Ingolstadt
Rebellion in der Volkshochschule

Neues Programm widmet sich auch dem stürmischen Jahr 1968 - Tag der Offenen Tür am Samstag

05.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:44 Uhr
Alles so schön bunt in der VHS: Der Titel des neuen Programms grüßt im Psychedelic-Style, passend zum Semestermotto "68er". −Foto: Hauser

Ingolstadt (sic) Die Volkshochschule (VHS) Ingolstadt nimmt ihren Bildungsauftrag sehr ernst, betont deren Leiterin Petra Neumann. Auch auf gesellschaftspolitischem Terrain. Das Motto des neuen Herbst- und Winterprogramms das am Samstag, 8. September, am Tag der Offenen Tür in der VHS (10 bis 14 Uhr) vorgestellt wird, ist dem stürmischen Jahr 1968 gewidmet: Es lautet: "Jetzt wird's bunt." Die 68er (und was von ihnen übrig ist) sind Teil der Reihe Studium generale. Die VHS bietet in ihrem fast 200-seitigen Semesterprogramm wieder ein sehr breites Bildungsspektrum, das alle Bürger anspricht.

Noch vor 40 Jahren wäre einer bayerischen Volkshochschule gewaltiger Ärger sicher gewesen, wenn sie die Reform- und Protestbewegung, die im turbulenten (und gerne verklärten) Jahr 1968 ihren Höhepunkt erlebte, als Unterrichtsangebot in die Bevölkerung getragen hätte. Rebellische Anwandlungen waren in einer staatlichen Bildungseinrichtung damals gar nicht gerne gesehen. Inzwischen geht man auch im Freistaat mit den so genannten 68ern wesentlich entspannter um. Die Mehrheit der Veteranen jener wilden Zeit, in der sich Politik und Party perfekt vereinten, gelangte schließlich ohne Umsturz zu Ämtern, Würden und Eigenheim. Heute sind die in Ehren ergrauten Revoluzzer Subjekte der Historisierung.

Der oft zitierte Marsch durch die Institutionen, den viele Systemkritiker damals angetreten haben, hat jetzt also eine Volkshochschule erreicht. Ob das im Sinne der 68er ist, wird sich zeigen. Sie wollten die Gesellschaft immer in ihrem Sinne erziehen. Eine VHS will das nicht. Ihr Auftrag ist Bildung. Dem kommt das Ingolstädter Dozentenkollektiv mit einer dicken Broschüre erneut sehr volksnah nach.

"Bei uns wird's auch im Winter bunt", kündigte VHS-Leiterin Petra Neumann bei der Vorstellung des neuen Semesterprogramms an. Der Tag der Offenen Tür am nächsten Samstag in der VHS biete die beste Gelegenheit, "den richtigen Kurs zu finden, denn der Kern ist die Beratung. Wir wollen nicht, dass unsere Kunden frustriert wieder gehen. Wir wollen, dass sie spüren: Fortbildung kann Spaß machen!" Ein großer Teil des VHS-Teams stehe bereit. Alle Kurse könne man am Tag der Offenen Tür buchen, so Neumann, aber da das neue Semester erst zwei Wochen später starte, sei alles noch nicht endgültig.

Hier eine kleine Auswahl:Sprachen: In der VHS kann man in rund 300 Kursen 18 Sprachen lernen. Niederländisch ist wieder hinzugekommen. Dazu gibt es Spezialangebote wie "Englisch für Schichtarbeiter", abgestimmt auf deren Arbeitszeiten, oder einen Lektürekurs zu Mary Shelleys "Frankenstein". Deutschkurse für alle Niveaus (von der Alphabetisierung bis zur Oberstufenreife C2) gehören in der VHS zum Standard. Schnupperwoche: Vom 15. bis 22. September gibt es die Gelegenheit, kostenlos und unverbindlich 60 Angebote aus allen Bereichen kennenzulernen. Schmankerl: Zum Beispiel ein Brauseminar. Oder eine italienische Komödie, die in einem Workshop einstudiert wird. Diskussion der Landtagskandidaten: Da die VHS ihren Auftrag, politische Bildung zu vermitteln, ernst nimmt ("auch wenn es eine schwere Kost ist", so Petra Neumann), bittet sie am Donnerstag, 27. September, um 19.30 Uhr acht Landtagsdirektkandidaten aufs Podium im Kollersaal. Zugesagt haben Eva Bulling-Schröter (Die Linke), Petra Flauger (FW), Alfred Grob (CSU), Raimund Köstler (ÖDP), Stephanie Kürten (Grüne), Johannes Kraus von Sande (AfD), Jakob Schäuble (FDP) und Christoph Spaeth (SPD). Am Donnerstag, 4. Oktober, ist unter dem Motto "Endpurt" eine Zusammenfassung des Wahlkampfs geplant. Kontakt: Volkshochschule Ingolstadt, Hallstraße 5, Telefon (0841) 305-1854, Fax: 305-1855. E-Mail: vhs@ingolstadt.de. Im Netz: www.ingolstadt-vhs.de.