Im Streit getötet?

Reichertshofener starb an "stumpfer Gewalt" in seiner Wohnung – Frau als tatverdächtig festgenommen

14.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr
Der Erkennungsdienst der Ingolstädter Kriminalpolizei transportiert mögliche Spurenträger aus der Wohnung des Opfers in Reichertshofen ab. −Foto: Richter

Reichertshofen (DK) Ein 51 Jahre alter Reichertshofener ist gestern einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Davon geht zumindest die Polizei aus, nachdem sie die Leiche des Mannes in dessen Wohnung entdeckt hatte. Die Ermittler nahmen eine 39-jährige Ingolstädterin als dringend tatverdächtig fest.

Was in der kleinen Mansardenwohnung an der Paarstraße genau vorgefallen war, ließ sich gestern nicht zweifelsfrei klären. Fest steht, dass die Beschuldigte kurz vor 13 Uhr in einer Ingolstädter Sozialeinrichtung erschienen war und dort einem Mitarbeiter von einem Streit mit dem Reichertshofener berichtet hatte. Der Mann liege nun regungslos in der Wohnung, erklärte seine 39-jährige Bekannte. Wenig später fuhr eine Streife der Geisenfelder Polizei in der Paarstraße vor und entdeckte den Toten. Für eine Wiederbelebung war es zu spät, für den Frührentner gab es keine Hilfe mehr.

Spuren an der Leiche deuten auf ein Tötungsdelikt hin, die Polizei spricht von „stumpfer Gewalteinwirkung“. Das lässt darauf schließen, dass der 51-Jährige erschlagen worden sein könnte. Der genaue Tathergang ließ sich bisher nicht klären, weil die Frau zu betrunken gewesen sein soll, um sie zu vernehmen. Die Kriminalpolizei Ingolstadt nahm die 39-Jährige vorläufig fest, heute wird sie dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht vorgeführt. Dann entscheidet sich, ob sie in Untersuchungshaft kommt.

Die Beschuldigte hatte nach bisherigen Erkenntnissen die Nacht bei dem Mann in Reichertshofen verbracht. Wann er gewaltsam sterben musste, ließ sich nicht sagen. Unmittelbare Nachbarn hatten das spätere Opfer in den Nachtstunden noch gehört, so dass die Tat sich wohl erst gestern in den Morgenstunden oder am Vormittag ereignete. Das ursprünglich aus Baar stammende Opfer hatte schon mindestens seit Mitte der 1990er Jahre allein und sehr zurückgezogen in der Marktgemeinde gelebt. In seinem Umfeld wird davon berichtet, dass er gerne getrunken haben soll.

„Das war ein ganz ruhiger Mensch, der außer einem Gruß kaum ein Wort gesagt hat“, beschreibt ein Nachbar den Mann. „Er hat immer ein bisschen traurig geschaut.“ Andere in den Häusern nebenan wussten nicht einmal, wie das Opfer heißt. „Sein Spitzname war Tiger. Warum das so ist, weiß ich nicht“, sagte ein Reichertshofener gestern. Offenbar hatte der 51-Jährige kaum Kontakt zur Nachbarschaft gepflegt.

Die Ingolstädter Kripo hatte unmittelbar nach dem Auffinden der Leiche mit ihren Ermittlungen begonnen. Der Erkennungsdienst sammelte alle Gegenstände in der Mansardenwohnung ein, die möglicherweise verwertbare Tatspuren tragen. Er transportierte die potenziellen Beweismittel in Kisten ab. Zwei Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens holten den Toten gegen 17.40 Uhr in dem Anwesen ab, um ihn nach München zu bringen. „Es wird eine Obduktion geben“, sagte Polizeisprecher Peter Grießer. „Erst dann wissen wir Genaueres zu den Todesumständen.“

Nach bisherigen Ermittlungen sollen beide – die mutmaßliche Täterin und das Opfer – Suchtprobleme gehabt haben. Die Beschuldigte soll laut Polizei wiederholt in psychischer Behandlung gewesen sein. Aber war die Frau zur Tatzeit mit dem 51-Jährigen wirklich allein? „Wir müssen noch klären, ob es nicht einen Dritten gab, der etwas mit dem Tod des Mannes zu tun hat“, erklärte Polizeisprecher Grießer. Die Ermittler hoffen darauf, dass die 39-Jährige heute ein wenig Licht ins Dunkel bringt.

Zurück blieb die Katze, die der 51-Jährige gehalten hatte. Die Geisenfelder Polizei informierte daher den Leiter des Reichertshofener Bauhofs. Der Marktbedienstete schaltete das Pfaffenhofener Tierheim ein und erschien persönlich am Tatort, um die Versorgung des verstörten Tiers sicherzustellen.