Hepberg
Roland Woitsch erradelt knapp 40000 Euro

Hepberger beendet Spendentour für Ahrtal

24.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:29 Uhr
Trotz Sturz radelte Roland Woitsch (links) unter Walzregeln durch Deutschland. Manchmal sogar in Begleitung. −Foto: Woitsch

Hepberg - Ein Sturz am ersten Tag der Tour hätte beinahe das Vorhaben des Hepberger Musikers platzen lassen.

Roland Woitschs Ziel war es, von seiner Heimatgemeinde aus in sechs Tagen in das 951 Kilometer entfernte Bremervörde in Niedersachsen zu radeln und währenddessen immer wieder Gitarre zu spielen. Damit wollte er auf die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal aufmerksam machen und Spenden für die Betroffenen sammeln. Seine Reise begann er am Montag, 18. Oktober, und machte dabei unter anderem Halt in Ingolstadt (wir berichteten). Doch 20 Kilometer bevor er sein erstes Etappenziel erreichte, stürzte er von seinem Rad.

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"Wir sind über eine Kurve auf einen Radweg gefahren, wo aber ein Auto stand. Ich konnte nicht mehr bremsen und bin in das Gras ausgewichten. Weil ich hinten drauf so viel Gepäck hatte, bin ich weggerutscht." Woitsch konnte seinen Fuß zu spät aus dem Klickpedal lösen. "Also habe ich mir den Fuß verdreht und mich aufgeschürft." Die Schmerzen wurden im Laufe der Fahrt so schlimm, dass er sein Fahrrad bei jeder Steigung schieben musste. "Das tat so weh. Deswegen bin ich dann auch zum Arzt. Es hieß, ich hätte Wasser im Knie und bräuchte zwei Tage Ruhe." Doch für Woitsch war das keine Option.

Er kämpfte sich Kilometer um Kilometer in Richtung Bremervörde und steckte mit seinem Einsatz für den guten Zweck andere Menschen an. Viele warfen Geld in seinen Sparstrumpf, obwohl er noch gar nicht für sie musiziert hatte. Ein Polizist, dem Woitsch einen Flyer in die Hand gedrückt hatte, suchte ihn sogar später, um zu spenden: "20 Minuten nachdem wir uns begegnet sind, hat er mich aus dem Verkehr gezogen und mir einen Geldschein in die Hand gedrückt." Andere gaben ihm Essen und Getränke aus und ließen ihn in ihren Hotels übernachten; denn Woitsch radelte unter Walzregeln: Damit ging jeder Cent an die Flutopfer, er selbst durfte für nichts Geld - nicht einmal sein eigenes - ausgeben.

Und so kamen 35000 Euro Spenden von Sponsoren, 1600 Euro aus dem Sparstrumpf und 940 Euro aus einer in Bremervörde aufgestellten Kasse zusammen. "Wie viel Geld Privatspender überwiesen haben, weiß ich noch nicht." Woitsch hatte noch keine Zeit, das nachzurechnen, denn am Samstag, dem letzten Tag seiner Reise, musste er über 250 Kilometer radeln. Nur so konnte er die verpassten Kilometer wegen seines Sturzes wieder gut machen: In Bremervörde erwartete ihn dann donnernder Applaus. "Aber trotzdem mache ich das nie wieder, ich habe jetzt wohl ein Rad zu verkaufen", meint Woitsch schmunzelnd.

DK

Laura Schabenberger