Ingolstadt
Pop-up-Store rockt nicht mehr so recht

Keine neuen Bewerber für Laden an der Theresienstraße - IFG bietet früheren Betreibern an, dauerhaft zu bleiben

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Wechselnde Händler und Sortimente: Der Pop-up-Store zeit[t]raum an der Theresienstraße ist noch bis 6. Januar ein Modeladen. −Foto: Hammer

Ingolstadt (sic) Darf man den Weinhandel zur Kreativwirtschaft zählen?

Das komme auf die Rebsorte und die Kunst des Kelterns an, könnten hier Winzer antworten. OB Christian Lösel erörterte diese eher selten aufgeworfene Frage am Montag im Verwaltungsrat der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft IFG. Und stellte fest: "Weinhandel ist keine Kreativwirtschaft! " Der Hintergrund dieses ungewöhnlichen Gedankenaustauschs: In einem gleichwohl ungewöhnlichen Geschäft an der Theresienstraße 13 fließen klassischer Handel und Kreativwirtschaft unkonventionell zusammen. So will es das Konzept, denn es handelt sich um einen Pop-up-Store, also einen Laden, den Künstler, Kunsthandwerker, Modeschöpfer und andere Kreative als besondere Marketingplattform nur für ein paar Wochen betreiben - dann kommen die nächsten Kurzzeitgeschäftsleute. Das Problem: Der Pop-up-Store zeit[t]raum an der Theresienstraße rockt nicht mehr so richtig, zumindest unter potenziellen Anbietern.

Fünf Betreiber haben in dem gelben Haus - Tür an Tür mit der Bäckerei Heiglbeck - schon ihre Waren präsentiert und verkauft, alle durchaus mit Erfolg, hieß es. Darunter besagter Weinhändler. Noch bis 6. Januar bietet das Studio jEE Mode an. Doch es gebe keine neuen Bewerber für den Laden, berichtete Norbert Forster, der Geschäftsführer der IFG. Die fördert das Pop-up-Projekt zusammen mit dem Verein IN-City im Rahmen der Leerstandsbeseitigungsinitiative City-Freiraum. "Deshalb bieten wir allen, die bisher drin waren, an, den Store dauerhaft zu mieten. " Mit zweien sei man im Gespräch, ein Ergebnis stehe noch aus. Ein dauerhafter Pop-up-Händler sei einem drohenden Leerstand auf jeden Fall vorzuziehen.

OB Lösel behagt das gar nicht. "Schließlich geht es hier um das Geld der Bürger! Wir benötigen jetzt eine Kosten-Nutzen-Analyse und eine Schwachstellenanalyse, denn Wirtschaftsförderung ergibt wenig Sinn, wenn sie nicht irgendwann über Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen zurückfließt. Wir können nicht nur um des Förderns willen fördern. " Im zeit[t]raum-Store sieht der OB "Ansätze ganz normalen Handels".

Einwand Petra Kleine (Grüne): "Wenn man die Kreativwirtschaft gezielt stärken will, muss es auch um andere Kriterien gehen, weil da die Dinge etwas anders funktionieren". Die Weinhändler hätten in dem Pop-up-Store zum Beispiel auch Design gestaltet oder aus altem Material Neues erschaffen. "Das ist sehr kreativ und war auch touristisch attraktiv", argumentierte Kleine.

Thomas Deiser, CSU-Stadtrat und Vorsitzender des Händlervereins IN-City, erinnert sich an die Weinkenner als temporäre Mieter: "Der Laden ist aus einem Workshop der Kochszene hervorgegangen. Leider fühlen wir uns jetzt von dieser Szene im Stich gelassen, weil aus ihr keine einzige Bewerbung für den Pop-up-Store eingegangen ist! " Noch günstiger können man in der Innenstadt einen Laden nicht bekommen, so Deiser, "außer, wir schenken ihn her". 100 Euro zahlen die Betreiber im Monat für das Geschäft in 1a-Lage. Insgesamt wird die Initiative City-Freiraum, die in viele weitere Gebäude das Leben zurückbringen will, von der IFG mit 50000 Euro pro Jahr gefördert, berichtete deren Chef. Forster erzählte auch: "Wir haben gerade in der Kochszene massiv geworben, aber keine Bewerber gefunden. "

Bürgermeister Sepp Mißlbeck brachte ein Schlüsselwort in die Diskussion ein: Wettbewerb. Er frage sich: "Ist es ein sinnvoller Weg, jemanden lange zu unterstützen, nur weil er neu ist? " Dieser Aspekt spiele bei Wirtschafsförderung eine große Rolle.