Ingolstadt
Pionier des Ingolstädter Wohnungsbaus

Der Architekt Clemens Häusler feiert heute seinen 80. Geburtstag

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
Michael Schmatloch
Wird heute 80: Architekt Clemens Häusler. −Foto: Foto: Schmatloch

Ingolstadt (DK) Wer als Architekt nie selbst einen Stein in der Hand gehabt, Mauern gebaut, Mörtel angerührt hat, dem fehlt der echte Bezug zur handwerklichen Praxis.

Davon ist Clemens Häusler überzeugt. Und er muss es wissen. Denn er kennt die Baubranche sozusagen von allen Seiten, hat sich hochgearbeitet vom Maurer über den Inhaber einer Bauträgerfirma zum Architekten und hat dem Wohnbau in Ingolstadt über Jahrzehnte seine Handschrift aufgedrückt. Heute wird Häusler 80 Jahre alt. Und wenn er zurückblickt, dann schaut er auf 600 Miet- und Eigentumswohnungen, die er gebaut hat, auf 255 Doppel- und Reihenhäuser, sechs Wohnhöfe und zwei Kirchen, auf zahlreiche städtische und staatliche Architekturpreise und einen Lebensweg, der irgendwie typisch war für die Nachkriegsjahre und die Wirtschaftswunderzeit.

Eigentlich wollte der Sohn eines Maurers aus Ernsgaden lieber Automechaniker werden, landete aber in Ermangelung von Ausbildungsplätzen dann doch bei der Maurerkelle. "Hauptsache etwas, um eigenes Geld zu verdienen", sagt Häusler, der damals sogar noch ein Jahr Wartezeit von seinem Lehrherren aufgebrummt bekam, weil "der Bub so klein" war. Und "eigenes Geld" klingt aus heutiger Sicht beinahe amüsant. "Fünf Mark und 50 Pfennig gab es im ersten Lehrjahr pro Woche", erinnert sich Häusler an jene Zeit, in der 50 Arbeitsstunden wöchentlich normal waren.
Nach der Lehrzeit ist Häusler dann auf die Walz gegangen, ohne Hut und Stock, wie er sagt, aber von Baustelle zu Baustelle. In München, Bad Wiessee, Stuttgart, Esslingen, Ludwigsburg. Und sammelte dabei jene Erfahrungen, die es ihm ermöglichten, gleich nach seiner Bundeswehrzeit auf die Meisterschule in München zu gehen. "Drei Wintersemester büffeln und im Sommer auf dem Bau arbeiten, um das Geld für die Schule zu haben", fasst er die Zeit in einem Satz zusammen. "Bafög gab es damals nicht. "

Man schrieb das Jahr 1963, als Clemens Häusler seinen Meisterbrief stolz nach Hause brachte und gleich seine erste eigene Baufirma gründete. Mit drei Mann, einem VW-Pritschenwagen, einem Mörtelmischer und einem Schrägaufzug. "8000 Mark hatte ich da gespart und meine zukünftige Frau hatte ebenfalls 8000 Mark erspart. " Mit ihr ist Clemens Häusler seit 55 Jahren verheiratet und hat drei Kinder.

16 000 Mark also. Das war der Grundstock für die Baufirma, die er Ende der 1960er Jahre zu einer Bauträgerfirma werden ließ. "Ich hatte keine Lust mehr, jeden Auftrag annehmen zu müssen, um meine Leute zu beschäftigen und auf die Bezahlung der Aufträge warten zu müssen", erinnert sich der Architekt, "ich habe mir gesagt, das machst du nicht ein ganzes Berufsleben mit. "

Aus der Not geboren hat Clemens Häusler, der erst 1971 mit Familie und Firma von Ernsgaden nach Ingolstadt umgesiedelt ist, also den Weg nach vorne angetreten. Wie ein paar Jahre später erneut, als ihm ein Kollege im Flugzeug von New York erzählte, dass es eine neue Bauzulassungsordnung Maurern und Zimmerern untersagt, künftig mehr als Einfamilienhäuser zeichnen zu dürfen. Dabei war die Planung seiner Häuser und Wohnhöfe, für die er wie für den Clemenshof in Friedrichshofen viele Preise bekommen hat, doch Häuslers eigentliche Berufung. Und der Schlüssel seines Erfolges. Denn sein Credo "Preiswert muss es sein, funktionell und schön auch noch" prägt wohl alle seine Wohnbauten, die jeder Ingolstädter kennt, meist ohne zu wissen, dass sie die Handschrift von Clemens Häusler tragen.

Noch einmal also ging Häusler in die Offensive, meldete sich aus Autodidakt bei der Architektenprüfung an und bestand als einer der wenigen. 1976 war es, als er dann stolzes Mitglied der Architektenkammer wurde.

"Es sind allerhand Objekte entstanden im Laufe der Jahre", meint er bescheiden, eines der letzten steht an der Levelingstraße und zählt stolze 229 Wohnungen, Geschäfte und Lokale. Und dass er immer wieder mal "was behalten hat" von den vom ihm geplanten Häusern und Wohnungen, trifft den Immobilienbesitz Häuslers wohl auch nicht ganz, für den er eine eigene Hausverwaltungsfirma gründen musste, in der er heute mit 80 Jahren noch mitarbeitet. Ein "bisserl halt", wie der passionierte Golfer sagt.

Michael Schmatloch