Ingolstadt
Polizei nimmt "Superblitzer" in Betrieb

Gerät misst sowohl Geschwindigkeits- als auch Rotlichtverstöße

07.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:00 Uhr
Die Blitzersäule an der Kreuzung Münchener Straße/ Bahnhofstraße geht in der kommenden Woche als erste der drei im Stadtgebiet von Ingolstadt aufgebauten Anlagen in den Echtbetrieb. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Seit einigen Wochen stehen die grauen Säulen an drei Kreuzungen im Ingolstädter Stadtgebiet und manch einer trat schon vorsorglich auf die Bremse – jetzt aber erst werden sie scharf geschaltet: Die Ingolstädter Polizei wird in den kommenden Tagen die stationären „Superblitzer“ in Betrieb nehmen, die sowohl die Geschwindigkeit messen als auch das Rotlicht überwachen.

Am Freitagvormittag hat die Verkehrspolizei an der Bahnhofskreuzung den Testbetrieb für den dortigen Blitzer  gestartet, um „die internen Abläufe“ der Inspektion noch einmal zu überprüfen. Im Lauf der kommenden Woche wird laut dem Dienststellenleiter Jürgen Voraberger dann der Echtbetrieb losgehen und die Ergebnisse der Messeinheit „PoliScan FM1“ des Herstellers Vitronic werden geahndet. An den beiden anderen Standorten von stationären Blitzern (Manchinger Straße beim McDonald‘s und Richard-Wagner-Straße beim Kaufland) werden die Geräte gerade noch geeicht. Dort soll es noch einige Tage dauern, bis sie den Verkehr ins Visier nehmen.

Mit ihnen bricht ein neues Zeitalter in Ingolstadt an: Der Superblitzer misst rund um die Uhr und kann  sowohl Geschwindigkeits- als  auch Rotlichtverstöße gleichzeitig feststellen und dokumentieren. Er kontrolliert dabei mehrere Fahrzeuge auf mehreren Fahrspuren zur selben Zeit. Ein ungefährliches und sichtbares Laserlicht erfasst (ab einer Entfernung von 75 Metern) die Reflexion von Kennzeichen und Scheinwerfern. Durch mehrfache Messung des Abstands zwischen Messgerät und Fahrzeug wird die Geschwindigkeit (gerichtssicher) berechnet. Wer erwischt wird, sollte  es merken – das moderne Gerät löst weiterhin den bekannten roten Blitz aus; ab 11 Stundenkilometer zu schnell (erlaubt sind 50). Laut Voraberger werden an der Münchener Straße nur die Spuren stadteinwärts erfasst. 

Der Poliscan ist dabei auch mit  der Ampel  verbunden und auf die dortige Haltelinie kalibriert. Er kann die Dauer der Rotphase berechnen und dem Verstoß zuordnen, falls jemand zum Beispiel bei Dunkelrot über die Linie in den Gefahrenbereich  schießt. Der alte analoge  Rotlichtblitzer („Starenkasten“) ist dadurch überflüssig geworden und inzwischen abmontiert.

Den Superblitzer sabotieren zu wollen, ist übrigens keine gute Idee. Nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern auch aus tatsächlichen: Die Säulen sind mehrfach alarmgesichert. „Bei Manipulation und Beschädigungen wird sofort automatisch die Einsatzzentrale benachrichtigt“, sagt Voraberger. Dann eilt eine Streife herbei. Zudem ist das Abgreifen von Daten bestens gesichert. „Alles ist mehrfach verschlüsselt“, berichtet der Verkehrspolizeichef.

Allerdings hat die Säule eine Sollbruchstelle, damit sie bei einem (Auffahr-)Unfall kein massives Hindernis direkt am Straßenrand darstellt. „Also der Baumstamm oder die Laterne daneben dürften massiver sein.“ 
190 000 Euro („Komplettpreis“) lässt sich der Freistaat die drei Ingolstädter Blitzer kosten. „Für jeden verhinderten Unfall ist das gut investiert – und schnell wieder drin, wenn man sich die Schadenssummen in solchen Fällen so anschaut“, sagt Voraberger. 4310 Mal hat es 2017 auf Ingolstadts Straßen gekracht. Bei 661 Unfällen waren auch 770 Verletzte zu beklagen.

Von den Geräten erhofft sich die Polizei nun deutlich mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Alle drei Standorte an den ausgewählten Kreuzungen sind nicht nur an Straßen, auf denen bekanntlich schnell und oft zu schnell gefahren  wird, sondern eben auch statistisch  erkannte Unfallschwerpunkte, berichtet Franz Bäumler, der Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion. Ihm und seinen Kollegen würden noch einige gute Standorte einfallen. Doch weitere  Blitzer sind vorerst nicht geplant. Noch nicht.

Christian Rehberger