Münchsmünster
Rettung aus der Luft

Air Rescue Specialists üben auf dem dem Gelände der Bundeswehr in Münchsmünster - "Absolute Präzision gefragt"

05.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:40 Uhr
Spektakuläre Übung auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Münchsmünster: Sieben Air Rescue Specialists und das fliegende Personal der Landespolizei wurden kürzlich geschult. Alle gingen konzentriert ans Werk. −Foto: Lamprecht

Münchsmünster (DK) Air Rescue Specialists - also Luftrettungsspezialisten - heißen die sieben Männer, die an diesem Vormittag in Neoprenanzügen und mit Gurten versehen auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Münchsmünster stehen und dem zuhören, was die gerade eingeflogenen Hubschrauberpiloten der Landespolizei erklären.

Sinn des Flugtermins: Die jährliche Rezertifizierung der sieben eingesetzten Air Rescue Specialists sowie die Schulung des fliegenden Personals der Landespolizei in den Verfahren.

Auf dem Plan stehen dabei die Rettung mit der Strömung und gegen sie, das Notverfahren sowie der Einsatz des Rescue Seat. Was das genau heißt, wird wenige Minuten später deutlich, als der praktische Teil der Übung beginnt. Zunächst kommt dabei der Rescue Seat zum Einsatz: Einer der Luftretter mimt dabei in voller Montur die zu rettende Person, treibt im Wasser und rudert mit den Armen. Vom Hubschrauber aus wird der Rescue Seat, der ein bisschen aussieht wie ein umgedrehtes und gepolstertes "T", abgelassen. Auf ihn kann sich der Schwimmer nun setzen oder sich daran festklammern. Knapp über der Wasserobfläche - man will ohne Sicherung keinen Absturz aus größerer Höhe riskieren - geht es dann Richtung rettendes Ufer.

"Diese Technik kann man einsetzen, wenn man eine Person im Wasser hat, die noch einigermaßen bei Kräften ist und vor allem auch dann, wenn gerade kein Luftretter zur Verfügung steht", erklärt Thomas Büchner, der Leiter für hubschraubergestützte Wasserrettung der Wasserwacht Bayern.

Für die Retter selbst ist dieser Teil der Übung dennoch eine wichtige Erfahrung - lässt er doch erahnen, wie sich die Person im Wasser fühlt. Gleiches gilt auch für die späteren Teile der Übung: Das Retten mit Hilfe einer Rettungsschlinge mit und ohne eine am Hubschrauber befestigte Winde.

Auch hier spielt einer der Retter die betroffene Person, ein anderer übt den Ernstfall; danach wird getauscht. Jede Einsatzkraft kommt so an die Reihe. Jeder ist in jedem der Szenarien mal Retter und mal Betroffener. Und jeder weiß - das ist schon nach den ersten Durchgängen offensichtlich - ganz genau, was er tut.

"Das ist auch wichtig, denn auch wenn die Jungs nur im Katastrophenfall, also relativ selten, zum Einsatz kommen, ist dann absolute Präzision gefragt", sagt Büchner. Solche Ernstfälle treten etwa dann ein, wenn bei Hochwasser der Katastrophenfall ausgerufen wird und es gilt, Personen von Hausdächern, Inseln oder eben auch aus Gewässern zu retten. Eindrucksvolles Beispiel: Fischerdorf bei Deggendorf im Jahr 2013, als gleich mehrere Bürger bei Nacht gerettet werden mussten.

Das sind die Ernstfälle. Heute aber ist Üben angesagt - und diese Gelegenheit nutzen sowohl die Mitglieder der Wasserwacht als auch die Besatzung des Polizeihubschraubers. Für alle ist es eine Gelegenheit, das eigene Wissen aufzufrischen, die Technik zu verfeinern und sich noch mehr auf Situationen einzustellen.

Konzentriert wird da gearbeitet, dazwischen diskutiert, aber immer wieder auch gelacht. Das ist nach Büchners Worten wichtig für den Zusammenhalt - aber auch für die Motivation, als Ehrenamtlicher bei der Stange zu bleiben.

Susanne Lamprecht