen, die einen an sich gelungenen Fußballnachmittag mit einer tollen Pokalpartie überschatteten. Dennoch: "Für das erste ernst zu nehmende Spiel ist es ganz gut gegangen", sagte Polizeioberrat Thomas Zäpfel, Chef der Ingolstädter Polizeiinspektion. Die Einsatzkräfte nahmen zwar mehrere Fans fest und ermitteln wegen Sachbeschädigung, Widerstandes oder Körperverletzung, "aber das ist im einstelligen Bereich, nichts Dramatisches", so Zäpfel. Er glaube, "dass die Verantwortlichen aus Verein und Umfeld ihre Lehren ziehen werden".

Die Lehren sehen zum Beispiel so aus, dass der Zaun am Gästeblock extrem verstärkt wird. "Eine kleine Schwachstelle", sagte FC-Sportdirektor Harald Gärtner gestern Mittag, als er sich den Schaden am Zaun näher anschaute. Das würde man aber in den Griff bekommen. "Wir sind bei 90 Prozent", so der Geschäftsführer des FC. "Das zeigt allen Beteiligten aber noch einmal deutlich, dass wir in einer anderen Liga sind. Man sieht auch, welche Gewalt hinter den Leuten steckt." Er werde sich mit dem HSV in Verbindung setzen, um ein Stadionverbot für die verantwortlichen Fans zu erreichen, kündigte Gärtner an. Man wolle das aber nicht zu hoch spielen.

Zumal auch Polizeichef Zäpfel das für ihn Positive heraushob: Rund um das Stadion habe es keinerlei Probleme gegeben. Weder in der Stadt, wo sich HSV-Fans am Viktualienmarkt die Zeit bis zum Spiel vertrieben, noch bei den vielen Fans, die in den Gaststätten am Stadion feierten. Der Arbeitsaufwand für seine Männer sei aber "sehr intensiv", so Zäpfel. Es seien weit mehr als 100 Beamte im Einsatz gewesen.

Ohne Murren

Auch die Ingolstädter Zuschauer mussten viel Zeit mitbringen. Besonders am Eingang Asamstraße bei den Stockschützen – sie beschwerten sich am Sonntag über den vielen Müll – bildete sich eine lange Schlange, während man wenige Meter den Zaun entlang ohne größere Wartezeit zu den selben Blöcken gekonnt hätte. Auch hier muss sich ein Lerneffekt einstellen.

Während das Anstehen hier ohne viel Murren vor sich ging, waren einige Besucher innen an den Stehplatzblöcken regelrecht aufgebracht: Zuschauer fanden auf der Gegengerade keinen Platz mehr und wurden vom Verein auf die andere Stadionseite gelotst. Andere drängten sich in den eh schon vollen Block. Dabei hatte der Verein nur so viele Karten verkauft, wie die Blöcke ausgelegt sind. Also noch dichter zusammenrücken oder doch die Kapazität überprüfen? Das wird im Verein diskutiert werden.

Warten auch nach dem Spiel: Da der Fußgängersteg über die Bahngleise zwei Zugänge in Ringsee hat, aber nur einen Abgang zum Hauptbahnhof, bildete sich eine große Traube in der Martin-Hemm-Straße. Über den Gleisen tauchte ein ungeahntes Problem auf: Durch die wandernde Masse gerät der Steg spürbar in Schwingung. Tiefbauamtsleiter Wolfgang Scherer war vor Ort und veranlasste mit der Bundespolizei, dass der Übergang nur mehr in Gruppen passiert werden durfte und zeitweilig gesperrt wurde.

Gut klappte dagegen der Weg zum Spiel und nach Hause über den Pendlerparkplatz an der Manchinger Straße. Rund 300 Autos wurden dort geparkt, es passen aber 1000 darauf. Nur fünf Minuten brauchte der kostenlose Bus zum Stadion. "Hoffentlich wird er noch mehr angenommen", sagte Polizeioberrat Zäpfel. Allerdings darf die Ausschilderung deutlicher sein – ein weiterer Lerneffekt.

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