Ingolstadt
Schmerzklinik im Klinikum

Zur Anästhesie gehörende Abteilung soll am 1. Juli Arbeit aufnehmen - Generalsanierung kommt voran

16.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:39 Uhr
Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Im Klinikum wird zum 1. Juli eine zur Anästhesie gehörende Schmerzklinik eingerichtet. −Foto: Burgi/dpa

Ingolstadt (DK) Am Ingolstädter Klinikum wird eine Schmerzklinik eingerichtet. Oberbürgermeister Christian Lösel kündigte dies in seiner Rede beim städtischen Neujahrsempfang an. Wie Klinikums-Geschäftsführer Andreas Tiete auf Nachfrage unserer Zeitung sagte, soll die der Anästhesie angegliederte Abteilung am 1. Juli ihre Arbeit aufnehmen.

Etwa 12 bis 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Angaben der Deutschen Schmerzliga unter chronischen, länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. Die Zahlen basieren auf Studien in anderen westlichen Industrienationen und internationalen Analysen, die teilweise deutsche Untersuchungen berücksichtigen. Differenzierte Statistiken gibt es aufgrund fehlender epidemiologischen Studien in Deutschland nicht. Allein in der Region Ingolstadt dürften etwa 8000 Menschen betroffen sein, schätzt Gerd Werding. Der Arzt im Ruhestand und Stadtrat gehört dem Aufsichtsrat der Klinikum GmbH an. Werding hat sich beim Neujahrsempfang über die erstmals öffentlich gemachte Aussage des Oberbürgermeisters und Klinikums-Aufsichtsratsvorsitzenden Lösel in Sachen Schmerzklinik ganz besonders gefreut. Der Mediziner hat sich jahrelang für die Einrichtung einer Schmerzklinik am Klinikum starkgemacht. "Ich bin ganz happy", sagte er anschließend im Gespräch mit dem DK. Die Schmerzsprechstunde, die es bis vor Kurzem in dem Krankenhaus gegeben habe, "hat nicht den Umfang gehabt, den wir brauchen." Sie war nach Meinung Werdings "für ein Haus dieser Größenordnung mit Versorgungsauftrag zu wenig".

Ab 1. Juli wird es nun unter Führung der Direktorin des Instituts für Anästhesie und Intensivmedizin, Martina Nowak-Machen, acht stationäre Betten für multimodale (kombinierte) Schmerztherapie am Klinikum geben, erklärte Andreas Tiete, der Geschäftsführer des Klinikums, gestern auf Nachfrage. Zum 1. Juli werde deshalb auch ein ausgewiesener Experte im Bereich chronischer Schmerzen als leitender Arzt seine Arbeit am Klinikum aufnehmen. Dieser sei bereits gefunden und soll den Bereich entsprechend aufbauen, so Tiete weiter. Konkreteres zu der Personalie wollte er gestern noch nicht bekanntgeben. Je nach Bedarf werde das Klinikum Personal zur Verfügung stellen - soweit nötig auch durch Neueinstellungen. Die Räume für die Schmerzklinik werden von einer anderen Station des Krankenhauses zur Verfügung gestellt.

Die Abteilung für multimodale Schmerztherapie arbeitet interdisziplinär. Das heißt, es stehen Experten der verschiedenen Fachabteilungen zur Verfügung. So arbeiten beispielsweise Orthopädie oder Neurologie Hand in Hand mit Psychotherapie, Ergotherapie und Physiotherapie - ambulant und stationär. In einer gut entwickelten Stadt wie Ingolstadt nehme das Klinikum seine Vorreiterrolle nun auch auf diesem Gebiet wahr, betonte Tiete. "Es ist ein gutes Angebot für die Ingolstädter Bevölkerung."

Die Weiterentwicklung des Klinikums nahm in der Neujahrsansprache von OB Lösel breiten Raum ein. Lösel berichtete auch über "den Wunsch der Chefärzte" nach einem digitalen Simulationszentrum für Operationen. Durch modernste Technologien könnten die Ärzte dabei virtuell schwierige und seltene Operationstechniken lernen und trainieren, um sie später sicherer am Patienten anzuwenden. Laut Geschäftsführer Tiete ist das Projekt aber noch "in einer konzeptionellen Phase".

Die Generalsanierung, hatte Lösel beim Neujahrsempfang betont, komme im laufenden Betrieb sehr gut voran. "Derzeit werden Intensivstationen und der Untersuchungs- und Behandlungsbereich für 44 Millionen Euro saniert." Insgesamt investierten alle Partner bis 2042, "um bestmögliche medizinische Versorgung für uns Ingolstädter zu ermöglichen", 550 Millionen Euro. Darin enthalten sind neben der Generalsanierung der bestehenden Gebäude zwei Neubauten. Noch in diesem Jahr soll der Bau eines Funktionsgebäudes mit neuem Labor in Angriff genommen werden. Es soll in der Nähe des Ärztehauses platziert werden, wie Tiete auf Anfrage sagte. Zum Standort für den im dritten Bauabschnitt anstehenden Neubau für Psychiatrie und Psychosomatik wollte sich Tiete noch nicht äußern. Man sei diesbezüglich gerade in der Abstimmung. "Wir müssen mit dem Ministerium klären, wo wir das Gebäude realisieren können."

Der im März 2016 vom damaligen Geschäftsführer Heribert Fastenmeier im Gespräch mit dem DK genannte Standort für einen Neubau im Südwesten des Klinikums dürfte vom Tisch sein. Die Fläche für das Neubaugebiet Am Samhof grenzt direkt an die Bestandsfläche des Krankenhauses an.

Ruth Stückle