Ingolstadt
Auf dem Weg zu neuer Größe

Vorstände der beiden Genossenschaftsbanken beantworten Fragen zur geplanten Fusion

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
An der falschen Adresse sind Kunden der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing nicht nur mit ihren Überweisungsträgern am Briefkasten, sondern ab Mitte März überhaupt in Alfershausen. Die Filiale schließt nämlich ihre Pforten für immer. −Foto: Luff

Ingolstadt/Pfaffenhofen (DK) Da wächst etwas richtig Großes zusammen: Wenn die Vertreterversammlungen am 11. Juni in Pfaffenhofen und am 13. Juni in Ingolstadt ihre Zustimmung zur Fusion der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte und der Hallertauer Volksbank geben, dann ist in der bayerischen Bankenlandschaft ein neues Schwergewicht unterwegs: Die zweitgrößte Volksbank/Raiffeisenbank beziehungsweise drittgrößte Genossenschaftsbank Bayerns hat dann ihren Sitz in Ingolstadt.

Ein Fünfer-Gremium, bestehend aus Richard Riedmaier, Wolfgang Gebhard und Franz Mirbeth (Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte) und Andreas Streb und Thomas Lange (Hallertauer Volksbank) soll das gemeinsame Haus in die Zukunft führen. Am Freitag beantworteten die fünf Vorstände in der Hallertauer Volksbank Fragen zur Fusion - und zeigten sich bestens gelaunt. Schließlich laufen die Sondierungsgespräche hervorragend. Und auch auf der menschlichen Seite habe man sich gefunden, versichert Richard Riedmaier: "Da stimmt die Chemie, das macht Spaß."

 

Die Hallertauer Volksbank und die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte flirten ja schon länger miteinander. Wieso kommt es gerade jetzt zur Bankenehe?

"Wir haben immer wieder mal miteinander gesprochen, da die Zeiten für Regionalbanken mit unserem Geschäftsmodell generell nicht einfach sind und das Umfeld herausfordernd ist. Jetzt war es einfach soweit, dass es gepasst hat, wir haben die richtige Basis und einen gemeinsamen Weg gefunden."

 

Nach der Eheschließung - wie wird das Bankenpaar denn heißen?

"Da braucht es keine Namensänderung mehr. Die neue Bank wird Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte heißen und ihren Sitz in Ingolstadt haben. Die eingeführte Marke Hallertauer Volksbank bleibt aber im Kerngebiet dieser Bank weiterhin erhalten und wird unseren Bezug zur Region und unsere Präsenz in der Region nach außen hin darstellen."

 

Was Pfaffenhofen betrifft - wo werden die Frischangetrauten arbeiten? Auf der südlichen Hauptplatzseite, im bisherigen Haupthaus der Volksbank, oder gegenüber, bei der jetzigen Raiffeisenfiliale?

"Der jetzige Sitz der Hallertauer Volksbank am Hauptplatz soll zum Hauptgebäude der neuen Niederlassung werden. Wie die bisherige Pfaffenhofener Filiale der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte künftig genutzt wird, ist noch nicht im Detail besprochen. Wir werden aber sicher etwas finden, mit dem die Innenstadt weiter belebt wird. In Kösching, wo es wie in Pfaffenhofen eine Doppelpräsenz gibt, ist die Standortprüfung noch nicht abgeschlossen."

 

Wie wird sich die Fusion auf die Mitarbeiter auswirken? Gibt es Kündigungen?

"Wir werden keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen. Das haben wir nicht gemacht und das werden wir nicht machen, das passt nicht zu unserer Kultur. Aber wir werden die natürliche Fluktuation nutzen und Leute, die in die passive Phase unseres Altersteilzeitprogramms gehen, nicht ersetzen. Die Personalstärke wird sich also von selbst reduzieren. In Ingolstadt soll die Zahl zum Beispiel binnen drei Jahren um 25 sinken, bei der Hallertauer Volksbank ist im Businessplan ein Rückgang um drei bis vier Mitarbeiter pro Jahr vorgesehen. Dramatisch ist das bei derzeit insgesamt 843 Mitarbeitern also nicht. Wir brauchen ja unsere Leute auch, so eine Fusion ist ein gewaltiger Kraftakt."

 

Werden denn zahlreiche Pfaffenhofener Mitarbeiter künftig nach Ingolstadt pendeln müssen und sitzen dann nach der Fusion noch Vorstände in Pfaffenhofen?

"Wir haben in Ingolstadt drei Verwaltungsstandorte und alle sind rappelvoll. Wir werden schon deshalb keine Kapazitäten nach Ingolstadt verlagern, weil wir keinen Platz haben. Es wird sinnvoll sein, Teams und Bereiche, die zusammengehören, zusammenzuführen, aber es wird keine Völkerwanderung nach Ingolstadt geben. Beide Genossenschaftsbanken haben in den vergangenen Jahren auch viel in die Digitalisierung investiert, sodass zum Beispiel auf Kreditakten von jedem Standort aus zugegriffen werden kann und die nicht mehr an einem Ort sein müssen. Dazu kommen technische Möglichkeiten wie Videokonferenzen. Daher haben wir wegen der Raumproblematik keine großen Bauchschmerzen. Die Vorstände werden ihre Büros in Ingolstadt haben, aber natürlich wie schon bisher viel im kompletten Gebiet unterwegs sein."

 

Ist mit Filialschließungen zu rechnen und wenn ja, wen trifft es denn?

"Wir haben nur Doppelpräsenzen in Pfaffenhofen und Kösching. Ansonsten ergänzt sich das Filialnetz der beiden Häuser geradezu perfekt. Ein Filialsterben wird es nicht geben. Nur im Ingolstädter Süden werden - unabhängig von der Fusion - per 1. April drei kleine Standorte zu einer neuen großen Filiale zusammengefasst. Künftig wird es also 51 Filialen mit persönlicher Beratung geben."

 

Die neue Bank soll von fünf Vorständen geführt werden. Sind das nicht selbst für ein Geldinstitut mit rund vier Milliarden Euro Bilanzvolumen recht viele Spitzenposten? Die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt ist noch größer und hat vier Vorstände.

"Es ist wichtig, dass sich auch bei der Besetzung des Vorstands beide Banken in der neuen Gemeinschaft wiederfinden. Und bei Bayerns drittgrößter Genossenschaftsbank mit 843 Mitarbeitern ist ein Fünfer-Gremium nicht übertrieben. Dabei muss man auch die Größe der Region berücksichtigen. Und wenn man nicht nur immer die Bilanzsumme, sondern einmal das Kundengeschäftsvolumen anschaut, dann werden wir da acht Milliarden Euro haben und nach diesem Maßstab größte Regionalbank im großen Gebiet der Region 10 sein. Da sind wir mit fünf Vorständen sicher nicht überbesetzt."

 

Gibt es denn interne Widerstände gegen die Bankenhochzeit?

"Für die Mitarbeiter sind keine großen Änderungen zu erwarten, dementsprechend gab es keine negativen Reaktionen. Die Fusionspläne kommen auch letztlich für niemanden so richtig überraschend. Wir haben ja immer wieder auf diese Möglichkeit hingewiesen."

 

Bringt Ihre Fusion auch dem Kunden was?

"Natürlich. Die Kunden behalten so eine in jeder Hinsicht leistungsfähige Bank. Die Fusion gewährleistet den Erhalt der Flächenpräsenz mit 51 Geschäftsstellen. Und von dieser Struktur hat ja der Kunde durchaus was."

 

Die Fragen stellten Robert Schmidl und Severin Straßer.