Ingolstadt
Säckeweise Gutes tun

In Gerolfing werden seit 50 Jahren Altkleider und Altpapier für missionarische Zwecke gesammelt

13.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:57 Uhr
Viele kräftige Hände packten mit an, als am Samstag in Gerolfing wieder Säcke mit gesammelten Altkleidern und Bündel mit Altpapier auf Lastwagen verladen wurden. Die Aktion gibt es seit 50 Jahren. Der Erlös kommt karitativen Zwecken zu Gute. Rund 30 Helfer waren diesmal wieder mit dabei. −Foto: Brandl

Gerolfing (DK) Seit 50 Jahren gibt es inzwischen in Gerolfing eine Altkleider- und Altpapiersammlung für missionarische Zwecke. Am Samstag trafen sich die rund 30 Männer und Frauen zur diesjährigen Herbstsammlung traditionell auf dem Hof von Jakob Weiß, um die zusammengekommenen Säcke und Papierbündel auf Lastwagen zu verladen. Danach werden sie bei den Weiterverwertern in Kösching, Ingolstadt und Neuburg an der Donau abgeliefert.

Koordinator Siegfried Dier, Kommandant der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr, ist seit 30 Jahren mit dabei. Gastgeber Jakob Weiß sogar von Beginn an. Initiator der Aktion war seinerzeit der Gerolfinger Pfarrer Josef Warganz. "Der Erlös der Sammlung kommt der Missionsgemeinschaft Kösching zu Gute", sagt Dier. Zwischen neun und zehn Tonnen kämen jedes Jahr an Material zusammen.

Die Halbjahrhundertbilanz der freiwilligen Helfer kann sich sehen lassen: Seit 1969 seien durch die Sammlungen rund 118000 Euro an Spenden erzielt worden, mit denen bislang die Projekte von Patres wie Hans Ettinger, Josef Hollweck, Hubert Leeb, Lothar Schmid und Don Bosco Würzburger unterstützt worden seien. Unter anderem flossen die Spenden bisher in die Burundi-Hilfe, die Caritas Flüchtlingshilfe und in Projekte für Flutopfer. Ein Rekordergebnis gab es laut Dier im Jahr 2011. Damals sammelten die Gerolfinger Altkleider und Altpapier im Wert von 6300 Euro. Der Preis für Altpapier sei sogar gestiegen, was dem Erlös zu Gute gekommen sei, so Dier. Auch die mittlerweile allenthalben aufgestellten Altkleidercontainer und die Papiertonne hätten sich nicht spürbar schmälernd auf das Ergebnis ausgewirkt. Viele Bürger würden ihre ausgedienten Textilien und das Papier eigens für die Sammlung aufheben, heißt es. Außerdem gebe es einmal wöchentlich einen Abgabetermin in der Maschinenhalle auf dem Weiß'schen Einsiedlerhof.

"Die Menge ist in den vergangenen 20 Jahren ziemlich gleich geblieben", so Dier. Verlassen können sich die Gerolfinger Altkleidersammler auch auf ihre Landwirte, die jedes Jahr ihre Fahrwerke für die Sammlung kostenfrei zur Verfügung stellen - auch jetzt, wo bei dem schönen Wetter die Maisernte anstehe. "Der Zusammenhalt ist gut, und auch die Jugend ist begeistert dabei", sagt Dier.

In so vielen Jahrzehnten des wohltätigen Einsatzes ergibt sich auch die eine oder andere Situation, an die die guten Seelen aus dem Ingolstädter Ortsteil heute noch zurückdenken. Etwa an die Zeit, als noch alte Autobatterien mit eingesammelt wurden, was längst nicht mehr der Fall ist. "Wenn da Säure auf die Hose kam, war gleich ein Loch in den Stoff geätzt", erzählt Dier. Einmal hätte sich im Altpapier ein großes Konvolut mit Segelfachzeitschriften befunden, das aus einer Haushaltsauflösung stammte. Und eine besonders originelle Joppe sei auch schon mal als Kostüm für den nächsten Fasching abgezweigt worden, berichtet er schmunzelnd.

Fast schon dramatisch erscheint dagegen die Erinnerung an einen plötzlichen Wintereinbruch bei der Frühjahrs-Sammlung eines Jahres im März. "Da standen wir auf einmal 20 Zentimeter tief im Schnee und konnten die Sammlung nicht mehr nach Neuburg fahren", erinnert sich Dier. Damit jedoch rechnete am Samstag bei mildem und sonnigem Herbstwetter niemand. Der Weg zum Gasthaus Meierbeck, wo die Sammler nach getaner Arbeit traditionell ihre Brotzeit einnehmen, war also frei.

Michael Brandl