Ingolstadt
Rathaussaal wird zum EU-Parlament

Scheiner-Gymnasium simuliert Sitzung in Brüssel - und die Briten sind auch noch dabei

13.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:23 Uhr
Laura Czerny
Wo sonst der Stadtrat tagt, traf sich gestern ein etwas verjüngtes "EU-Parlament": Das Christoph-Scheiner-Gymnasium simulierte eine Sitzung. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Verschiedene Flaggen fast aller europäischen Länder hängen an den Wänden. Die Ländervertreter sitzen bereit. Die Briten sind auch noch dabei. Es herrscht durch die letzten leisen Absprachen eine angespannte Stimmung im großen Sitzungssaal des neuen Rathauses, wo sonst der Ingolstädter Stadtrat tagt. So fühlt es sich offensichtlich an, wenn das Christoph-Scheiner-Gymnasium eine EU-Parlamentssitzung simuliert.

"Ruhe. Die Sitzung beginnt nun", sagt die Parlamentspräsidentin Sophie Hafner laut, so wie es im echten Leben Antonio Tajani sagen würde. Der Saal wird ruhig. Unterhaltungen werden sofort eingestellt. Die zweite Resolution des Tages handelt von der Erneuerung des EU-Sicherheitskonzepts. Luxemburg aus dem Präsidium trägt die Feststellungen und Forderungen vor. Das Thema der ersten Resolution, das schon hinter allen liegt, war die Vereinheitlichung der europäischen Sozialsysteme. "Jedes Land darf jetzt vortreten und eine Frage stellen", erklärt Hafner.

Die Sitzung wurde von neun Schülern innerhalb eines Seminars des Scheiner-Gymnasiums geplant. Die Themen durften sie sich selbst heraussuchen. Die Schüler der Klassen Q12 und ein Teil der Q11 haben sich schick gemacht. So sitzen viele Buben mit Anzug und Mädchen mit Kleidern im Plenum. Vor zwei Wochen saß auch die 10. Klasse in diesem Saal. Organisiert hat das ganze Ute Badum, eine Lehrerin der Schule.

"Wie sollen Länder mit geringen finanziellen Mitteln Frontex unterstützen?", fragt Griechenland. Tschechien aus dem Präsidium beantwortet diese Frage zur Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache so: "Wir berechnen die Beiträge, die jedes Land erbringen kann." Die 90 beteiligten Schüler wirken alle sehr professionell und wissen, was sie zu sagen haben. Es gibt weitere Fragen zu den Themen Grenzpolizei, Kommunikation zu Frontex und Finanzierung. Das Präsidium hat auf jede Frage eine Antwort.

Nachdem jedes Land seine Frage gestellt hat, dürfen sich die Länder fünf Minuten beraten. Die Diskussionen beginnen und es wird deutlich lauter im Saal. Nach der kurzen Besprechungspause geht es gleich weiter mit einer offenen Diskussionsrunde. Dabei sollen die Länder genauer auf die einzelnen Forderungen eingehen. Kroatien merkt an: "Wir können das Ganze unmöglich finanzieren. Die Unterstützung von Frontex und die Unterbringung der Grenzpolizisten sind für uns zu hohe Kosten." Deutschland ist mit zwei der acht Forderungen des Präsidiums nicht einverstanden.

Die Schüler schreiben fleißig mit und argumentieren. Die Lehrer scheinen auch begeistert, geben in den Pausen nur ein paar Verbesserungstipps, um die Simulation noch realer wirken zu lassen. Europa hautnah zu erleben ist für alle Beteiligten eine Erfahrung fürs Leben - und die Briten sind auch noch dabei!

Laura Czerny