Ingolstadt
Schniefnase ohne Erkältung

Die Flug-Saison der Pollen hat schon begonnen - Hasel und Erle sorgen bei Allergikern in der Region für Heuschnupfen

13.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:37 Uhr
Schnupfen im Februar ist nicht ungewöhnlich, doch viele der Betroffenen sind gar nicht erkältet: Sie leiden unter dem frühen Pollenflug von Erle und Hasel, wie Experte Alexander Groh erklärt. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Die Nase läuft, es kitzelt - und schon kommt ein lautes "Hatschi". Andere Passanten drehen sich um und gehen auf Abstand, niemand will sich anstecken. Doch unter den Schnief-Nasen in der Stadt sind bereits Allergiker mit Heuschnupfen, die überhaupt nicht ansteckend sind.

 

Die ersten Pollen sind unterwegs und plagen die Allergiker in der Region. Alexander Groh, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im HNO-Zentrum Ingolstadt, erklärt, woran das liegt: Derzeit fliegen bereits die Hasel- und Erlenpollen. Schuld daran ist das milde Wetter im Flachland. Aber er gibt auch eine kleine Entwarnung an alle Allergiker:"Das ist jedes Jahr anders. Vorletztes Jahr hat die Pollenflug-Saison erst später begonnen, da hatten wir im Januar und Februar noch Schnee. "

Hasel und Erle gehören zu den sogenannten Frühblühern. Je nach Wetterlage verschiebt sich die Blühzeit der Früh- und Mittelblüher in den Monaten Januar bis Juli. Die Dauer der Blüte und damit auch die Dauer der Beschwerden bei Allergikern bleibe allerdings gleich, bestätigt Groh. Das gleiche gilt auch für die Spätblüher, deren Pollen erst in den Sommermonaten fliegen werden - hierzu gehören zum Beispiel Roggen und Ambrosia.

Eine Verschlimmerung der Symptome bei den Betroffenen durch die frühere Blühzeit konnte Groh aber nicht feststellen. Dies sei nur in einem sogenannten Mastjahr der Fall, betont er. In so einem Jahr kommt es zu einer maximalen Samenproduktion der Pflanzen, wodurch sich die Anzahl der Pollen in der Luft deutlich erhöht.

Doch wieso reagieren nicht alle Menschen auf Pollen? Groh beschreibt, was bei Allergikern im Körper passiert: Die Pollen in der Luft bekommen Kontakt zu den Schleimhäuten in der Nase und auch im Mund. Das löst bei Allergikern lokale Reaktionen hervor, die dann zu den typischen Symptomen führen. Klassische Symptome bei einer Pollen-Allergie sind Juckreiz, Brennen und ein wässriger Schnupfen. Das Immunsystem reagiert bei Allergikern übermäßig. Der Körper schüttet das Gewebshormon Histamin aus. Das passiert zum Beispiel auch bei Kontakt mit einem Insektengift. Da führt das Histamin unter anderem zu Rötungen und Schwellungen.

Die Anzahl der Allergiker nimmt seit 40 Jahren in Deutschland leicht zu. Hierbei gehe es aber nicht nur um Atemwegs-Allergien, sondern auch um Kontakt- und Lebensmittelallergien, sagt Groh. Einen wirklichen Schlüssel hierfür habe noch niemand gefunden. Es sei unklar, ob zum Beispiel Umweltfaktoren, wie Schadstoffe in der Luft, oder körpereigene Faktoren der Grund für die steigende Anzahl an Allergikern sind.

Eine richtige Lösung für die allergischen Symptome gibt es noch nicht. Vorbeugen könne man dagegen nur bedingt. Etwa vier Wochen vor Beginn des Pollenflugs kann eine Therapie mit Cromoglycin die Freisetzung von Histamin verhindern. Während der Saison schwächen Antihistaminika die Abwehrreaktion des Körpers ab. Ansonsten sollte man sich den Pollen möglichst nicht aussetzen, was natürlich nicht immer möglich ist, weiß Groh: "Schließlich haben Sie keinen Einfluss darauf, welche Bäume die Nachbarn in ihre Gärten pflanzen. "

DK

Heike Strobl