Schanzer Moschee bereit zum ersten Gebet

15.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:55 Uhr

Treibende Kraft: Fast täglich hat Idris Yüksel im Gotteshaus gearbeitet.

Ingolstadt (DK) Ende 2005 hatten die Mitglieder der Türkisch-Islamischen Gemeinde Ingolstadt (Diyanet) erste Pläne, am Sonntag wird ihr neues Kulturzentrum mit zahlreichen Ehrengästen offiziell eröffnet. Vor allem der prächtige Gebetsraum ist eine Augenweide.

Idris Yüksel ist ein großer, kräftiger Mann, der seit Monaten rund um die Uhr schuftet. Fast täglich kam der erste Vorsitzende von Diyanet auf die Baustelle an der Manisastraße in Ingolstadt, um dort zusammen mit zahllosen Helfern der Türkisch-Islamischen Gemeinde ein Kulturzentrum mit Moschee aufzubauen. Die Mühe hat sich gelohnt: Der Innenausbau des Gebäudes ist fast fertig.

"Ende 2005 haben wir gemerkt, dass wir nicht mehr alle in unseren Gebetsraum hineinpassen", erinnert sich Yüksel. Immerhin mehr als 540 Mitglieder zählte die Gemeinde damals schon. Nun haben er und sein emsiger Stellvertreter Vedat Özata genug Platz, um in Ingolstadt mit hoffentlich bald 600 Mitgliedern die größte Ditip-Gemeinde Deutschlands zu beherbergen. Denn das neue Kulturzentrum ist durchaus geräumig. Im Erdgeschoss zum Beispiel soll im Juni das neue türkische Restaurant "Sultani" eröffnen. Einen fähigen Pächter hat Idris Yüksel schon gefunden, aber ein Teil der maßgeschneiderten Inneneinrichtung ist auf dem Weg von der Türkei beim bulgarischen Zoll hängen geblieben.

Auch im ersten Stock gibt es noch einiges zu tun: Hier sollen künftig eine kleine Bibliothek, die Vereinsverwaltung und zwei große Räume mit zusammen fast 400 Quadratmeter für die Frauen entstehen. Momentan zeugen jedoch nur die verputzten Mauern vom Fleiß der türkischen Bauleute. Da auch die wichtigen Schuhregale vor dem Gebetsraum noch auf der Reise sind, wird die Gemeinde ein wenig improvisieren, wenn am Sonntag nicht nur wichtige Würdenträger aus Ingolstadt, sondern auch eine hochkarätige Delegation aus Manisa zur offiziellen Einweihung kommen werden. Unter anderem hat sich der Oberbürgermeister der Partnerstadt angekündigt.

"Bei den Menschen in Manisa bedanken wir uns vielmals", betont Diyanet-Chef Yüksel und deutet auf den wertvollen, blauen Wollteppich auf dem Boden des Gebetsraums, der ein Geschenk aus der Türkei ist. Bewundernswert ist auch die Kunst von Ibrahim Eyüpkoca, der die Wände und Decken des Gotteshauses im zweiten Stock mit religiösen Kaligraphien bemalt hat. Unter der Kuppel beispielsweise findet sich die Ihlas-Sure aus dem Koran, ein islamisches Glaubensbekenntnis. In den Ecken des Raumes hat der Ingolstädter Künstler die Namen wichtiger Kalifen verewigt. Rechts oben neben der Mimber (der Steintreppe, die beim Freitagsgebet genutzt wird) steht in arabisch "Allah". Die runde Inschrift links über der Predigerkanzel (Kürsüler) lautet "Mohammed".

Die Innenausstattung der Moschee besteht aus weißem Marmara-Marmor aus Istanbul, den ein türkischer Steinmetz hier zusammengesetzt hat. Die Verzierung aus Gold fehlt allerdings noch. "Das kostet Tausende", weiß Yüksel, dessen Gemeinde die Gesamtinvestitionen auf dem Areal durch Spenden finanziert. Mehr als 5,5 Millionen Euro sind veranschlagt, denn neben dem Kulturzentrum sollen auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände im Ingolstädter Norden auch eine Mehrzweckhalle sowie noch zwei kleinere Gebäude errichtet werden.