Ingolstadt
"Schaufenster der Inklusion"

Der Hand-in-Hand-Laden der Lebenshilfe in der Theresienstraße feiert 20-jähriges Bestehen

30.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:39 Uhr
Buntes Sortiment: Ilona Schuster (links) und Sangita Reil gehören zu den insgesamt vier Mitarbeitern mit Behinderung im Hand-in-Hand-Laden. Das Geschäft der Lebenshilfe in der Theresienstraße feiert sein 20-jähriges Bestehen. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Eine große Jubiläumsaktion vor Ort gibt es wegen der anhaltenden Corona-Pandemie zwar nicht, der Hand-in-Hand-Laden der Lebenshilfe Werkstätten freut sich, gemeinsam mit den Kunden, dennoch gebührend über 20 Jahre seines Bestehens in der Theresienstraße.

An diesem Dienstag auf den Tag genau wurde der Laden, der sich auch als "Schaufenster der Inklusion" versteht, wie Vorsitzender Gerhard Preisler betont, am 30. Juni 2000 eröffnet - damals noch als kleines Geschäft.

Inzwischen ist es zwei Mal erweitert worden. Mittlerweile umfasst die Verkaufsfläche 150 Quadratmeter. Zu finden sind hier über 1000 verschiedene Artikel, die von den Mitarbeitern der Lebenshilfe Werkstätten in Ingolstadt sowie von über 80 Werkstätten anderer Behinderteneinrichtungen in Deutschland hergestellt werden. Zu den beliebten Produkten zählen laut Geschäftsführer Peter Koch und Ingrid Schaflitzl, Leiterin des Ladens, Dauerbrenner wie die handgemachten Kerzen aus der Kerzenwerkstatt Ingolstadt, die bunt gemusterten Stofftaschen, hochwertiges Kinderspielzeug aus Holz sowie farbenfrohe Krabbeldecken und lustige Schlafsäcke für kleine und größere Kinder. Im Sommer hat der Laden zudem Produkte für den Garten im Sortiment.

Am Dienstag gab es bei einer Zusammenkunft mit unserer Zeitung, trotz der krisenbedingt etwas gedämpften Feierlaune, eine positive Nachricht zu verkünden: Der Hand-in-Hand-Laden sowie alle anderen Einrichtungen der Lebenshilfe, in denen Produkte der Einrichtung verkauft werden (einschließlich des Lieblingscafés in der Goe-thestraße) geben den derzeit gesenkten Mehrwertsteuersatz vollumfänglich an Kunden und Gäste weiter. Das sagte Sprecher Uwe Stelzer. Zugleich konnte Koch verkünden, dass der Laden im vergangenen Jahr den bislang höchsten Umsatz erzielt und somit einmal mehr das Ziel, eine schwarze Null zu schreiben, erreicht habe. Neben den vielen Stammkunden würden demnach auch zahlreiche Tagestouristen das Angebot nutzen, um sich ein Andenken aus der Schanz mitzunehmen, berichtet Schaflitzl. Das seien Kunden, die heuer jedoch wegen der Corona-Krise noch fehlten, bemerkte sie. Im Laden, der seit 27. April wieder geöffnet sei, habe man in den vergangenen Wochen gespürt, dass insgesamt weniger Menschen in der Innenstadt gewesen seien, sagte Schaflitzl. "Die Kunden, die zu uns kommen, kaufen gezielt und sehr bewusst ein. Dass keine Touristen in der Stadt sind, merken wir aktuell schon, daher sind wir umso glücklicher, dass wir einen wachsenden Kundenstamm gewonnen haben", ergänzte sie. Am Standort Innenstadt gebe es deshalb aber keinen Zweifel, auch wenn man die aktuelle Entwicklung im Zentrum durchaus nachdenklich sehe. "Wir sind aber aus Überzeugung hier", betonten Koch und Preisler.

Der Hand-in-Hand-Laden verfolge darüber hinaus ein weiteres wesentliches Ziel: "Die Lebenshilfe leistet sich den Laden, weil sie ihn als Schaufenster der Inklusion versteht", erklärte Vorsitzender Preisler. Der eigentliche Zweck sei demnach, dass Menschen mit Behinderung durch die Mitarbeit im Laden in der "normalen Welt" präsent seien. Entsprechend begehrt seien auch die vier Arbeitsplätze für Mitarbeiter mit Behinderung, wie Sozialpädagogin Birgit Burg hinzufügte. Die hier gelebte Inklusion sei außerdem ein Grund, warum der Hand-in-Hand-Laden keinen Online-Shop betreibe. "In einem Online-Shop kann keine Inklusion stattfinden", erklärte Stelzer. Zudem kämen viele Kunden, weil sie Produkte vor dem Kauf ausprobieren und sich persönlich beraten lassen könnten. Schaflitzl setze nun alles daran, das Sortiment für die kommenden Monate wie geplant bereitstellen zu können. Wegen Corona seien Lieferengpässen zu erwarten, da in den Werkstätten nicht im gewohnten Umfang produziert worden sei, sagte sie. Leer ist das Lager deshalb keineswegs. Sogar die ersten Weihnachtsartikel warten hier schon auf Kundschaft.

DK

Michael Brandl