Ingolstadt
Schnäppchenjäger sind Frühaufsteher

Flohmärkte an der Münchener und Manchinger Straße: Trödel bis hin zum Nerzmantel für wenig Geld

21.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr
Mit dem Verkauf zufrieden waren Christine Salidinoglu und Reinhard Schels (oben) beim Kaufland-Flohmarkt. Auch der Trödelmarkt auf dem Toys R Us-Parkplatz (unten links) profitierte vom schönen Wetter. Gewonnen hatte gestern, wer einen sonnigen Standort hatte. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Bares für Rares gibt es nicht nur im Fernsehen. Jeden Sonntag gibt es Schnäppchen auch in Ingolstadt und Umgebung. Natürlich für wenig Geld. Früh aufstehen, suchen und handeln sind angesagt. An diesem Sonntag lockte der Trödel auf das Marktkauf-Gelände an der Münchener und das Areal von Toys R Us an der Manchinger Straße.

"Wir hatten heute Glück", sagt Hartmut aus Neuburg. "Wir haben für unseren Enkel, der demnächst Geburtstag hat, eine Autorennbahn, einen Transformer und einen Superwing gefunden." Zustand gut, Preis ebenso. Einen Spaten für die Gartenarbeit hätte der Neuburger dringender gebraucht. "Da gab es aber keinen." Überrascht war er vom Obstangebot: "Eine Kiste Limetten für fünf Euro, das ist schon gut."

Gegen Mittag schlendert Andrzej Mali mit zwei Tüten heimwärts: "Einen fast unbenutzten Brotschneider, einen Taschenrechner und einen Badewannenhaltegriff habe ich gekauft. Alles superpreiswert", sagt der Pole, der seit 1980 in Ingolstadt lebt. Dabei sammelt er eigentlich anderes. "Alte Taschenuhren in Silber. Da habe ich schon 30. Und große Wanduhren. Da habe ich schon über 30." Die Wanduhren werden ihrem Namen gerecht: "Andere tapezieren ihre Wand, ich hänge die Uhren hin." Zwei gehen nach Sommer- oder Winterzeit, der Rest läuft einfach, damit keine Uhr kaputt geht. Und wenn doch, dann nimmt er sie mit nach Polen: "Am Wochenende fahre ich bis Allerheiligen nach Polen. Ein Freund ist Uhrmacher, der mir alles repariert."

Um 4 Uhr, spätestens um 4.30 Uhr stehen die ersten Händler beim Marktkauf an der Schranke. "Wir sind schon um 3.30 Uhr losgefahren", sagt Helmut aus Schwaig. Er glaubt, an der Einfahrt unter dem Gebäude einen der besten Plätze ergattert zu haben. "Ich besuche schon 20 Jahre Flohmärkte", erklärt der ehemalige Fliesenleger. Ob was geht, kann er nie im Voraus sagen: "Es kommt immer auf die Leute an, die kommen."

Spätestens um 7 Uhr geht es los. Dann sind aber die Schnäppchenjäger und die Wiederverkäufer meist schon wieder gefahren. "Um 11 Uhr kommen noch die, die ihren Hund ausführen, eine Schnitzelsemmel essen oder einfach ein bisschen schauen wollen", weiß Alfons aus Eichstätt, der schon seit 50 Jahren Flohmärkte besucht. "Da geht nicht mehr viel." Auch sein grüner Ledersessel fährt wieder mit heim. "50 Euro muss er bringen. Da habe ich in München wohl mehr Glück."

Ein bis zwei Euro bringen Kleidungsstücke. Das hat Elke aus Ingolstadt festgestellt. "Egal, ob Markenware oder nicht." Mit einer Freundin ist sie losgezogen. "Was wir nicht verkaufen, kommt in die Kleidersammlung." Ein tolles Stück hat sie auf jeden Fall verkauft: Einen Nerzmantel. "Ein Händler hat geschätzt, dass der früher mal an die 10000 Euro gekostet haben könnte." Verkauft hat sie ihn - nach zähen Verhandlungen - für 30 Euro.

Wer suchet, der findet - fast alles. Schellackplatten, Holzschminktischchen, Öl- oder Aquarellbilder, Scanner, Werkzeug, CDs. Und Kassetten. Thomas aus Ingolstadt kauft einige: "Ich habe noch einen Kassettenrekorder. Damit kann man Musik vom Radio aufnehmen. Das ist doch total nostalgisch und gefällt mir." Robert aus Ingolstadt wühlt in CDs. "Da finde ich immer wieder was. Da kann ich nicht vorbeigehen." Heute sind es unter anderem Scheiben von America und Talk Talk.

Traudl Scheidl aus Geiben-stetten bei Neustadt war auch schon früh an der Münchner Straße. "Viele sagen, ich wäre zu billig. Aber ich will so viel wie möglich verkaufen. Ich bekomme ja von Bekannten, Arbeitskollegen und Freunden immer wieder was Neues geschenkt."

Zugekauft wird bei den Wenigsten. Auch Manfred und Gabriele Schäfer aus Burgheim verkaufen nur eigenen Trödel. Alte Scanner zum Beispiel. "Ich verlange sieben Euro, bekomme ich sechs, ist es okay." Denn einen Euro schlägt Schäfer bei der Preiskalkulation drauf. Unregelmäßig gehen die Beiden auf den Flohmarkt. "Was nach dem dritten, vierten Mal nicht verkauft ist, werfen wir aber weg."

Im wahrsten Sinne auf der Sonnenseite standen gestern die, die neben dem Marktkaufgebäude oder auf dem Parkplatz von Toys R Us standen: nämlich in der Sonne. "Das tut einfach gut", sagt Helga aus Wolnzach. Bei ihr hat sich in den vergangenen Jahren einiges angesammelt. "Das muss nun raus." Für ihr Angebot war die Kauflaune der Besucher aber "nicht so gut".

Ilse aus Ingolstadt kommt gerne zum Flohmarkt: "Da kann ich abschalten. Und ich liebe es, mich mit anderen zu unterhalten." Dennoch blieb vieles unverkauft. Die Standgebühr - 15 bis 20 Euro - haben gestern aber sicher alle Verkäufer reingeholt.