Reichertshofen
Rückkehr nach 34 Jahren

Gestohlener historischer Grenzstein soll wieder saniert und an ursprünglichem Platz errichtet werden

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Noch erhaltener Stein Buergerau −Foto: Vogl, Verena, Reichertshofen - Langenbruck (Vogl, Verena, Reichertshofen - L)

Reichertshofen (DK) Beim Aufräumen kommen oft die erstaunlichsten Dinge zutage. So wundert es nicht, dass beim Aufräumen des gemeindlichen Bauhofs Reste eines alten Grenzsteines gefunden wurden. Der Stein war vor 34 Jahren gestohlen und in einen Kachelofen eingemauert worden.

34 Jahre ist das jetzt her: 1983 informierte der damalige Bürgermeister Johann Hammerl den Gemeinderat, dass in einem Neubau in Zuchering ein alter Grenzstein der ehemaligen Grenze zwischen Bayern und der Pfalz Neuburg entdeckt wurde. Der Stein war in der Mitte auseinander geschnitten und in eine Wand eingemauert worden. Der Grenzstein stammt, wie auch die anderen noch erhaltenen Grenzsteine, wohl aus der Zeit um 1522. 1983 wurde vermutet, dass es sich um den Grenzstein Nummer 6 (siehe Grafik) handle. Dieser stünde etwa 100 Meter südlich der Straße von Baar nach Geisenfeld  im Bereich Baarer Schlag. Die Verwaltung ist sich damit aber nicht ganz sicher: auch der ebenfalls fehlende Stein Nummer 4 käme infrage. Der Standort dieses Steines wäre im Wäldchen nahe der Bahnlinie an der Bürgerau Richtung Baarer Schlag. Der Stein war ursprünglich rund einen Meter hoch, das bayrische Rautenwappen ist noch erhalten. Der genaue Standort des Steines soll noch geklärt werden.

In der September-Sitzung von 1984 informierte Bürgermeister Hammerl darüber, dass der wieder gefundene Grenzstein restauriert werden soll. Die Kosten hätte die Gemeinde tragen müssen. Die Angelegenheit wurde damals zurückgestellt und der Stein im Bauhof deponiert - bis zum heutigen Tag.

Jetzt will die Marktgemeinde zusammen mit dem Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege die Restaurierung angehen. Das gab Bürgermeister Michael Franken (JWU) bei der jüngsten Marktgemeinderatssitzung bekannt. Wie der Stein restauriert aussehen könnte, sieht man an dem noch bestehenden Grenzstein in der Bürgerau (siehe Foto), den ebenfalls das bayrische Rautenwappen ziert. Insgesamt 25 Grenzsteine zwischen Bayern und der Pfalz Neuburg sind in der alten Karte des Landgerichtes Reichertshofen eingezeichnet. Laut der Reichertshofener Chronik von 1963 von Gerhard Krahn waren seinerzeit noch elf Steine (sieben davon auf dem heutigen Gemeindegebiet von Reichertshofen) erhalten geblieben. Sechs tragen das Rautenwappen und die Buchstaben "B" an der pfälzischen Seite sowie "P" an der entgegen gesetzten Seite. Zwei von ihnen tragen außerdem das Symbol eines Jagdhornes und kennzeichnen somit auch die Jagdgrenzen. Bei der letzten Überprüfung durch die Denkmalpflege vor wenigen Jahren, waren zwei Steine im Gemeindegebiet Reichertshofen nicht mehr auffindbar. Einer von diesen lag fast vergessen im gemeindlichen Bauhof.

Das Churfürstlich-Neuburgische Pfleggericht (später Landgericht) Reichertshofen (1505 - 1803) war nahezu von allen Seiten von Bayern eingeschlossen und hing nur an einer Seite, nämlich nach Westen, mit dem Landgericht Neuburg zusammen. Im Osten stieß es an die Grenze des bayrischen Pfleggerichtes Vohburg, im Süden und Südwesten an das Landgericht Pfaffenhofen und im Norden an die "Haupt- und Festungsstadt" Ingolstadt. Der wieder gefundene steinerne Zeitzeuge wird zusammen mit den restlichen Grenzsteinen an die "pfälzische Zeit" des Marktes erinnern.