Hepberg
PFC-Verdacht am Übungsplatz

Behörden: Keine Auswirkungen auf Trinkwasser in Lenting, Hepberg und Stammham

14.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:00 Uhr

Hepberg (DK) Der Standortübungsplatz in Hepberg steht auf der Liste der Bundeswehrliegenschaften mit PFC-Verdacht.

Bis dato liegen noch keine Untersuchungsergebnisse vor. Für das Trinkwasser von Lenting, Hepberg und Stammham gibt eine aktuelle Untersuchung Entwarnung.

"Am Standortübungsplatz Hepberg besteht im Bereich der Übungshäuser der Verdacht auf eine PFC-Verunreinigung. " Das hat jetzt ein Sprecher des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr auf Anfrage des DONAUKURIER bestätigt. Ein Verdacht auf Kontamination bestehe allerdings bereits, wenn ein Hinweis vorliegt, dass PFC-haltige Substanzen gelagert oder verwendet wurden oder dies "nicht absolut ausgeschlossen" werden könne. Wie alle "kontaminationsverdächtigen Flächen" werde der Übungsplatz derzeit in der Phase I des Altlastenprogramms der Bundeswehr "erfasst und bewertet". Untersuchungen zur Gefährdungsabschätzung würden erst später vorgenommen.

Dennoch meint man bei dem in Bonn ansässigen Bundesamt, schon jetzt jegliche Gefahr ausschließen zu können: "Die Bevölkerung kommt mit den u. U. verunreinigten Umweltmedien (Boden und Gewässer) grundsätzlich nicht in Berührung, daher kann von einer Gefahr nach hiesiger Kenntnis nicht ausgegangen werden. " Dass der Standortübungsplatz im Wasserschutzgebiet Am Kalkbrenner liegt, ist den Bonnern dabei offenbar entgangen. Die sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien gelten als krebserregend.

"Leider hatte das Bundesamt keinen Kontakt zu den Behörden vor Ort", sagt Josef Graf, Sachgebietsleiter Umweltschutz am Landratsamt Eichstätt. Der Chef des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt (WWA) gibt ihm recht: "Da hat sich die Bundeswehr vielleicht ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt", sagt Martin Mayer. Seine Behörde ist für das Thema PFC sensibilisiert, ist sie doch für die PFC-Altlasten in Münchsmünster, Manching und Neuburg zuständig. Deshalb habe sein Haus im Herbst über die Landratsämter die Empfehlung rausgegeben, dass die Trinkwasserversorger ihr Wasser auf PFC-Verbindungen untersuchen lassen sollten, so Mayer.

Die Gemeinde Lenting hat ihre Brunnen prüfen lassen - "als reine Vorsorgemaßnahme", sagt Bürgermeister Christian Tauer. Deshalb kann er auf fundierter Basis Entwarnung geben: "Das Untersuchungsergebnis vom 8.Mai besagt, dass PFC unter der Nachweisgrenze liegt. " Darüber dürfte nicht nur Tauer erleichtert sein - "ich trinke gern Leitungswasser, weil es frischer nicht zu kriegen ist und weil ich nicht gern Wasserkästen schleppe" - sondern auch seine Amtskollegen Albin Steiner und Hans Meier. Denn aus den zwei Lentinger Trinkwasserbrunnen werden auch die Haushalte von Hepberg und Stammham sowie die Raststätte Köschinger Forst mit frischem Trinkwasser versorgt - insgesamt rund 12000 Menschen.

"Ich bin froh, dass die Wasseruntersuchung in Absprache mit den Wassergästen - so heißen die Abnehmer im Fachjargon - gemacht worden ist", sagt Stephan Gmöhling, Geschäftsleiter im Lentinger Rathaus. Derzeit würde auch der neue, dritte Brunnen bis in 220 Meter Tiefe auf alle möglichen Parameter hin untersucht und eben auch auf eine mögliche PFC-Belastung.

Mit der Entwarnung aus Lenting ist der PFC-Verdacht freilich noch nicht vom Tisch. "Bei der Standortverwaltung (STOV) in Ingolstadt weiß aktuell niemand, warum der Standortübungsplatz Hepberg auf die Liste der möglicherweise PFC-belasteten Liegenschaften der Bundeswehr gesetzt worden ist", hat Josef Graf vom Landratsamt in Erfahrung gebracht. Löschschäume seien hauptsächlich auf Flugplätzen zum Einsatz gekommen. Auf der Karte der Verdachtsflächen stünden aber auch Munitionsdepots. "Vielleicht hat da ja mal ein Panzer gebrannt", kann auch Mayer nur mutmaßen.

Deshalb würden jetzt die verschiedenen Maßnahmen des Altlastenprogramms greifen. Der erste Schritt sei die historische Recherche durch die STOV, auf gut Deutsch: "Wo könnte was sein? " Erst wenn sich der Verdacht bestätige, kämen Bohrgeräte zum Einsatz. Der dritte Schritt sei ein Sanierungsplan. "Da geht's dann ans Eingemachte", sagt Mayer. Aber auch schon die Untersuchungen, für die zum Teil Tausende von Bohrungen notwendig sein können, gingen richtig ins Geld. Bei PFC-Fällen ist von Anfang an der Verursacher in der Pflicht. Das WWA ist als Fachbehörde mit dabei.

"Dabei wurde uns immer gesagt, dass es für die Wasserqualität gut ist, dass der Übungsplatz im Wasserschutzgebiet liegt, weil dort keine Landwirtschaft betrieben wird", sagt der Hepberger Bürgermeister Albin Steiner etwas desillusioniert.

Sebastian Kügel