Ingolstadt
Rund um die Uhr bereit

Feuerwehren setzen bei Tagesalarmsicherheit auf Kooperation und mehr Mitglieder

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
Bereit zum Einsatz: Die Berufsfeuerwehr Ingolstadt ist rund um die Uhr startklar, auf dem Land ist das eine Herausforderung. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Tagesalarmsicherheit der oberbayerischen Feuerwehren ist trotz mancher Probleme weiter gewährleistet - aber es besteht Handlungsbedarf, damit es in Zukunft so bleibt. Das ist die Quintessenz der Herbst-Dienstversammlung aller Verantwortlichen des Bezirks in Ingolstadt. Ein Patentlösung für alle gibt es indes nicht.

Wenn tagsüber ein Brandalarm eingeht, beginnen bei der einen oder anderen Stadtteil- oder Dorffeuerwehr die Unwägbarkeiten: Kommen genügend Einsatzkräfte zusammen, um in ausreichender Stärke ausrücken zu können? Früher lagen Arbeits- und Wohnstätte der Menschen meistens eng beieinander, sodass sich diese Frage nicht stellte. Doch die Zeiten haben sich geändert, viele Berufstätige pendeln in weit entfernte Orte. Das ist auch für die rund 1300 Feuerwehren in Oberbayern ein Problem, am vergangenen Wochenende tauschten sie sich bei der Dienstversammlung in Ingolstadt aus (wir berichteten). "Es muss niemand Angst haben, dass die Feuerwehr im Ernstfall nicht zur Stelle ist", beruhigt Johann Eitzenberger als Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbandes. "Aber wir müssen an dem Thema arbeiten."

Viele Feuerwehren auch in und um Ingolstadt haben bereits Ausrückegemeinschaften gebildet. Im Raum Eichstätt sind es 57 der 145 Feuerwehren, in Pfaffenhofen derzeit knapp 10 von 84. Im Bereich Neuburg-Schrobenhausen gibt es laut Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier ebenfalls einige Kooperationen, etwa zwischen Bergheim und Unterstall, Unterstall und Attenfeld oder Ammerfeld und Emskeim. "Wir hätten uns noch mehr Anregungen zu diesem Thema bei der Dienstversammlung gewünscht", sagt er.

Es gibt indes "kein Patentrezept, das für alle gilt",weiß Rüdiger Sobotta. Der Kreisbrandrat von Weilheim-Schongau konnte der Versammlung jedoch eine Erfolgsgeschichte aus seinem Bereich präsentieren. Weil die Gemeinde Seeshaupt am Starnberger See bei der Tagesalarmierung zunehmend Probleme bekam, sei man in die Offensive gegangen. "Als Sofortmaßnahme hat es bei der Alarmierung andere Stichworte gegeben - zum Beispiel statt ,B2' für einen kleinen Brand im Freien hat es ,B3' für einen Zimmerbrand geheißen. Dadurch sind automatisch zusätzliche Kräfte gekommen, lieber mehr als zu wenige."

Um aber tatsächlich eine Verbesserung zu erreichen, würden Gemeinde und Feuerwehr gemeinsam an Konzepten arbeiten. Der Bürgermeister habe Werbung gemacht, und die Arbeitgeber im Ort seien sensibilisiert worden, Beschäftigte im Alarmierungsfall auch wirklich ausrücken zu lassen. "Die Feuerwehr hat außerdem Kooperationen gesucht, mit dem Fußballverein oder dem Burschenverein. Die Trainingszeiten sind angepasst worden, damit junge Leute ohne Überschneidungen Sport machen und auch Übungen der Feuerwehr besuchen können." Zudem seien Feuerwehrräume nach außen geöffnet worden, etwa für gemeinsames Fußballschauen oder andere Aktivitäten. "Das hat neue persönliche Kontakte gebracht. Außerdem hat es Schnuppertage gegeben, dazu sind 18- bis 50-Jährige gezielt angesprochen oder angeschrieben worden."

Der Aufwand hat sich offenbar gelohnt, die Mitgliederzahl ist innerhalb von zwei Jahren stark gestiegen, von vorher 40 Aktiven und 8 Jugendlichen auf jetzt 47 Aktive und 9 Jugendliche. "Das ist nicht nur Papierform, sondern bedeutet echte Verstärkung", sagt Rüdiger Sobotta. "Die neu gewonnenen Kräfte sind alle ausgebildet, vier sind sogar Atemschutzträger."

Um die Bedeutung der Feuerwehren weiter ins Bewusstsein zu rücken, wünschen sich die Verantwortlichen in Oberbayern mehr Anreize seitens der Politik: "Warum sollen Feuerwehrler nicht umsonst den Öffentlichen Personennahverkehr benutzen dürfen?", fragt Sobotta. "Das wäre eine echte Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement - und in einem Notfall wäre sofort jemand zur Stelle, der helfen kann."

Horst Richter